Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Al Qaida – transnational gefürchtetes Terrornetz Die Anschläge vom 11. September 2001 stellten einen Höhepunkt in einer neuen Form des transnationa- len Terrorismus dar. Das Terrornetzwerk der Al Qaida kämpft allgemein gegen die westliche Vorherrschaft, vor allem gegen die Dominanz der USA. Im Besonde- ren sollen die Einflüsse des Westens aus jenen Gebieten zurückgedrängt werden, die nach Auffassung der Ter- roristen als islamisch gelten. Al Qaida entstand in Afghanistan und Pakistan. Welt- weit wurden islamische Kämpfer – zunächst mit ameri- kanischer Unterstützung – militärisch für den Guerilla- Krieg gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans (1979–1989) ausgebildet. Nach der siegreichen Beendi- gung dieses Krieges wurde in Afghanistan das streng islamistische Taliban-Regime errichtet. Al Qaida orga- nisierte und unterstützte anschließend in den 1990er- Jahren Terrorakte überall auf der Welt, wo sich musli- mische Gruppen bedroht sahen – in Bosnien, im Kosovo, in Somalia, Tschetschenien, Kaschmir und auf den Süd- Philippinen. Zum Gegner wurde zunehmend der „Wes- ten“, besonders die USA. Dieser unterstellten sie, die islamische Welt zu unterdrücken und auszubeuten. In zahlreichen islamischen Staaten werden die amerikani- sche Lebensführung und die westliche Konsumorientie- rung oft als schamlos empfunden. Dem Westen wird die Ausbeutung der Schwellen- und Entwicklungsländer vorgeworfen. Koalitionen gegen den Terror Nach dem 11. September 2001 gelang es den USA, eine breite Front für den „Krieg gegen den Terrorismus“ auf- zubauen. Wichtige islamische Staaten, wie Saudi Arabi- en, konnten für den Krieg gegen Afghanistan (Oktober 2001 bis März 2002) gewonnen werden. Dieser führte zwar zum Sturz des fundamentalistischen Taliban-Regi- mes, doch kämpfen NATO-Truppen noch immer gegen aufständische Taliban-Truppen. Auch Russland und China unterstützten die USA. Beide Großmächte se- hen sich nun besser als bisher legitimiert, Unabhängig- keits- oder Aufstandsbewegungen in ihren Staaten als „terroristisch“ einzustufen und sie zu bekämpfen. Russ- land etwa erwartet sich mehr „Verständnis“ für seinen Kampf gegen Unabhängigkeitsbewegungen im Kauka- sus – z. B. in Tschetschenien. Die Bezeichnung „Achse des Bösen“ für den Irak, Iran und Nordkorea durch den US-Präsidenten G. W. Bush stieß allerdings auf heftigen Widerspruch bei den europäischen Regierungen. Trotzdem griffen die USA und ihre Verbündeten („Ko- alition der Willigen“) 2003 den Irak in einem völker- rechtswidrigen Krieg erneut an (3. Golfkrieg) und be- setzten ihn. Das war auch das Motiv für die verheeren- den Bombenanschläge in Madrid 2004 und in London 2005 durch Al Qaida. Doch mittlerweile findet die überwiegende Anzahl der Terroranschläge in Pakistan, Afghanistan, im Irak und in anderen arabischen und muslimischen Staaten statt, und die Mehrzahl der Opfer sind Muslime. Terrorismus – Ein Kampfbegriff Terroristen oder Freiheitskämpfer? Im Prinzip geht Al Qaida ähnlich vor wie herkömmli- che Terrorgruppen: Man möchte mit Gewalt politische Ziele durchsetzen. Dazu wird die Bevölkerung einge- schüchtert und den Menschen das Gefühl vermittelt, dass bei den Gewaltakten (z. B. auch gegen öffentliche Verkehrsmittel, Diskotheken, Marktplätze oder Res- taurants) jeder getroffen werden könnte. Einer solchen Vorgangsweise bediente sich schon die Rote Armee Fraktion (RAF) in Deutschland und die italienischen Ro- ten Brigaden in den 1970er- und 1980er-Jahren ebenso wie die IRA in Nordirland. Auch die Tamil Tigers auf Sri Lanka oder die Kämpfer in Tschetschenien sowie die palästinensischen Selbstmordattentäter in Israel gehen ähnlich vor. Diese Terrorgruppen übten ihre verbreche- rischen Aktionen im Normalfall aber im eigenen Staat aus, während Al Quaida weltweit operiert. 6.2 Terrorismus – eine globale Bedrohung W 11. 9. 2001: Aus Saudi-Arabien und Ägypten kommende Terroristen steuerten zwei Passagierflugzeuge in die Twin Towers des World Trade Centers in New York und zerstörten sie. Verzweifelte Menschen spran- gen aus den obersten der 110 Stockwerke. Nie zuvor hatte ein Terroran- schlag so viele Tote gefordert (mehr als 3 000). Und noch nie konnte die Weltöffentlichkeit in Echtzeit mitverfolgen, wie das zweite Flugzeug in den Nordturm des WTC raste. Die Twin Towers stürzten in einem Inferno aus Feuer, glühendem Stahl und Beton in sich zusammen. Das Nerven- zentrum der Weltwirtschaft war für kurze Zeit lahmgelegt. Als Drahtzie- her wurde das fundamentalistisch-islamische Terrornetzwerk Al Qaida („Basis“) unter der Führung des saudischen Millionärs Osama Bin Laden identifiziert, das von Afghanistan aus operierte. 226 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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