Zeitbilder 7/8, Schulbuch

3. Weltmächte seit 1945 3.1 Die USA – Land der (un-)begrenzten Möglichkeiten? Nach dem Zweiten Weltkrieg wächst der Wohlstand Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte die Regierung der USA die Wohlstandsgesellschaft noch weiter ausbauen. Das Einkommen vieler Amerikanerin- nen und Amerikaner stieg, und aus der „Konsum-“ wur- de allmählich eine „Überflussgesellschaft“: Ein Auto behielt man im Durchschnitt zwei Jahre. Supermärkte entstanden in großer Zahl. 1950 brachte „Diner’s Club“ die erste Kreditkarte auf den Markt. Der kalkulierte schnellere Verschleiß der Konsumartikel führte schließ- lich zum Wegwerfprodukt ... Der ständig wachsende Konsum und die geleistete Hilfe für den Wiederaufbau in Europa (Marshallplan) verhalf der amerikanischen Wirtschaft zu großem Wachstum. Vom „Kalten Krieg“ und dem Rüstungswettlauf mit der Sowjetunion profitierte die Rüstungsindustrie: Sie er- hielt riesige Aufträge von der Regierung vor allem zur Entwicklung neuer Waffen. Daraus entstand ein mäch- tiger „militärisch-industrieller Komplex“, der starken Einfluss auf die Politik der USA gewann. 1956 übertraf der Wert der Rüstungsgüter jenen der Konsumgüter um etwa das Doppelte. Wohlstand – aber nicht für alle Der wachsende Wohlstand erfasste nicht alle Schichten der Bevölkerung. Besonders in den Industriestädten und auf dem Land lebten viele Arbeiter- und Farmerfamilien in Armut. In der Landwirtschaft vollzog sich ein rascher Konzentrationsprozess. 1940 hatte ein Farmer 10 Men- schen ernährt, 1960 bereits 24. In den Industriezentren des Nordens und an der pazifischen Küste verloren auf- grund der zunehmenden Umstellung auf Automation vor allem viele ungelernte Arbeiterinnen und Arbeiter ihre Arbeit. Ende der 1950er-Jahre lebten allein in New York rund die Hälfte der Familien von einem Einkom- men, das für einen ausreichenden Lebensstandard nicht genügte. Besonders betroffen davon war die schwarze Bevölkerung. Antikommunismus und Meinungsdruck Mit Beginn des „Kalten Krieges“ verstärkte sich in den USA die Angst vor dem Kommunismus. Ein Prozess ge- gen zwei mutmaßliche Atomspione sowie die Entwick- lung in China (vgl. S. 192 ff.) verstärkten diese Angst. 1947 erließ Präsident Harry Truman eine „Loyality Or- der“. Danach mussten über zwei Millionen Bundesange- stellte schwören, niemals einer Organisation angehört zu haben, die im Verdacht „kommunistischer und subver- siver Betätigung“ stand. Untersuchungen wurden auch in der Filmmetropole Hollywood durchgeführt. In diesem Zusammenhang war Senator Joseph McCarthy beson- ders aktiv. Er beschuldigte Mitglieder der Regierung und Beamtenschaft sowie des diplomatischen Dienstes, Mili- tärangehörige, Wissenschafterinnen und Wissenschafter sowie Kunstschaffende, dem Kommunismus in die Hän- de zu arbeiten. Viele der Beschuldigten verloren ihren Arbeitsplatz und ihr Einkommen. Erst 1954 verurteilte der Senat offiziell diese Vorgangsweise. Weitreichende Reformen in den 1960er-Jahren Die Präsidentschaftswahlen des Jahres 1960 gewann der demokratische Kandidat John F. Kennedy. Er ver- kündete nach außen und innen den „Kampf gegen Ty- rannei, Armut, Krankheit und Krieg“ und sprach damit vor allem viele junge Menschen an. Doch noch vor Ab- lauf seiner Amtsperiode wurde Kennedy 1963 in Dallas (Texas) ermordet. Die Hintergründe für diese Tat blie- ben bis heute unaufgeklärt. Lyndon B. Johnson, Kennedys Nachfolger, setzte die Reformpolitik fort und führte u. a. einen „Feldzug gegen die Armut“. Er schrieb darüber in seinen Erinnerungen: Q Ich werde auch den Mann nie vergessen, des- sen Heim an einem Berghang (…) im östlichen Kentucky ich besuchte. Er hieß Tom Fletcher. Seine Behausung war eine aus drei Räumen bestehende Dachpappenhütte, die er mit seiner Frau und acht Kindern teilte (…). Am meisten Sorge machte ihm, dass zwei seiner Kinder bereits vorzeitig mit der Schule hatten aufhören müssen; er fürchtete, dieses Schicksal werde den anderen ebenfalls beschieden sein. Das befürchtete ich auch. Die Tragik des Auf- immer-Gefangenseins in diesem Teufelskreis der Armut summierte sich in den Befürchtungen dieses Mannes: Die Armut zwingt die Kinder aus der Schule und zerstört ihnen damit ihre beste Chance, der Ar- mut der Väter zu entrinnen. (Johnson, Jahre im Weißen Haus, 1972, S. 83) W Zwischen 1969 und 1972 landeten amerikanische Astronauten sechsmal auf dem Mond. Das Bild zeigt James Irwin mit der Mondfähre Apollo 15 (1971). 184 Nur zu Prüfz ecken – Eigentum des Verlags öbv

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