Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Muslime die Scharia als Rechtsnorm. Maßnahmen der Islamisierung der Gesellschaft engen die Freiheiten der christlichen Bewohnerinnen und Bewohner v. a. im Sü- den des Landes ein. Dort begann die „Sudan People’s Liberation Army“ einen Unabhängigkeitskrieg gegen die Regierung in Khartum, der vor allem auch von vie- len Christen unterstützt wurde. Im Jahr 2002 wurden erste Friedensverhandlungen eingeleitet, wobei die Re- bellen im Süden den Rückhalt der USA fanden. Es dau- erte jedoch bis zum Jänner 2011, dass in einer Volks- abstimmung mit überwältigender Mehrheit (98,8% bei einer Beteiligung von 97,6%) für die Unabhängigkeit des Südsudan gestimmt wurde. Diese wurde im Juli 2011 offiziell erklärt. Allerdings wurde das Referendum in der erdölreichen Region Abyei auf unbestimmte Zeit vertagt. Man konnte sich nicht einigen, ob auch die no- madischen Weidevölker stimmberechtigt sein sollten. Im Mai 2011 kam es zu Besetzung von Abyei durch staatliche Truppen des Sudan. Im unabhängig gewordenen Südsudan kämpfen seit 2013 rivalisierende Politiker, die aus unterschiedlichen Stämmen kommen, um die Vorherrschaft. In Darfur verfolgten von der Regierung finanzierte ara- bische Milizen jahrelang die dort sesshafte, im Acker- bau tätige schwarze Bevölkerung. Das Ziel war, sie aus der mineralstoffreichen Region zu vertreiben. Plünde- rungen, Massenvergewaltigungen, Entführungen und Mord sollten die Menschen zur Flucht zwingen. 2003 brach schließlich ein offener Krieg zwischen der Ar- mee und den von ihr unterstützten Milizen und einer regionalen Befreiungsbewegung aus. Nach Angaben der UNO machte er Mio. Menschen zu Flüchtlingen im eigenen Land. Hunderttausende flohen in den angren- zenden Tschad, sie waren aber auch dort vor den Ver- folgungen nicht sicher. Später begannen das UN-Hoch- kommissariat für Flüchtlinge und das Internationale Rote Kreuz, ihre Hilfe in Darfur selbst zu verstärken und Flüchtlingslager zu errichten. Diese Lager wurden aller- dings immer wieder von den Milizen, aber auch von der sudanesischen Armee angegriffen. Erst nach massivem internationalen Druck versprach die Regierung, die Mi- lizen zu entwaffnen, was aber bis heute noch nicht ge- schehen ist. Der Konflikt um Darfur zwischen der Regierung und den Aufständischen ist nach wie vor nicht beigelegt. Die „Afrikanische Union“ hat eine eigene Darfur-Mis- sion eingesetzt. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die wesentlichen Entwicklungen bei der Errei- chung der Unabhängigkeit von Staaten nördlich und süd- lich der Sahara zusammen und arbeite wichtige Unter- schiede dabei heraus. 2. Bewerte die Arbeit der „Wahrheits- und Versöhnungs- kommissionen“ anhand recherchierter Beispiele. Verschaf- fe dir auch nähere Informationen über ihre Vorgangsweise. W Regierungstruppen aus dem Nordsudan stehen einer Rebellenarmee aus dem Süden gegenüber. Darunter befinden sich auch Tausende zum Kriegsdienst gezwungene „Kindersoldaten“. Fotografie: Rebellen der Su- dan Liberation Army, September 2008. W Südsudan vor Unabhängigkeit, Juni 2011. Sudan mit Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit und Ölfeldern sowie umstrittene/umkämpf- te Regionen. Quelle: APA 207 6 Internationale Politik seit 1945 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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