Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Q Wir sollten unsere Haltung gegenüber der Sow- jetunion überprüfen (...). Wir sind in einem ge- fährlichen Teufelskreis gefangen, in dem Misstrauen auf der einen Seite Misstrauen auf der anderen Sei- te hervorruft und neue Waffen Gegenwaffen erzeu- gen. Kurz, sowohl die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten als auch die Sowjetunion und ihre Ver- bündeten haben gleichermaßen ein starkes Interes- se an einem gerechten und echten Frieden und an einer Beendigung des Rüstungswettlaufs (...). Des- halb sollten wir (...) unsere Aufmerksamkeit auf die gemeinsamen Interessen lenken und auf die Mittel, mit denen Meinungsverschiedenheiten überwunden werden können (...). (Schmid, Fragen an die Geschichte, Bd. 4, 1988, S. 94) Vergleiche die Beurteilung der Ost-West-Situation von Chruschtschow und Kennedy. Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE, seit 1995 OSZE) Nach ihrer Gründung im Jahr 1949 hatten sich die bei- den deutschen Staaten (BRD, DDR) gegenseitig nicht anerkannt. Sie wurden vielmehr Mitglied in einem der beiden Blöcke. Besonders die Berlinfrage schien un- lösbar zu sein. Die Teilung der Stadt wurde durch den Bau der Mauer 1961 verfestigt. Erst unter Bundeskanz- ler Willly Brandt kamen durch eine neue Ostpolitik die starren Fronten in Bewegung. Im Jahr 1970 mündete diese in Verträge mit der Sowjetunion und Polen u.a. zur Anerkennung der bestehenden Grenzen. Im Jahr 1972 wurde schließlich der „Grundlagenvertrag“ zwi- schen der BRD und der DDR abgeschlossen. In ihm an- erkannten sich die beiden deutschen Staaten gegensei- tig und sie versprachen, ihre Beziehungen zueinander zu normalisieren. L Eines der wichtigsten Themen war die Erlaubnis für DDR-Bürger zu Besuchen in der Bundesre- publik. Ost-Berlin machte die Mauer durchlässiger: Deutsche durften wieder in Deutschland reisen. Aber von wirklicher Normalität war dies noch weit ent- fernt: Die Mauer als solche, und damit als Symbol der Teilung, blieb auf weiteres bestehen (…). (Gasteyger, Europa zwischen Spaltung und Einigung 1945 bis 1990, 1990, S. 278) Trotz dieser Entspannung in der Deutschlandfrage und einigen Fortschritten auf dem Gebiet der Abrüstung blieb das Misstrauen zwischen den Blöcken weiterhin bestehen. Zu Beginn der Siebzigerjahre wurde die Ver- letzung der Menschenrechte in vielen Staaten immer deutlicher sichtbar. Die Regierungen Europas suchten unter Einbeziehung der beiden Weltmächte, der USA und der UdSSR, zu einer Regelung zu gelangen, die ein freieres Zusammenleben in Sicherheit wenigstens in Europa gewährleisten sollte. Dazu kamen 1973 in Hel- sinki die Vertreter von 34 Staaten zur „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE) zusammen: die NATO-Staaten, einschließlich die USA und Kanada, die Mitgliedstaaten des Warschauer Pak- tes sowie die neutralen und blockfreien Staaten Euro- pas. Gegenstand der Beratungen war vor allem: W Chruschtschow und Kennedy in einer englischen Karikatur aus dem Jahr 1962: „Einverstanden, Herr Präsident, wir wollen verhandeln.“ (aus: Daily Mail, 20. Oktober 1962). W Ein Propagandaplakat aus dem Jahr 1952 wirbt für die Einbeziehung der Bundesrepublik Deutschland in den Schutzdamm gegen die „rote Flut“. Bundesrepublik 1952. 170 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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