Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Methode Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben festgestellt, dass wir Bildern mehr Glauben schenken als Worten. Fast automatisch nehmen wir als Betrachterin oder Betrachter an, dass auf einem Foto „die Wirklichkeit“ abgebildet ist. Dabei ist ein Foto nicht mehr als ein Blick auf die Welt, die in einem kleinen Ausschnitt gezeigt wird. Diesen bestimmt die Fotogra- fin oder der Fotograf durch die Wahl des Motivs, des Stand- orts, die Farben, den Zeitpunkt des Auslösens. Oft hatten und haben Regierungen und Parteien ein Interesse daran, Ereig- nisse aus einem bestimmten Blickwinkel zu präsentieren. Es wird daher versucht, Bild- und Textmaterial zu präsentieren, das den eigenen Standpunkt stützt. Im Zeitalter des digitalen Fotografierens, von Fotoshop und anderen Bildbearbeitungs- methoden, sind die technischen Möglichkeiten für Fotofäl- schungen sehr groß. Manipulationen, auch für jeden Laien, sind einfach und teilweise auch selbstverständlich geworden. Umso wichtiger ist daher ein kritischer Umgang mit Fotos, ganz besonders bei politischen Motiven oder der Darstellung von Kriegsgeschehen. Fotografien beschreiben • Beschreibe, wie die Personen abgelichtet sind, in wel- cher Beziehung bzw. Haltung sie zu einander stehen. Wer steht im Mittelpunkt, wodurch wird dies deutlich? Welche Personen bzw. Ereignisse hebt der Fotograf her- vor, welche setzt er zurück? • Erkläre, welches Geschehen bzw. Motiv im Vordergrund, welches im Hintergrund steht. • Erläutere die Perspektive (Standort der Fotografin oder des Fotografen), von der aus das Foto aufgenommen wurde. Welcher Moment des Geschehens wurde abge- bildet? • Arbeite die technischen Details des Fotos heraus (Schwarz-weiß, Farbe, Schärfe, Belichtung, Kontraste usw.). Welche Effekte wurden damit erzielt? • Benenne den Bildausschnitt (Übersicht oder Nahaufnah- me). • Gibt es Spuren einer nachträglichen Bildbearbeitung (oder Informationen darüber) (Retusche, Montage, Bild- ausschnitt, Kolorierung usw.)? Fotografien analysieren • Wann und wo ist das Foto entstanden? • Wer ist der Fotograf? Lässt sich eine Absicht erkennen, weshalb das Foto aufgenommen wurde? Ist es aus dem Interesse des Fotografen entstanden? In welcher Bezie- hung steht der Fotograf zum Motiv des Fotos bzw. gab es einen Auftraggeber dafür, handelt es sich dabei um einen zufälligen Schnappschuss oder wurde das Foto bewusst „inszeniert“? • Wie ist das Foto überliefert worden? Fotografien interpretieren • Was ist die Kernaussage des Fotos? • Welche Wirkung hatte das Foto vermutlich auf die Zeit- genossen? Welche Wirkung wird wohl beabsichtigt ge- wesen sein? Beschreibe die Wirkung des Fotos auf dich persönlich. W Foto 2: Foto eines unbekann- ten Fotografen, das ebenfalls am 5. Mai 1920 aufgenommen wurde und dem Bild Goldsteins ursprünglich sehr ähnelte. Auf Stalins Anordnung wurden aber später Trotzki und Kamenew wegretuschiert. Die Lücke füllen Bretter. Arbeitsaufträge • Bearbeite die Bildmaterialien auf diesen Seiten mit Hilfe der Checkliste. • Stelle auf einer Liste die modernen technischen Möglich- keiten von „visuellen Lügen“ zusammen, belege sie auch mit Foto-Beispielen. • Bearbeite nach dieser Methode weitere Fotos im Schul- buch, bspw. in diesem Kapitel auf Seite 10, 13, 22 und 23. 15 1 Fotografien analysieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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