Zeitbilder 5/6, Schulbuch
Der Löwenhof der Alhambra in Granada. Granada war eine Neugründung der Araber und bis 1492 die Hauptstadt des gleichnamigen Königreiches. 11.4 Ost-West-Entfremdung Die Entfremdung von Konstantinopel Ähnlich unerfreulich wie für die Araber verlief die eu- ropäische Kreuzzugsbewegung für das Byzantinische Reich. Byzanz war mit der Rückeroberung von Bulga- rien knapp nach der Jahrtausendwende auf dem Hö- hepunkt seiner Macht. Abendländische Fürsten (z. B. Kaiser Otto II., Herzog Heinrich II. von Österreich) be- mühten sich, durch Heiraten mit byzantinischen Prin- zessinnen dynastische und wirtschaftliche Kontakte zu diesem Reich mit seinen märchenhaften Reichtümern und seiner hochentwickelten Kultur herzustellen. Trotz intensiver kultureller und wirtschaftlicher Beziehungen – besonders mit dem aufstrebenden Venedig – erfolgte eine kirchliche und politische Entfremdung vom lateini- schen Westen. Die Kirchenspaltung Vor allem der Streit um die Anerkennung des päpst- lichen Primats führte 1054 zur Kirchenspaltung. Die Gesandten der Kirchen von Rom und Konstantinopel bannten sich gegenseitig. Obwohl diese Vorgangswei- se nie rechtlich bestätigt wurde, war damit die Spaltung in eine griechisch-orthodoxe und römisch-katholische Kirche vollzogen. Der Untergang Konstantinopels – Türkenherrschaft am Balkan Machtkämpfe im Inneren des Byzantinischen Reiches und die Hoffnung, die Kirchenspaltung von 1054 zu überwinden, bewo- gen Papst Innozenz III. und die Anführer des vierten Kreuzzuges zur Eroberung Konstantinopels (1204). Mit der folgenden, fast 70 Jahre langen Fremdherrschaft durch die Venezianer wurde der politische Niedergang des Byzan- tinischen Reiches eingeleitet. Im 14. Jh. drangen die Türken un- ter Emir Osman (gest. 1326) (Os- manisches Reich) aus Kleinasien kommend, gegen das Marmara- meer vor. Sie kämpften dabei ge- gen die Mongolen im Osten und Byzanz im Westen. Nachdem sie 1354 über die Meerenge der Dar- danellen nach Europa überge- setzt hatten, war ihr Vormarsch am Balkan nicht mehr aufzuhal- ten. Serbien, Bosnien und Bulga- rien schlossen sich zusammen. In siegreichen Feldzügen machten die Türken diese Balkanstaaten für etwa 500 Jahre zu ihren Va- sallenstaaten. Konstantinopel war unmittelbar bedroht. Nur eine Niederlage der Türken gegen ein Mongo- lenheer (1402) verschaffte der Kaiserstadt eine letzte Atempause. Schließlich wurde Konstantinopel im Jahr 1453 durch die Türken erobert. Damit ging das By- zantinische Reich nach mehr als 1000-jähriger Dauer endgültig unter. Byzantinische Kultur lebte nur mehr in der orthodoxen Kirche weiter. Moskau beanspruchte von nun an als „drittes Rom“ die Führungsrolle in der orthodoxen Kirche. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beurteile mit Hilfe des Kapitels 11.1 die Kreuzzugsbewe- gungen im Mittelalter. 2. Beschreibe die mongolische Expansionsbewegung, ver- wende dazu auch einen historischen Atlas. 3. Erkundige dich im Religionsunterricht über wesentliche Unterschiede zwischen griechisch-orthodoxer und römisch- katholischer Kirche. Was kannst du dabei auch über die Aufhebung der Bannbullen am Ende des II. Vatikanischen Konzils im Jahr 1965 und über die Bestrebungen der Öku- mene in Erfahrung bringen? 89 Das Mittelalter 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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