Zeitbilder 7/8, Schulbuch

3. Neue Chancen und Perspektiven Beispiel Bildung: Maßnahmen und Projekte der EU Schüleraustausche, Studienaufenthalte in einem inter- essanten europäischen Land, andere Studentinnen und Studenten in einem Praktikum im Ausland kennenler- nen, wohnen und arbeiten können innerhalb der EU, wo man will … Gerade für viele junge Menschen sind solche Möglich- keiten sehr attraktiv. Die EU hat in den letzten Jahr- zehnten zahlreiche Chancen und Perspektiven auf vie- len Gebieten eröffnet. Ein friedliches Zusammenleben von Menschen und der wirtschaftliche Erfolg hängen auch vom Bildungsgrad ab. Die Europäische Union ist daher bemüht, die Bildungsangebote für ihre Mitglie- der zu fördern und attraktiver zu machen. Viele Maß- nahmen und Projekte wurden in die Wege geleitet. So fördert zum Beispiel das EU-Programm für „Lebenslan- ges Lernen“ neben der Hochschulbildung auch Schul-, Berufs- und Erwachsenenbildung. Ein Teil davon ist „Comenius“, ein Programm mit dem Schwerpunkt, Schulpartnerschaften, Schüleraustausch und Projekte überregional zu fördern. Der bekannteste und erfolgreichste Bereich der EU-Bil- dungsmaßnahmen ist das Erasmus-Programm. Es ist be- nannt nach Erasmus von Rotterdam, einem berühmten Humanisten des 16. Jahrhunderts. Ziel des Programms ist es, die Zusammenarbeit und die Modernisierung der Hochschulbildung in Europa und die Mobilität von Stu- dierenden und Lehrenden zu fördern. Durch Erasmus werden Studienaufenthalte, Praktika, Unterricht und Fortbildungen im Ausland unterstützt. Ein wichtiger Bestandteil ist auch die Anerkennung von Studienleis- tungen im Ausland und die finanzielle Unterstützung von Austauschstudentinnen und Austauschstudenten. 27 Mitgliedsstaaten der EU sowie sechs weitere eu- ropäische Länder nehmen daran teil (Stand 2011). Im Studienjahr 2009/2010 wurden 213000 Studierende gefördert. In Österreich nutzen jährlich mehr als 5000 Studierende und etwa 1000 Lehrende die Erasmus-An- gebote. Ein 24jähriger Student an der Universität für Bodenkultur in Wien berichtet von seinem Erasmus- Aufenthalt an der Universität von A°s in Norwegen: Q Es ist nicht schwer, mit sämtlichen anderen Aus- tauschstudenten in Kontakt zu kommen, da fast alle von ihnen im einzigen Studentenheim leben. Sie kommen aus europäischen, asiatischen und afrikani- schen Ländern. Alle sind sehr offen und interessiert an neuen Kontakten. Wir waren eine internationale Gruppe, Toleranz und Interesse an den Mitstudenten waren groß geschrieben. Ich habe mich mit einigen so befreundet, dass ich sicher in den nächsten Jah- ren Besuche von ihnen bekomme. Genauso werde ich verschiedene Einladungen annehmen, ihre Länder und ihre Kultur kennenzulernen. Vielleicht arbeite ich später in einem der Länder, dann ist es bestimmt angenehm, schon jemanden zu kennen. Auch von der norwegischen Bevölkerung wird man gut aufgenom- men und akzeptiert. Man merkt, dass sie den Kontakt mit internationalen Studenten gewohnt ist und sich darüber freut. Mich hat erstaunt, dass Englisch für niemanden ein Problem ist. In welchem Land kann man sich 30 Minuten mit dem Friseur unterhalten, der ein perfektes Englisch spricht? Der Betrieb auf der Universität ist anders organisiert als in Österreich. Man muss flexibel sein und sich umstellen, leicht war es nicht immer, aber gelernt habe ich sehr viel. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es durch Erasmus möglich war, ein an- deres Land, eine andere Kultur mit all ihren Vor- und Nachteilen kennenzulernen und hoffentlich Erfah- rungen und Gelerntes nicht nur fürs Studium, son- dern fürs ganze Leben mitzunehmen! Das Auslands- semester bot eine Horizonterweiterung in vielerlei Hinsicht, sei es im eigenen Studiengebiet als auch im privaten Umfeld. Nie war es leichter, über den Tellerrand hinauszublicken, indem ich als „Fremder“ in einem „fremden“ Land studiert und gelebt habe. (Erasmus-Erfahrungsbericht von Manuel Kirisits, Vorarlberg-Wien, 2010) Listet auf, worin die positiven Erfahrungen dieses Eras- mus-Studenten bestanden. Tauscht euch darüber aus, ob ein Schüleraustausch oder später ein Erasmus-Aufenthalt für euch in Frage käme. Im Jahr 1999 wurde die so genannte „Bologna-Erklä- rung“ von 30 Ländern unterzeichnet. Dies war der Auf- takt zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums. Ein wichtiges Ziel bestand darin, international einheitliche Hochschulabschlüsse einzu- führen. Die „Bologna-Erklärung“ umfasst sechs Maß- nahmen: –– ein System von Abschlüssen, die leichter anzuerken- nen und besser vergleichbar sind; W Der Erasmus-Fotowettbewerb „Die Vielfalt Europas aus dem Blick- winkel der Erasmus-Studierenden“ wurde von der Nationalagentur „Le- benslanges Lernen“ ins Leben gerufen. Foto von Manuel Kirisits bei der Ausstellung am 10.05.2010. 156 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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