Zeitbilder 7, Schulbuch
Totalitäre und autoritäre Systeme Totalitäre Systeme haben keine demokratischen Stan- dards. Sie unterscheiden sich von autoritären Systemen dadurch, dass sie versuchen die gesamten politischen, sozialen und gesellschaftlichen Bereiche in einem Staat zu bestimmen. Oft ist mit einer totalitären Herrschaft der Anspruch verbunden, einen „neuen” Menschen – entsprechend einer bestimmten Ideologie – zu formen. Als am stärksten ausgeprägte Systeme von Totalitaris- mus gelten der Nationalsozialismus, der italienische Fa- schismus und der Stalinismus. Autoritäre Systeme wa- ren kommunistische (z. B. Jugoslawien unter Tito) und faschistische (z. B. Ständestaat in Österreich, Spanien unter Franco). In diesen werden nicht alle gesellschaft- lichen Bereich kontrolliert, es gibt kleine Freiheiten für Bürgerinnen und Bürger sowie für einzelne Institutio- nen. Wie totalitäre Systeme üben auch sie Terror aus und unterdrücken politische Gegnerinnen und Gegner. Auch heute gibt es noch autoritäre Systeme (z. B. Chi- na, Kuba, Saudiarabien). Das politische Gegenmodell dazu ist der demokratische Rechtsstaat. Er garantiert durch Grundrechte, Gewaltenteilung und Verfassung die Freiheit der Staatsbürger/innen. Der Begriff „Totalitarismus” tauchte erstmals 1923 zur Bezeichnung des von Mussolini geschaffenen Herr- schaftssystems auf. Während die Antifaschisten mit Arbeitsaufträge • Lest das Schema auf der gegenüberliegenden Seite genau durch. • Fragt bei Unklarheiten (Zusammenhänge, Begriffe, Namen, Ereignisse) eure Lehrerin/euren Lehrer oder recherchiert im Internet. • Markiert die Gemeinsamkeiten der 3 Systeme mit einer Farbe, die Unterschiede mit einer anderen Farbe. • Erstellt eine Liste zum Thema „Unterschiede” und „Ge- meinsamkeiten” bezüglich der Ursachen, Ideologie, Wirt- schaftsform, Stellung der Kirche und Außenpolitik, eine zweite Liste mit den Begriffen „Gründer”, „Schlagwort”, „Symbol” und „Machtübernahme”. • Macht dabei jeweils 3 (leere) Spalten für die totalitären Systeme „Italienischer Faschismus”, „Nationalsozialis- mus” und „Stalinismus”. • Füllt die 2 Listen gemeinsam mit eurer Banknachbarin/ eurem Banknachbarn aus. • Diskutiert in der Klasse: Kennt ihr heutige Staaten, die Merkmale von Totalitarismus aufweisen? Projektvorschlag Initiiert ein Projekt zu modernen Formen des politischen Ex- tremismus • Informiert euch über nationale und internationale For- men des politischen Extremismus. • Stellt in Gruppen jeweils eine extremistische Bewegung vor, beachtet dabei v.a. folgende Kriterien: Ziele, Ideo- logie, Mittel, Symbole, Verhältnis zum demokratischen Verfassungsstaat. • Bewertet das Verhältnis der extremistischen Bewegun- gen zueinander. • Erkundigt euch, wie Staaten, internationale Organisatio- nen und Institutionen auf diese Bewegungen reagieren. • Diskutiert, welche Möglichkeiten die Zivilgesellschaft, ein/e jede/r von euch hat, Formen des politischen Extre- mismus zu bekämpfen. W Der Hammer steht seit dem 19. Jahrhundert für die Arbeit in der In- dustrie, die Sichel für die Landwirt- schaft. ImWappen der Sowjetunion (1924) symbolisieren die beiden Werkzeuge den kommunistischen Arbeiter- und Bauernstaat. W Mussolini bezog sich in der fa- schistischen Symbolik immer wie- der auf die imperiale Größe des Römischen Reiches. Die „fasces” waren im antiken Rom mit Leder- riemen und einem Beil umschnürte Rutenbündel. Sie waren das Zei- chen der Amts- und Strafgewalt der höchsten römischen Magistrate. 1926 wurden die „fasces” durch Gesetze zum offiziellen Staatssym- bol Italiens. W SS-Leibstandarte Adolf Hitler er- hält ein neues Feldzeichen, 1940. Kreuzsymbole (Swastika), auch Sonnenräder genannt, gibt es seit etwa 6000 Jahren in Europa, Asien und Afrika. Sie können glückbrin- gende oder unheilbringende Bedeu- tung haben. Die Nationalsozialisten verwendeten seit 1920 ein Haken- kreuz als Symbol einer angeblich arischen Rasse. 1935 wurde es zum zentralen Bestandteil der Flag- ge des Deutschen Reiches. dem Begriff vor einer absolutistischen Herrschaft war- nen wollten, besetzten die Faschisten den Begriff posi- tiv. In Deutschland sprachen die Nationalsozialisten von einem „totalen Staat”. Totalitarismus-Theorie Bereits in den 1920er-Jahren gab es Ansätze zu einer Totalitarismus-Theorie. Sie vergleicht die Systeme des Faschismus mit dem Stalinismus. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass die beiden Ideologien neben etlichen Unterschieden auch zahlreiche gemeinsame Merkma- le aufweisen. Die Totalitarismus-Theorie blieb jedoch nicht unwidersprochen: In den 1980er-Jahren entwi- ckelte sich in Deutschland darüber ein Historikerstreit. Manche Wissenschafter/innen lehnten nämlich einen Vergleich dieser politischen Systeme überhaupt ab. Ei- nige Historiker/innen warnten zum Beispiel davor, dass das in der Geschichte einzigartige Verbrechen des Ho- locausts durch einen Vergleich mit den stalinistischen Massenmorden relativiert werden könnte. 35 1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede totalitärer Systeme Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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