Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Chinas stetiger Aufstieg zur Weltmacht Nach dem Ende des Kalten Krieges verstärkte China in der Außenpolitik seine Kontakte in viele Richtun- gen (Multilateralismus). Diese Politik war auch bedingt durch die Integration Chinas in die Weltwirtschaft. Das rasche Wirtschaftswachstum führte jedoch sowohl bei der Versorgung mit Energie als auch bei Rohstoffen zu neuen Abhängigkeiten. Bis 1995 gehörte China noch zu den Öl exportierenden Ländern, inzwischen ist das Land nach den USA und Japan weltweit der drittgrößte Importeur. Entsprechen- des Interesse zeigt China daher an der Entwicklung in Zentralasien (Kasachstan, Aserbaidschan) und in Afrika (Sudan, Mosambique). Damit der Wachstumsmotor wei- ter läuft, werden in China riesige Staudämme errichtet und jede Woche wird ein neues Kohlekraftwerk gebaut. Laut „World Energy Report“ löste China 2010 die USA von der Spitze des weltgrößten Energieverbrauchers ab. Die weltweit erfolgreiche Wirtschaftspolitik brachte China einen enormen Finanzüberschuss. China setzt diese Mittel über riesige Kreditvergaben zur Stabili- sierung des Finanzsystems hoch verschuldeter Staa- ten ein. Dies ermöglicht es, dass China sich auch auf dem Finanzsektor als Weltmacht etabliert. Dieser Auf- stieg zeigt sich aber nicht nur in der Wirtschafts- und Finanzwelt sondern auch in kulturellen und sportlichen Großveranstaltungen. China ist daher heute an einer internationalen Stabilität genauso interessiert wie die westlichen Industriestaaten. „China gegen China“ Im Jahr 2005 verabschiedete das Par- lament der „Volksrepublik China“ das „Antisezessionsgesetz“. Dieses Gesetz ermächtigt die Regierung in Beijing, erstmals auch „nicht freund- liche Mittel“ (= militärische) gegen Taiwan einzusetzen, sollte sich die dortige Regierung für die Unabhän- gigkeit der Insel aussprechen. Tai- wan wird nämlich von der VR China nicht als unabhängiger Staat son- dern als Provinz Chinas gesehen. Die USA, die seit 1979 offiziell die Sicherheit Taiwans garantieren, wer- teten das „Antisezessionsgesetz“ als eine Gefahr für den Frieden und die Sicherheit der Region. Um das Ge- gengewicht zu China zu stärken, un- terstützen die USA heute die japani- sche Forderung nach einem ständi- gen Sitz im Sicherheitsrat der UNO. Die USA und Japan unterzeichneten ein Protokoll, in dem sie eine „fried- liche Lösung der Fragen um Taiwan“ als gemeinsames Ziel benennen. Zwischen China und Japan bestan- den allerdings darüber hinaus noch weitere Gegensätze. Sie betreffen die Aufarbeitung der Besetzung Chi- nas durch Japan im 2. Weltkrieg und die Gas- und Erdölvorkommen im ostchinesischen Meer. China – eine neue Kulturrevolution? Knapp 40 Jahre nach dem Tod Maos und dem Beginn der Wirtschaftsreformen, die China zur zweitwichtigs- ten Volkswirtschaft der Welt machten, scheinen die Re- formen in einer Krise zu stecken. Über 180 000 größere und kleinere Protestzwischenfälle sollen sich im Jahr 2010 ereignet haben. Die Frage ist nun, ob sich China auch politisch öffnen kann und ob es in der Lage ist, die neuen sozialen Probleme zu lösen. Dazu zählen die Zu- lassung von größerer politischer Meinungsfreiheit, die Gewährleistung der Menschenrechte sowie der Aus- gleich des wachsenden Gegensatzes zwischen Stadt und Land, Reich und Arm. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse zusammen, auf welche Weise der Aufstieg Chinas zur Weltmacht die Menschenrechte ignoriert hat – sei es bei der Auflösung der Familienstrukturen und -haushalte, bei den Arbeitsbedingungen in Fabriken und Bergwerken, als Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter, in den Be- strebungen nach politischer Freiheit und Mitbestimmung. 2. Recherchiert anhand aktueller Medienberichte, in wel- chen Bereichen und auf welche Weise China in der Welt seine Interessen wahrnimmt – z. B. in Afrika, in den USA, in der EU … Diskutiert darüber in der Klasse. W Die Weltausstellung Expo 2010 fand vom 1. Mai bis 31. Oktober 2010 unter demMotto „Eine besse- re Stadt, ein besseres Leben“ (engl. Better City, Better Life) in der ostchinesischen Metropole Shanghai statt. Es nahmen 242 Aussteller teil, davon 192 Nationen und 50 internationale Organisationen. Mit 73 Millionen Besucherinnen und Besuchern wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Das Foto wurde bei der Eröffnungsfeier im World Expo Cultural Center in Shanghai am 30. April 2010 aufgenommen. 195 6 Internationale Politik seit 1945 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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