Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Für lange Zeit kein Frieden Während sich Großbritannien aus seinen Kolonien in Asien ohne Kampf zurückzog, versuchte Frankreich in Südostasien seine Kolonien mit Gewalt zu behaupten. Dieser Politik setzte in Vietnam eine Unabhängigkeits- bewegung unter der kommunistischen Führung Ho Chi Minhs politischen und militärischen Widerstand ent- gegen. Es gelang ihr schließlich mit sowjetischer und chinesischer Hilfe, die französischen Truppen zu schla- gen. Auf einer internationalen Konferenz in Genf wurde 1954 vereinbart, Vietnam entlang des 17. Breitengrades vorerst zu teilen. Die Unabhängigkeitsbewegung muss- te sich in den Norden zurückziehen. Im Süden wurde eine eigene Regierung eingesetzt, die die Unterstüt- zung der USA besaß. Über die weitere Entwicklung sollten Wahlen in beiden Teilen Vietnams entscheiden. Die Regierung im Süden Vietnams verlor jedoch bald – v. a. bei der Landbevölkerung – jede Glaubwürdigkeit. Korruption, die Verschleppung von Reformen sowie die Weigerung, die vorgesehenen Wahlen durchzuführen, führten zur Bildung einer neuen südvietnamesischen Widerstandsbewegung (Vietcong). In ihr spielten die Kommunisten bald eine führende Rolle. Unterstützt von Nordvietnam, China und der Sowjet- union drängte der Vietcong die Regierungstruppen bald in die Defensive. Je mehr die Regierung Südvietnams in Bedrängnis geriet, umso heftiger verlangte sie wirt- schaftliche und militärische Hilfe von den USA. Zuerst leisteten die USA umfangreiche Wirtschafts- und Mi- litärhilfe. Ab 1965 landeten auch immer mehr US-Sol- daten in Südvietnam. Ein systematischer Bombenkrieg begann, in dem chemische Kampfstoffe in großem Aus- maß eingesetzt wurden. Darüber hinaus erfolgte eine Ausweitung des Krieges auf Laos und Kambodscha, um den Vietcong vom Nachschub aus dem Norden abzu- schneiden. Trotzdem zeichnete sich für Südvietnam und die USA kein militärischer Erfolg ab. Hinzu kam, dass der Widerstand gegen diesen Krieg in den USA seit 1967 immer stärker wuchs. Auch internationale Protestbewe- gungen forderten den Abzug der Amerikaner. Es war der erste Krieg, dessen Grausamkeiten täglich vor ei- nem Millionenpublikum im Fernsehen gezeigt wurden. 1973 zogen sich die USA nach einem Friedensabkom- men in Paris aus Vietnam zurück. Der Krieg ging jedoch weiter und endete nach zwei Jahren mit einer Nieder- lage der südvietnamesischen Armee. 1975 wurde das Land unter kommunistischer Führung wiedervereinigt und in den sowjetisch dominierten Block der „Volksde- mokratien“ eingegliedert. Das vietnamesische Volk bezahlte einen hohen Preis für den Sieg des kommunistischen Nordens. In die- sem Krieg fanden etwa 2 Mio. Vietnamesinnen und Vietnamesen den Tod. Die städtischen Industriezent- ren im Norden waren durch den Bombenkrieg der US- Luftwaffe schwer beschädigt. Im Süden waren 9 000 der rund 15 000 Dörfer zerstört, viele Millionen Hektar Grund sowie Waldgebiete durch Minen, Bomben und Entlaubungsmittel unbrauchbar gemacht und vergiftet. Der Krieg hinterließ in Südvietnam 900 000 Waisen, 1 Mio. Witwen und ca. 200 000 Prostituierte (nach: Frey, Geschichte des Vietnamkrieges, 2004, S. 222). W Länder Südostasiens, die vom Krieg in Vietnam betroffen waren. China China Myanmar 4.2 Fallbeispiel Vietnam Zwei Bilder, die die Welt schockierten: Ein Foto (des Fotografen Huynh Cong U΄t am 8. 6. 1972) zeigt die nackte, neunjährige Kim Phuc, die nach einem irrtümlichen Angriff der US-Luftwaffe mit Napalm-Bomben aus ihrem Dorf flüchtet (Kim Phuc ist Jahre später in die USA ausgewandert). Das Foto daneben (des Fotografen Eddie Adams am 1. 2. 1968) zeigt den Polizeichef von Saigon, der einen Vietcong ohne Verfahren auf offener Straße erschießt. 202 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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