Zeitbilder 7, Schulbuch

126 M1 Ernest Howard Shepard: „The Rival Buses“. Punch (sati- rische Zeitschrift, London), 18. Juni 1947. M2 US-Präsident Harry S. Truman sagte am 12. März 1947 vor dem Kongress zur US-Außenpolitik: (…) Es ist eine der Hauptziele der Außenpolitik der Vereinigten Staaten, Bedingungen zu schaffen, die es uns und anderen ermöglichen, eine Lebensform zu gestalten, die frei ist von Zwang. Hauptsäch- lich um diesen Punkt ging es in dem Krieg gegen Deutschland und Japan. Unser Sieg wurde über Län- der errungen, die versuchten, anderen Nationen ih- ren Willen und ihre Lebensform aufzuzwingen.(…) In jüngster Zeit wurden den Völkern einer Anzahl von Staaten gegen ihren Willen totalitäre Regierungsfor- men aufgezwungen. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat immer wieder gegen den Zwang und die Einschüchterung in Polen, Rumänien und Bulgarien protestiert, die eine Verletzung der Vereinbarungen von Jalta darstellen. (…) Ich glaube, es muss die Po- litik der Vereinigten Staaten sein, freien Völkern bei- zustehen, die sich der Unterwerfung durch bewaff- nete Minderheiten oder durch äußeren Druck wider- setzen. (…) Unter einem solchen Beistand verstehe ich vor allem wirtschaftliche und finanzielle Hilfe, die die Grundlage für wirtschaftliche Stabilität und geordnete politische Verhältnisse bildet. (…) (In: Wolfrum/Arendes, Globale Geschichte des 20. Jahrhunderts, 2007, S. 115) M3 Der enge Mitarbeiter Stalins, Andrej Shdanow, sagte am 30. September 1947 auf der Konferenz der kommunisti- schen Parteien Europas: Das durch den Zweiten Weltkrieg veränderte Kräf- teverhältnis zwischen der Welt des Kapitalismus und der Welt des Sozialismus hat die Bedeutung der Außenpolitik des Sowjetstaates noch erhöht (…) Die Aufgabe der Sicherung eines gerechten demokrati- schen Friedens fasste alle Kräfte des antiimperialisti- schen und antifaschistischen Lagers zusammen. Auf dieser Grundlage wuchs und erstarkte die freund- schaftliche Zusammenarbeit der UdSSR und der de- mokratischen Länder in allen Fragen der Außenpoli- tik. Diese Länder und vor allem die Länder der neuen Demokratie, Jugoslawien, Polen, die Tschechoslowa- kei und Albanien, die eine große Rolle in dem Befrei- ungskrieg gegen den Faschismus gespielt haben, so- wie Bulgarien, Rumänien, Ungarn und zum Teil auch Finnland, die sich der antifaschistischen Front in der Nachkriegsperiode angeschlossen haben, erwiesen sich als standhafte Kämpfer für den Frieden, für die Demokratie und für ihre Freiheit und Unabhängig- keit gegen alle Versuche der USA und Englands, ihre Entwicklung zurückzudrehen und sie erneut unter das imperialistische Joch zu zwingen. (…) (In: Wofrum/Arendes, Globale Geschichte des 20. Jahrhunderts, 2007, S. 115) M4 Der Historiker Christoph Nonn schreibt über die Entste- hung des „Kalten Krieges“: Wie und warum es (...) zum so genannten Kalten Krieg (…) kam, der den Kontinent (= Europa) und ei- nen großen Teil der Welt mehr als vierzig Jahre lang in zwei feindliche Lager spaltete, ist unter Experten umstritten. Eine erste Interpretation sah und sieht den Hauptgrund dafür in einer aggressiven Natur der kommunistischen Ideologie. Die Sowjetunion habe nach 1945 den Kommunismus in ganz Europa verbreiten wollen. Die westlichen Demokratien hät- ten sich daraufhin zu ihrer Verteidigung unter dem Schutz und der Führung der USA zusammenge- schlossen, so dass die sowjetische Herrschaft nur in Osteuropa etabliert werden konnte. Dieser Sichtwei- se steht die so genannte revisionistische Interpretati- on gegenüber. Danach ging die zur Spaltung Europas führende Aggression nicht vom Kommunismus, son- dern vielmehr von den westlichen Demokratien aus. Diese hätten versucht, den Kommunismus zurück zu drängen und die kapitalistische Marktwirtschaft in ganz Europa zu verbreiten. Aus der revisionisti- schen Sicht hat die Sowjetunion lediglich den kom- munistischen Machtbereich in Osteuropa gegen die westeuropäischen Demokratien und vor allem gegen die USA verteidigt. Eine dritte Interpretation weist dagegen die Verantwortung für die Ausweitung der ideologischen Differenzen zwischen Ost und West zum Kalten Krieg beiden Seiten gleichermaßen zu. Erst die wechselseitige Wahrnehmung als aggressiv habe den weltanschaulichen Gegensatz zwischen Demokratie und Kommunismus zur Konfrontation es- kalieren lassen. (Nonn, Das 19. und 20. Jahrhundert. Orientierung Geschichte, 2007, S. 181–183) Kompetenzmaterial 7. Kalter Krieg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=