Zeitbilder 7/8, Schulbuch

sehr viele junge Menschen. Sie organisierten sich über Internet und informierten darüber auch die Weltöffent- lichkeit. Polizeikräfte und von der Regierung bezahlte Gewalttäter unterdrückten die Proteste, was zahlreiche Tote zur Folge hatte. Weltpolitisch und insbesondere in Israel erregt das Atomprogramm des Iran große Besorgnis. Man fürchtet, dass der Iran in Kürze über atomare Waffen verfügen wird. Trotz mehrerer Resolutionen des Sicherheitsra- tes der UNO sind bisherige Versuche der Internationa- len Atomenergiebehörde zur Kontrolle des iranischen Atomprogramms nicht erfolgreich gewesen. Golfkriege – der Kampf um das Öl Die Ausstrahlung des iranischen „Gottesstaates“ auf die teilweise schiitische Bevölkerung Afghanistans, des Irak und der Scheichtümer am Persischen Golf erschien allen Anrainerstaaten bedrohlich. Dies und Grenzstrei- tigkeiten mit dem Irak führten 1980 zum iranisch-ira- kischen Krieg (Erster Golfkrieg). Er wurde von beiden Seiten durch Ölverkäufe finanziert. Erst 1988 wurde der ungewöhnlich blutige Kampf, in dem der Irak auch che- mische Waffen einsetzte, durch einen Waffenstillstand beendet. Keiner der beiden Gegner konnte einen we- sentlichen Vorteil verbuchen. Die Krisenregion am Persischen Golf kam aber nicht zur Ruhe. Lange Zeit wurde der Irak von den arabischen und europäischen Staaten, aber auch von den USA und der UdSSR als Schutz gegen das fundamentalistische Regime im Iran angesehen und dementsprechend auf- gerüstet. Am Ende des Ersten Golfkrieges war der Irak unter Saddam Hussein zwar im Besitz modernster Waf- fen und die stärkste Militärmacht der Region, jedoch schwer verschuldet. Nach einem Streit um die Nutzung eines Ölfeldes im Grenzbereich und der Weigerung Ku- waits, dem Irak seine Schulden zu erlassen, besetzte und annektierte dieser 1990 das winzige, aber (öl-)reiche Scheichtum. Damit waren nicht nur wirtschaftliche Inte- ressen des Westens in Gefahr, sondern es war auch ein Mitglied der UNO von der Landkar- te gelöscht worden. Da zeigte sich, dass Saddam Hussein die inzwi- schen eingetretenen weltpolitischen Veränderungen nicht richtig einge- schätzt hatte: Zum ersten Mal wand- te sich die UNO einmütig gegen ei- nen Aggressor. In zahlreichen Reso- lutionen forderte sie die Räumung Kuwaits und verfügte gleichzeitig mit einem Embargo den Aufbau einer multinationalen Streitmacht unter der Führung der USA. Nach dem Ablauf eines letzten Ultima- tums fügte 1991 diese Streitmacht durch den Einsatz hoch entwickelter Waffensysteme dem Irak, eine ver- nichtende Niederlage zu und zwang ihn zum Rückzug aus Kuwait (Zwei- ter Golfkrieg; Erster Irakkrieg). Die vielschichtigen Probleme in der Re- gion blieben ungelöst. Der 11. September 2001 – die Zerstörung der Twin-To- wers in New York durch entführte Passagierflugzeuge – bedeutete einen Wendepunkt in der US-Außenpolitik. Präsident George W. Bush bezeichnete den Iran, den Irak und Nord-Korea als „Achse des Bösen“. Vor allem der Irak, der nach bewusster Falschinformation durch die US-Administration Bush die Welt mit Massenver- nichtungswaffen bedrohe, sei erneut anzugreifen. Die Waffeninspektoren der UN konnten aber weder die ver- muteten Massenvernichtungswaffen noch Beweise für ein irakisches Nuklearprogramm entdecken. Trotzdem griffen die USA und eine „Koalition der Kriegswilligen“ am 20. März 2003 den Irak völkerrechtswidrig, d. h. ohne UN-Mandat, an und besiegten ihn nach sechs Wo- chen (Dritter Golfkrieg; Zweiter Irakkrieg). 2005 wurde Saddam Hussein von einem irakischen Gericht wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt und hingerichtet. Die multiethnischen und multireligiösen Probleme des Irak brachen offen aus. Fast jeden Tag fanden (Selbstmord-)Bombenanschläge gegen die US- Besatzungstruppen und deren Verbündete sowie gegen Iraker, die mit diesen zusammenarbeiten, statt. Trotz- dem konnten in den letzten Jahren weitgehend reguläre Parlamentswahlen stattfinden. Eine zunehmende Stabi- lisierung der politischen Lage ermöglichte einen weitge- henden Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte und ihrer Verbündeten ab 2009. Sie hatten sich dort aller- dings während ihrer Stationierung schwere Menschen- rechtsverletzungen zu Schulden kommen lassen. Fragen und Arbeitsaufträge  1. Charakterisiere die wesentlichen Konfliktpotentiale im mittleren Osten (Irak, Iran). 2. Bewerte die Situation von jungen Menschen im Iran, die seit Generationen unter repressiven Regimen aufwachsen. Ziehe dazu die beiden Bilder auf dieser Seite heran. W Öl-Verbrauch in 1000 Barrel (1 Barrel = 159 Liter) pro Tag; Vergleich zw. 2000 und 2010. Quelle: BP Statistical Review of World Energy. Juni 2011, S. 9. Weltweit Nord- amerika Asiatisch- Pazifischer Raum Europa und Eurasien Süd- und Zentral- amerika Mittlerer Osten Afrika USA China Russland Brasilien 2000 2010 2000 2010 2000 2010 2000 2010 2000 2010 2000 2010 2000 2010 2000 2010 2000 2010 2000 2010 2000 2010 76605 23574 21135 19582 4855 5021 3291 19701 4766 9057 2698 3199 2018 2604 19148 2439 7821 6104 19510 27237 23418 87382 217 6 Internationale Politik seit 1945 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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