Zeitbilder 7/8, Schulbuch

3.3 China – eine neue Supermacht China wird „Volksrepublik“ Nach Ende des Zweiten Weltkrieges brach in China der Bürgerkieg zwischen der Regierungsarmee Tschiang Kai-Sheks und der Roten Armee Mao Zedongs erneut aus. Besonders die Tatsache, dass die Kommunisten für eine radikale Bodenreform eintraten, sicherte ih- nen die wachsende Unterstützung durch die bäuerliche Bevölkerung. 1949 endete der Krieg mit einem Erfolg der „Roten Armee“. Am 1. Oktober 1949 wurde in Bei- jing die „Volksrepublik China“ ausgerufen. Tschiang Kai-shek zog sich mit seinen Anhängern auf die Insel Taiwan zurück und errichtete dort mit amerikanischer Hilfe die „Republik China“. Von der Landreform zur Kollektivierung Die neue kommunistische Führung gestaltete die beste- henden Verhältnisse um. Die ideologische Grundlage bildete der Marxismus-Leninismus. Einige Grundge- danken wurden jedoch an die besondere Situation Chi- nas angepasst. Bäuerinnen und Bauern statt Arbeite- rinnen und Arbeiter und „Massen“ statt Kader sollten die Träger der revolutionären Umgestaltung sein. 1950 beschloss die Regierung die Enteignung der Grundbe- sitzer. L Die Durchführung des Programms war schwie- rig, blutig und reich an unerwarteten Problemen. Dennoch war am Ende des Jahres 1951 die Herr- schaft der Grundbesitzer und reichen Bauern über das ländliche China endgültig gebrochen; das Land und die materiellen Vermögenswerte, die das Exis- tenzminimum einer Familie überstiegen, waren un- ter hundert Millionen oder noch mehr ärmeren Fami- lien verteilt worden. (Spence, Tor des Himmlischen Friedens, 1985, S. 325 f.) Ab 1953 musste sich die bäuerliche Bevölkerung zu- sammenschließen. Mehrere Familien bearbeiteten nun gemeinsam ihre Felder. Die Ernte gehörte aber noch je- dem selbst. Als nächster Schritt erfolgte die Gründung von Genossenschaften. Die bäuerliche Bevölkerung wurde nur noch nach der geleisteten Arbeit sowie nach den eingebrachten Zugtieren und Geräten entlohnt. Ab 1955 bildete jedes Dorf eine „Sozialistische Produk- tionsgemeinschaft“. In ihr bearbeiteten die Familien gemeinsam die Felder. Die Ernte wurde aufgeteilt. Als Privatbesitz verblieben nur noch das Haus, der Garten und das Kleinvieh. Gleichzeitig wurden Industrie, Handel und Banken schrittweise verstaatlicht. Ein 1953 beschlossener erster Fünfjahresplan sollte nach sowjetischem Vorbild – un- terstützt von Fachleuten und Krediten aus der Sowjet- union – die Industrialisierung beschleunigen. „Der große Sprung nach vorn“ – ein Fehlschlag Kritik und schlechte Wirtschaftsergebnisse führten 1958 zu einer neuen Politik. In einem „großen Sprung nach vorn“ sollten Industrie und Landwirtschaft gefördert und Veränderungen in der Gesellschaft vorgenom- men werden. Dazu wurden im ländlichen Bereich die Volkskommunen geschaffen. Sie sollten die traditionel- len Familienstrukturen auf­lösen. In der Familie waren nämlich Erziehung, Feldarbeit, Altenpflege und Freizeit verankert. In den Kommunen hingegen sollte es weder Privateigentum noch Privatleben geben. Die Haushalte wurden daher aufgelöst, die Einrichtungen vielfach zer- stört. Unter Aufsicht von Funktionären sollte gemein- schaftlich gelebt und gearbeitet werden. Die Kinder ka- men in Säuglingsheime oder Kindergärten. Die chinesische Wirtschaft erlitt durch diese Politik des „großen Sprunges“ allerdings schwere Rückschläge. Bis 1962 herrschte Hunger. Ihm fielen rund 10 Millionen Menschen zum Opfer. Das zwang die Parteiführung, viele Maßnahmen wieder zurückzunehmen. Die Volkskommunen als solche blieben aber, wenn auch mit eingeschränkten Aufgaben, bestehen. Sie be- deuteten allerdings ein Abweichen vom sowjetischen Weg zum Sozialismus, wonach Parteikader und Arbei- terklasse bestimmen sollten. Mao hingegen wollte vie- le Entscheidungen den Volkskommunen übertragen. Dieser ideologische Gegensatz trug 1960 zum Bruch zwischen Beijing und Moskau bei. Die sowjetische Füh- rung zog nun ihre Fachkräfte aus China ab und stellte die Kapital- und Wirtschaftshilfe ein. Die „Große Proletarische Kulturrevolution“ (1966–1970) L In der Wirtschaftskrise von 1960 bis 1962 und den folgenden Jahren hatten sich in den Städten Chinas vor allem drei gesellschaftliche Probleme ver- schärft: • Die Privilegien der Kader und Offiziere schufen im- mer mehr Verbitterung. (…) • Erhöhte Leistungsanforderungen in den Schulen und Universitäten (…) sowie schlechte Berufsaus- W Menschenmassen bilden auf einer Tribüne mit Fähnchen das Porträt von Mao. Während der Kulturrevolution (1966–1970) kam es zu gigan- tischen Massenversammlungen. Wie bei anderen diktatorischen Politi- kern entstand auch um Mao ein unbeschreiblicher Personenkult. 192 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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