Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Großbritannien und Italien traten diesem Abkommen als Garantiemächte bei. Die Verträge von Locarno soll- ten den Sicherheitsinteressen Frankreichs dienen und Deutschland außenpolitisch zu einem Partner der West- mächte machen. Deshalb wurden die Verträge auch so eng wie möglich mit dem Völkerbund verknüpft, dem Deutschland nun beitrat. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland stieß das Abkommen von Locarno auf heftigen Widerstand nationaler Gruppierungen. Im deutschen Reichstag kam es zu stürmischen Debatten, erst dann erfolgte die Annahme der Verträge. Die Reparationen – ein Kernproblem der Politik Eine große innenpolitische Belastung für die Weima- rer Republik stellten die Reparationen dar, zu denen Deutschland laut dem Versailler Vertrag verpflich- tet wurde. 1920 wurde die Summe auf 269 Milliarden Goldmark festgelegt. Es gelang der deutschen Regie- rung jedoch wiederholt, durch Verhandlungen diese Summe zu senken. Es kam zwar zu großen Investitio- nen vor allem aus den USA und zur Aufnahme hoher Auslandsanleihen. Ein beträchtlicher Teil dieses Geldes floss allerdings als Reparationszahlungen oder als Zin- sentilgung wieder ins Ausland zurück. Die Erfüllung der Reparationspflicht brachte die zerrüttete deutsche Wirtschaft immer wieder in große Bedrängnis. Sie wur- de auch zur politischen Belastung, da sie von radika- len Rechtsparteien und der KPD eingesetzt wurde, die Regierung heftig anzugreifen. 1929 wurde die Rate nochmals herabgesetzt. 1932 erfolgte die Senkung der Reparationen auf eine endgültige Schlusszahlung von 3 Milliarden Goldmark. Großbritannien – eine gefestigte Demokratie mit Rissen im Empire Großbritanniens Stellung als Großmacht blieb nach Ende des Krieges erhalten. Im Inneren traten aber wirt- schaftliche Schwierigkeiten zu Tage. Großbritannien hatte schon vor dem Krieg den Anschluss an die führen- den Industrienationen USA und Deutschland verloren. Besonders betroffen von Arbeitslosigkeit waren Schott- land, Nordengland und Wales. Große Streikbewegun- gen, wie im Mai 1926, setzten ein. Hungermärsche aus den Industriezentren nach London fanden statt. Trotz- dem fanden politische Extremisten keinen besonderen Rückhalt in der Gesellschaft, die Demokratie geriet nie ernsthaft in Gefahr. Neben den Konservativen und Liberalen wurde die Labour Party immer stärker. Sie überholte 1922 die Liberalen und stellte 1924 erstmals den Premierminister. Veränderungen vollzogen sich aber auch im Empire. 1926 kam es zur Gründung einer britischen Nationengemeinschaft, des British Common- wealth of Nations. Seine Mitglieder waren souveräne Staaten mit eigener Regierung und Außenpolitik sowie mit einem eigenen Parlament. Sie anerkannten jedoch die britische Königin oder den britischen König als ge- meinsames Oberhaupt. Die besonderen Krisenherde des Empire lagen in Ägypten und Indien, wo unter dem Einfluss Mahatma Ghandis der nationale Widerstand wuchs. In Irland traten die Abgeordneten der irischen Nationalbewegung „Sinn Fein“ im Dezember 1918 zu einem eigenen Parlament in Dublin zusammen und bildeten eine Regierung. Es folgte ein förmlicher Krieg zwischen den irischen Nationalisten und englischen Truppen. 1921 erlangte der katholische Süden Irlands seine Unabhängigkeit und wurde Republik. Der mehr- heitlich protestantische Norden (Ulster) verblieb jedoch bei Großbritannien. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Erkläre, warum es in der Zwischenkriegszeit zu einer deutsch-sowjetischen und einer deutsch-französischen An- näherung kam.  2. Beschreibe die Bedeutung von Ruhrkampf, Inflation, Reparationen und Dolchstoßlegende für die Weimarer Republik. W Wahlkampf-Plakat der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) 1924. Diese Partei vertrat ein nationalistisches und antisemitisches Pro- gramm. Wie auch andere Gruppierungen machte sie Stimmung mit der „Dolchstoßlegende“ – einer Propaganda-Lüge: Im Ersten Weltkrieg „sei das unbesiegte deutsche Heer heimtückisch von Verrätern erdolcht“ worden. Beschreibe das Plakat und bewerte seine mögliche Wirkung. 17 1 Die Zwischenkriegszeit Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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