Zeitbilder 7/8, Schulbuch

4. Die Umweltbewegungen L Das vorrangige Ziel der Grünen Politik ist eine innere Revolution, das „Ergrünen des Ich.“ (Kelly, Essays, 1994, S. 40) Fortschritte und Ängste Unsere Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten nach- haltig geändert. Neue Technologien steigern die Pro- duktivität und die Möglichkeiten zur Kommunikation. Gleichzeitig bekommen die Menschen immer mehr das Gefühl, dass sie diese komplexen Zusammenhänge nicht mehr durchschauen, sie nicht mehr kontrollieren können. Sie fürchten, die Bestimmung über ihr eigenes Leben, über ihre Umwelt, letztlich über das Schicksal der Erde zu verlieren. Der Treibhauseffekt bedroht als tödliche Gefahr die ge- samte Menschheit; der Regenwald brennt noch immer; giftige Chemikalien sind tief in die Nahrungsmittelkette eingedrungen; die Genmanipulation bleibt eine offene Wunde. Vielfalt der Umweltbewegungen Die Umweltbewegung wird als die umfassendste und einflussreichste Bewegung unserer Zeit bezeichnet. Sie hat sich im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts v. a. in den USA und im mittleren und nördlichen Teil Europas etabliert. Sie äußert sich in mehreren Ausformungen. Überblick über die Vielfalt der Umweltbewegungen (Castells, Das Informationszeitalter II. Die Macht der Identität, 2002, S. 191): Typus (Beispiel) Identität Gegner Zielsetzung Naturschutz Natur- liebhaber Unkon- trollierte Entwicklung Wildnis Schutz des eigenen Bereichs Lokale Gemeinschaft Umweltver- schmutzer Lebens- qualität/ Gesundheit Tiefenöko- logie (Earth First!, Öko- feminismus) Das grüne Ich Industrialis- mus, Tech- nokratie und Patriarchalis- mus Ökotopia Rettung des Planeten Internatio- nalistische Öko-Kämpfer Ungehemm- te globale Entwicklung Nachhaltig- keit Grüne Politik (Die Grünen) Engagierte Bürger Politisches Establishment Gegenmacht –– Der Naturschutz in seinen verschiedenen Formen stand am Anfang der Umweltbewegung. Die Errich- tung von Reservaten und Nationalparks geht letztlich auf diese Idee der Erhaltung einer unberührten Natur zurück. –– Der eigene (Lebens-)Raum soll vor unerwünschter Nutzung geschützt werden. Als Gefahrenquellen, welche die eigene Lebensqualität und Gesundheit beeinträchtigen, werden z. B. gesehen: Der Bau von Autobahnen, Stromleitungen oder Flugplätzen, aber auch die Anlage von Giftmülldeponien und schließlich die Errichtung von Atomkraftwerken in der „nähe- ren“ Umgebung. Das Ziel, die eigene Lebenswelt zu erhalten, fördert am schnellsten das lokale (örtliche) umweltbezogene Handeln. Das geschieht in Form von Protestbewegungen gegen Umweltzerstörer und Umweltverschmutzer. Man fordert mehr Transparenz und Mitbestimmung bei der Entscheidung über die Flächennutzung und letztlich mehr staatliche (öffent- liche) Kontrolle gegenüber Konzernen. –– „Tiefenökologen“ fordern: „Die Erde zuerst!“ Sie füh- len sich in ihrer extremen Form allein an die Gesetze der Natur gebunden. Man weiß sich dem Vorrang der Natur vor den menschlichen Einrichtungen verpflichtet. Vertreter/innen der Tiefenökologie engagieren sich zum Teil kompromisslos gegen die unkontrollierte Ausbeutung der Natur. Sie nehmen dabei das Risiko von Strafverfolgung und Gefängnis auf sich. Sie set- zen sich u. a. für Tierbefreiung und artgerechte Tier- haltung ein und treten gegen Tierversuche auf. Die Ökofeministinnen sehen die Frauen als Opfer dersel- ben patriarchalischen Männergewalt, die auch der Natur angetan wird. Frauenbefreiung verbinden sie mit der Wiederherstellung der Natur im Widerstand gegen Kapitalismus und Industrialismus. –– Greenpeace gehört als weltweit wirkende Ökobe- wegung zu den größten sozialen Bewegungen in der bisherigen Menschheitsgeschichte. Greenpeace hat weltweit die Umweltprobleme mit gewaltlosen Ak- tionen besonders medienwirksam bewusst gemacht (vgl. S. 234 f.). –– Die Grüne Politik fand zunächst im Rahmen von Bürgerinitiativen der 1970er-Jahre statt. Diese setzten sich besonders für den Frieden, gegen die Atomkraft und für die Erhaltung der Natur ein. Vor allem junge W Windräder auf einem Feld. Nauen, Brandenburg 2011. 254 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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