Zeitbilder 7/8, Schulbuch

1. Entwicklung und Ende des „Kalten Krieges“ 1.1 Der Beginn des „Kalten Krieges“ Von der Multipolarität zur Bipolarität Das Epochenjahr 1945 wurde für fast die gesamte Welt zum Ausgangspunkt einer neuen politischen Entwick- lung. Die Weltpolitik war bis 1945 durch Gegensätze mehrerer, vor allem europäischer Großmächte bestimmt worden (Multipolarität). Nach 1945 bestimmte die Ri- valität zweier „Supermächte“ – USA und Sowjetunion (Bipolarität) – die Weltpolitik. Japan und Deutschland waren als Großmächte ausgeschaltet, Frankreich durch seine Niederlage von 1940 abgewertet. Frankreich wurde nicht einmal zu den Konferenzen der „Großen Drei“ während des Krieges zugelassen, auf denen die Neuordnung der Welt beschlossen wurde. Großbri- tannien hatte im Zweiten Weltkrieg seine ganze Kraft aufgebraucht. Europa war ökonomisch und militärisch geschwächt und darüber hinaus politisch durch den he- raufziehenden Kalten Krieg zerrissen. Streitfall Deutschland Viele erwarteten, dass der Zweite Weltkrieg wie der Ers- te mit einem Friedensvertrag beendet werde. 1946 wur- den in Paris tatsächlich Friedensverträge mit Italien, Ru- mänien, Bulgarien, Ungarn und Finnland unterzeichnet. Ganz anders war die Situation mit Deutschland: L Im Krieg war es um Deutschland gegangen, und das Gleiche galt nun für den Frieden, und das Gespenst eines deutschen Revanchismus prägte die russischen Strategien ebenso wie die der Franzosen. Als Stalin, Truman und Churchill in Potsdam zusam- men kamen (17. 7. – 2. 8. 1945) (…), konnte man sich über die Vertreibung von Deutschen aus Osteuropa, die verwaltungsmäßige Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und auf die Ziele „Demokratisie- rung“, „Entnazifizierung“ (…) einigen. Alles, was darüber hinausging, erwies sich als schwierig. (Judt, Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, 2010, S. 148) Das besiegte Deutschland wurde in vier Besatzungs- zonen und die von der sowjetischen Zone umschlos- sene Hauptstadt Berlin in vier Sektoren geteilt. Es wurde allerdings vereinbart, Deutschland als wirt- schaftliche Einheit zu behandeln. Doch hier zeigten sich rasche Widersprüche. Die Sowjetunion und Frank- reich bestanden nämlich auf Kriegsentschädigungen. Dies führte vor allem in der von den Sowjets besetz- ten Zone zu einer wirtschaftlichen Benachteiligung. Zur Beseitigung der Nachkriegsinflation 1948 in den Westzonen und auch in den Westsektoren Berlins wur- de eine Währungsreform durchgeführt und die Wirt- schaft Westdeutschlands eng an die Westeuropas ange- bunden. Die UdSSR reagierte scharf: Sie sperrte ihre Zone für jeden Verkehr nach Westberlin mit seinen zwei Milli- onen Einwohnerinnen und Einwohnen und löste damit die erste große Berlinkrise aus. Die Westalliierten gaben jedoch die Stadt nicht auf und richteten eine „Luftbrü- cke“ ein, welche die Stadt mit allen lebenswichtigen Gütern versorgte. Stalins Plan, auch die Westsektoren Berlins der sowjetischen Zone einzugliedern, war ge- scheitert. Die Bevölkerung der West- zonen jedoch bejahte als Folge die- ser aggressiven Politik immer stärker eine Einbindung in den Westen. Der „Eiserne Vorhang“ Während in den USA starke isolatio- nistische Strömungen vorherrschten, nützte die Sowjetunion diese günsti- ge Gelegenheit, ihren Einfluss aus- zuweiten. Bei ihrem Vormarsch hat- te die Rote Armee ganz Osteuropa besetzt und war bis Mitteleuropa vorgedrungen. Nun beließ sie ihre Truppen „zur Sicherung der Nach- schubwege zu den Besatzungszonen in Deutschland und Österreich“. Sie betrachtete diese Gebiete als ihren ausschließlichen Einflussbereich, schirmte sie gegen den Westen ab und betrieb eine Politik der Sowjeti- sierung. Churchill warnte vor dieser Entwicklung und entwarf schon im März 1946 das Bild eines „Eisernen Vorhanges“: W Die „Großen Drei“ auf der Konferenz in Potsdam im Juli 1945. V. l. n. r.: Churchill (GB), Truman (USA), Stalin (UdSSR). Hier wurden die Vereinbarungen der Konferenz von Jalta auf der Krim (Febru- ar 1945) bestätigt. Das hatte die Teilung Deutschlands und Europas zur Folge. 166 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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