Zeitbilder 7/8, Schulbuch

5.5 Krisenherd Kaukasus 1991: Drei neue Staaten entstehen Der Kaukasus stellt eine ethnisch, sprachlich und reli- giös sehr vielfältige Region dar. Diese Vielfalt wurde in der Zeit der kommunistischen Sowjetunion weitgehend unterdrückt. Mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde diese Region zu einem Krisenherd. Zunächst entstanden mit Georgien, Armenien und Aserbaid- schan drei neue Staaten. Dabei brach sehr bald (1991) zwischen Armenien und Aserbaidschan der Konflikt um Nagorny-Karabach offen aus. Das umkämpfte Gebiet liegt zwar in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Vermittlungsversuche von Russ- land, USA und Frankreich im Auftrag der OSZE sind bislang erfolglos geblieben. Das von Armenien besetz- te Gebiet strebt eine internationale Anerkennung als selbstständiger Staat an und wird darin von Armenien unterstützt. International von Bedeutung ist dieses Ge- biet auch deshalb, weil hier eine Pipeline im Bau ist, um Erdöl und Erdgas der riesigen Erdölvorkommen im Kaspischen Meer aus Baku über Aserbaidschan, Arme- nien und Georgien sowie die Türkei in den Westen zu transportieren. Die kritische Situation in der Kaukasusregion wird be- sonders durch den seit 1991 andauernden Konflikt zwi- schen Georgien und Russland verschärft. Die in Georgi- en liegenden Gebiete Südossetien und Abchasien stre- ben die Loslösung von Georgien an und werden dabei von Russland unterstützt. Im Jahr 2008 brach daraufhin ein offener Krieg zwischen Georgien und Russland aus, wobei russische Truppen in Georgien einmarschierten. Laut Bericht einer EU-Untersuchungskommission fan- den in diesem Krieg 850 Menschen den Tod, über 100 000 wurden in die Flucht getrieben – eine Lösung ist weiterhin nicht in Sicht. Nordkaukasus: Ein Krisenherd der Russischen Föderation Aber auch in der Kaukasusregion der Russischen Föde- ration selbst finden sich mehrere Konfliktherde. Mit dem Zerfall der Sowjetunion erklärten auch die in der „Russi- schen Föderation“ lebenden Tschetschenen ihre Unab- hängigkeit. Diese wurde jedoch von Moskau militärisch unterdrückt. Als die russische Armee imAugust 1996 ab- zog, war das Land weitgehend zerstört und ausgeblutet. Nach einer Serie von terroristischen Anschlägen im Ok- tober 1999 griff die russische Armee erneut an. Dabei wurden auch aus den Gefängnissen geholte Kriminel- le als Söldnereinheiten eingesetzt. Dieser zweite brutal geführte Krieg verwüstete das Land vollends und stei- gerte die Erbitterung der Tschetschenen. Moskau ließ Gemeindewahlen abhalten und besetzte alle Schlüs- selpositionen mit seinen Gefolgsleuten. Doch die An- schläge der tschetschenischen Rebellen gingen ebenso weiter wie die brutale Repression durch die russischen Truppen. Im September 2004 erschütterten die rücksichtslose Geiselnahme in einer Schule in Beslan durch tschet- W Geiselnahme in Beslan, Nordossetien, 2. September 2004 (Foto des russischen epa-Fotografen Sergei Chirikov). Ein Soldat versucht, ein weinendes Baby zu beruhigen. Die Kleine ist eine von den Geiseln, die in einer Schule in Beslan in Nordossetien gehalten wurden. 26 Frauen und ihre Kinder wurden freigelassen, im Gebäude befanden sich aber weitere 325 Menschen. 218 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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