Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Jugendliche, Streiks und Steuerverweigerung wurden von Israel mit dem Einsatz der Armee beantwortet. Nach dem Zweiten Golfkrieg (vgl. S. 217) unternahmen die USA verstärkte Anstrengungen für das Zustande- kommen einer Nahost-Friedenskonferenz. Das Ende des Kalten Krieges eröffnete auch hier neue Möglich- keiten. Die USA hatten bis dahin immer ihre schützen- de Hand über Israel gehalten und alle Beschlüsse der UNO gegen Israel durch ihr Veto zu Fall gebracht. Doch 1991 unterstützten sie erstmals die arabische Forderung „Land für Frieden“ und die UNO-Resolutionen, in de- nen Israel zur Rückgabe besetzter Gebiete aufgefordert wurde. Nach Geheimverhandlungen unter norwegischer Ver- mittlung unterzeichneten der israelische Ministerpräsi- dent Yitzhak Rabin und PLO-Chef Jasir Arafat 1994 in Kairo das „Gaza-Jericho-Abkommen“. Dieses sah eine Autonomie der etwa 800000 Palästinenser/innen im Gaza-Streifen und in Gebieten des Westjordanlandes vor. Wenige Tage später zog die israelische Armee aus diesen Gebieten ab. Ihren Platz nahm als Zeichen der Selbstverwaltung eine palästinensische Polizei ein. Obwohl sich auch Jordanien 1994 mit Israel aussöhn- te, war der Friede keineswegs gesichert. Immer wieder versuchten radikale Israelis und Palästinenser (Hamas, Jihad Islami), den Friedensprozess durch Terroranschlä- ge zu zerstören. Die Ermordung Yitzhak Rabins durch einen rechtsradikalen jüdischen Siedler im Jahr 1995 erschütterte den Nahen Osten. Schließlich löste der pro- vozierende Besuch des späteren israelischen Minister- präsidenten Sharon auf dem Tempelberg in Jerusalem im September 2000 die zweite Intifada aus. In den Jah- ren 2001 bis 2003 häuften sich die Selbstmordattentate von Palästinensern gegen israelische Zivilisten. Nach mehreren Vergeltungsschlägen rückte schließlich die israelische Armee in die autonomen Palästinenserge­ biete ein. Dort ging sie mit äußerster Gewalt vor. In vie- len Städten wurden Zerstörungen angerichtet und die palästinensische Infrastruktur zum größten Teil vernich- tet. Vermittlungsversuche durch die EU, die UNO und die USA wurden von Israel zunächst abgelehnt. Darü- ber hinaus verstärkte Israel seine Politik der „gezielten Tötung“ mutmaßlicher Terroristen. Die „Road Map“ – ein neuer Anlauf Eine Hoffnung für den Frieden im Nahen Osten stellte die „Road Map“ (2003) dar. Sie wurde von führenden Vertretern der Vereinten Nationen, der EU, der USA und Russlands ausgearbeitet. Nach der Durchführung von Wahlen sollte im Jahr 2005 ein palästinensischer Staat mit provisorischen Grenzen und eingeschränkter Bewaffnung entstehen. Der Zeitplan wurde jedoch nicht eingehalten. Beide Seiten behinderten den Friedensprozess: Israel setzte seine bisherige Politik fast unverändert fort. Palästi- nenser verübten weiterhin Anschläge. Um sich dage- gen zu schützen, begann Israel seine Grenzen durch eine mehrere Meter hohe Mauer („Wall“) zu sichern. Im Jahr 2004 starb Arafat. Als sein Nachfolger wurde Mahmud Abbas gewählt, der bereits im Februar 2005 mit Sharon zusammentraf. Nun wurde ein sofortiger Waffenstillstand mit Israel, die Freilassung von inhaf- tierten Palästinensern und der Rückzug der israelischen Armee vereinbart. Die ebenfalls vereinbarte Räumung der israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen wurde noch 2005 verwirklicht. Dies galt als Neuanfang zur Umsetzung der Road Map und als Ende der zweiten In- tifada. Durch demokratische Wahlen der Palästinenser (2006) erlangte die radikal-islamische Organisation Ha- mas die absolute Mehrheit. Seither regiert die Hamas im Gazastreifen, die traditionelle PLO im Westjordan- land. Vom Gaza-Streifen aus werden immer wieder Ra- ketenüberfälle auf Israel verübt. Im Gegenzug zerstört Israel durch Luftangriffe Einrichtungen der Hamas und vielfach auch die zivile Infrastruktur. Im Jahr 2014 es- kalierte nach Provokationen der Palästinenser der Kon- flikt neuerlich mit Luftangriffen und einem Einmarsch der israelischen Armee in Gaza. Zahlreiche zivile Op- fer und verheerende Zerstörungen in Gaza waren die Folge. Nach wie vor ist es nicht gelungen, eine Frieden schaffende Verhandlungslösung zu erzielen, an deren Ende zwei gleichberechtigte Staaten stehen. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe die Karte oben mit Hilfe der Legende sehr genau. Erläutere die wesentlichen Konflikte in Israel. W Israel 2011. 213 6 Internationale Politik seit 1945 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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