Zeitbilder 7, Schulbuch

den. Der orthodoxe Pope der Stadt übernimmt die Einsegnung. (Löw, Revolution von oben, 1990, S. 34 f.) Am 28. Parteitag im Jahr 1990 verur- teilte schließlich auch die Kommunis- tische Partei offiziell das „totalitäre stalinistische System“. Gorbatschow baut alte Feindbilder ab Der „Kalte Krieg“ hatte Feindbilder geschaffen, die Gorbatschow abbauen wollte: Q Die Zeit steht nicht still. (…) Wir müssen handeln. Die Weltlage lässt es nicht zu, dass wir auf einen günstigeren Moment warten (...). Wir regen Kontakte zu Menschen an, die andere Weltanschauungen und andere politische Überzeugun- gen vertreten (…). Wir brauchen kein „Feindbild“ von Amerika, weder aus innen- noch aus außenpolitischem Interesse. (…) (Gorbatschow, Perestroika, 1987, S. 12 f., 284 f.) Der wirtschaftliche Unterbau zerfällt Perestroika und Glasnost konnten je- doch die Wirtschafts- und Versorgungs- krise nicht beheben. Trotz Reformen, wie z. B. mehr Möglichkeiten privater Wirtschaft, trat keine spürbare Besse- rung für die breite Bevölkerung ein. Die zunehmende Unzufriedenheit führte ab Sommer 1989 zu ersten Streiks unter den Bergarbeitern. Die Streikenden verlangten eine bessere Versorgung und höhere Löhne sowie mehr Selbststän- digkeit für die Betriebe. Auch eine von der Kommu- nistischen Partei unabhängige Gewerkschaft wurde gegründet. 1990 forderten die Bergleute schließlich die Auflösung der Parteiorganisationen in den Großbetrie- ben, in der Armee und im Geheimdienst. GUS statt Sowjetunion Der Druck zu politischen Reformen nahm daher ständig zu. Durch Wahlen änderte sich die Zusammensetzung des Volkskongresses. Trotz Manipulationen und mas- siver kommunistischer Propaganda stimmte die Wäh- lerschaft vielfach für jene Kandidatinnen und Kandida- ten, die von der Partei heftig bekämpft worden waren. In Moskau wurde Boris Jelzin, der ehemalige KP-Chef der Stadt, mit 89% der Stimmen gewählt. Jelzin bildete mit gleichgesinnten Abgeordneten im Parlament eine Opposition. Sie kritisierte das Machtmonopol der kom- munistischen Partei im Staat und verlangte raschere Re- formen. Im Jahr 1990 verzichtete die KPdSU nach über 70 Jahren auf ihre „führende Rolle“ in der Gesellschaft, wie es in Art. 6 der Verfassung hieß. In Russland, der größten Republik der Sowjetunion, wurde Jelzin Par- lamentspräsident. Aber nicht nur die KPdSU verlor ihr Machtmonopol, sondern Ende 1991 zerfiel auch die So- wjetunion als einheitlicher Staat. An ihre Stelle trat nun die GUS, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Analysiere die Aussagen von M. Gorbatschow hinsicht- lich seiner Einstellung zur Überwindung von „Feindbil- dern“. Setze dazu auch die Karikatur von H. Haitzinger in Beziehung. 2. Bearbeite beide Karikaturen. Analysiere, welche politi- sche und wirtschaftliche Aussage bzw. Kritik man erkennen kann und wie das Klischee „Feindbild“ problematisiert wird. 3. Diskutiert, welche Wirkung die Karikatur von H. Haitzin- ger auf die jeweiligen Anhänger der zwei ideologischen Lager gehabt haben könnte. W „Sollten wir nicht demnächst einmal mit Abrüstungsgesprächen beginnen?“ Jupp Wolter (Künstler), Haus der Geschichte, Bonn. W „Brutal zerstört, unser schönes Feindbild!“ Horst Haitzinger (Künstler), München. 123 4 Internationale Politik von 1945 bis 1990/91 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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