Zeitbilder 7/8, Schulbuch

1.4 Krisen im Zeitalter des Ost-West-Konflikts Q „Kalt“ war der Kalte Krieg nur zwischen den Su- permächten (...). In allen bedeutenden Krisenge- bieten kam es in jenen Jahren zum offenen Kampf. Und obgleich die Interessen der Supermächte hier- durch tangiert waren und die Kämpfe weitgehend mit Waffen aus westlicher und östlicher Produktion ausgeführt wurden, schoss doch kein GI auf einen Rotarmisten. Immer war einer der beiden oder auf beiden Seiten ein Stellvertreter gegenwärtig, in Ko- rea, Vietnam, Afghanistan und auch in Angola. (Steube, „Kalt“ war dieser Krieg nicht überall, 1991, S. 32) Der Koreakrieg 1950–1953 Nach dem Abzug der Japaner 1945 sollte Korea ein un- abhängiger Staat werden, zunächst noch unter alliierter Besatzung. Im Norden wurde eine unter sowjetischem Einfluss stehende Regierung gebildet, im Süden eine unter US-amerikanischem Einfluss. Beide erhoben An- spruch auf Gesamtkorea. Nach dem Abzug der Besat- zungsmächte versuchte die nordkoreanische Regierung die Wiedervereinigung mit Gewalt zu erreichen. Sie ließ ihre Truppen in Südkorea einmarschieren. Der Sicherheitsrat der UNO verurteilte das Vorgehen Nordkoreas als Aggression und beschloss eine Mili- täraktion. Da die Sowjetunion zu diesem Zeitpunkt den Sicherheitsrat aus Protest gegen die Mitgliedschaft der Republik China (Taiwan) boykottierte, konnte sie kein Veto einlegen. Die USA und ihre Verbündeten lande- ten Truppen in Korea. Nach schweren, wechselvollen Kämpfen und nachdem auf der Seite Nordkoreas starke „Freiwilligenverbände“ aus der Volksrepublik China eingegriffen hatten, kamen die Fronten am 38. Breiten- grad zum Stehen. Ein Waffenstillstand beendete die mi- litärischen Auseinandersetzungen. Bis heute kam es zu keinem Friedensschluss. Die Suezkrise 1956 Die Niederlage im arabisch-israelischen Krieg von 1948/49 hatte in Ägypten innenpolitische Folgen: Offi­ ziere stürzten König Faruk (1936–1952) und seine kor- rupte Regierung. In den darauf folgenden Machtkämp- fen setzte sich Oberst Gamal abd el-Nasser durch. Um seinen Führungsanspruch in der arabischen Welt zu un- termauern, betrieb er eine aggressive Politik gegenüber Israel. Als er sich entschloss, Waffen im Ostblock zu kaufen, verweigerten ihm die USA die bereits zugesag- ten Mittel zur Erbauung des riesigen Nilstaudammes bei Assuan. Daraufhin verstaatlichte Nasser 1956 den Suezkanal, der bisher von einer internationalen westli- chen Kapitalgesellschaft betrieben wurde. Zu dieser Zeit war die Weltpolitik mit der Ungarnkrise beschäftigt. Das nützte Israel in Absprache mit Großbri- tannien und Frankreich für einen Angriff auf Ägypten. Auch die beiden europäischen Großmächte landeten Truppen, um – wie sie vorgaben – den Suezkanal zu schützen. Die USA waren über das Unternehmen nicht unterrichtet worden. Sie stellten sich ebenso wie die UdSSR dagegen, um einen größeren Krieg zu vermei- den. Nachdem die UNO die Angreifer verurteilt hatte, mussten sie sich aus Ägypten zurückziehen. An der Grenze zwischen Israel und Ägypten wurden UNO- Truppen stationiert. Die Sowjetunion sprang als Kreditgeber für den Bau des Assuanstaudammes ein und unterstützte Ägypten von nun an militärisch. Damit hatte sie in der arabischen Welt und gleichzeitig im Mittelmeerraum Fuß gefasst. Israel erhielt daraufhin Unterstützung von den USA. Von nun an standen die Weltmächte im Hintergrund des Nahostkonflikts. Die Kubakrise 1962 1962 entdeckten Aufklärungssatelliten der USA im Bau befindliche sowjetische Raketenstellungen auf der Insel Kuba. Dort war drei Jahre zuvor Fidel Castro durch eine Revolution an die Macht gekommen. Ihn unterstützte die Sowjetunion. Sie war damit in das unmittelbare Vor- feld der USA eingedrungen. Diese erblickten darin den Versuch Moskaus, Kuba zu einer Basis gegen die USA zu machen. US-Präsident Kennedy war nicht bereit, dies hinzunehmen. Er verfügte eine Seeblockade vor Kuba und erklärte in einer „Rede an die Nation“: W Korea mit 38. Breitengrad. 3 8 B r e i t e n g r a d C h i n a J a p a n Nord- Süd- Korea Seoul Pjöngjang W „Die Vereinten Nationen intervenieren im Suez-Konflikt, die Russen kommen in Ungarn davon.” Punch (satirische Zeit- schrift, London), 1956. Beurteile die Karikatur darauf- hin, was die UNO (strenge Lehrerin) im Blick hat und worauf sie nicht achtet. Ziehe dazu aus dem vorigen Kapitel 1.3 die Passagen über Ungarn heran. 174 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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