Zeitbilder 5/6, Schulbuch

1.1 Die Entwicklung der Hochkulturen Neolithische Revolution - Voraussetzung für die Hochkulturen Nach dem derzeitigen Forschungsstand existiert unsere Menschheit seit etwa zwei Millionen Jahren. In dieser längsten Epoche der Menschheitsgeschichte, der so ge- nannten Urgeschichte, begannen die Menschen Werk- zeuge, Waffen und das Feuer zu nutzen. Sie waren nomadisierende Jäger und Sammler. Im Laufe der Zeit entwickelten sie ein religiöses Bewusstsein und wurden auch künstlerisch tätig. Ab etwa 8000 v. Chr. jedoch änderten manche Men- schen ihre Lebensweise ganz entscheidend: Sie entwi- ckelten Ackerbau und Viehzucht, wurden deshalb sess- haft und begannen als Bauern in Dörfern zusammenzu- leben. Die Entwicklung begann im Vorderen Orient und setzte sich bis 4000 v. Chr. in vielen Gebieten der Erde fort. Diese für die Menschheitsgeschichte so bedeu- tende und einschneidende Änderung der Lebensweise bezeichnet die Geschichtswissenschaft als Neolithische Revolution. Klimaänderung zwingt die Menschen in die Flusstäler An der Wende vom vierten zum dritten vorchristlichen Jahrtausend wurden der Vordere Orient und Ägypten zumBrennpunkt dermenschlichenGeschichte. Indiesen klimatisch begünstigten Gebieten der Erde vollzog sich zuerst und nahezu gleichzeitig die Weiterentwicklung jungsteinzeitlicher Lebensformen zur frühen Hochkul- tur. Dieser Kulturwandel vollzog sich mit einer großen Dynamik innerhalb weniger Generationen. Demgegen- über verharrten die europäischen Bauernkulturen noch drei Jahrtausende in der Urgeschichte. Der Übergang zur Hochkultur in diesem Bereich der Erde und gerade zu dieser Zeit wird von der Wissen- schaft auf eine Klimaänderung zurückgeführt: Vom 6. bis in das 4. Jt. v. Chr. hatte reicher Regenfall die Be- siedlung weiter Landstriche durch sesshafte Bauern und nomadische Hirten ermöglicht. Damals hatte infol- ge der günstigen Lebensbedingungen die Bevölkerung stark zugenommen. Gegen Ende des 4. Jt. v. Chr. ließ der Regen nach, und es kam zur Austrocknung weiter Gebiete. Die davon betrof- fene Bevölkerung war ge- zwungen, neue Lebens- räume zu suchen. Sie fand diese an den Talrändern der großen Flüsse, die mit fort- schreitender Austrocknung immer mehr den Charakter von Oasen annahmen (= „Flussoasen“). Hier schufen die jährlichen Überschwemmungen durch den Schlamm, den die Flüs- se mitführten und ablager- ten, immer wieder eine neue und unverbrauchte Anbau­ fläche. Dazu kam, dass die Flüsse auch in den Trocken­ zeiten genügend Wasser zur künstlichen Bewässerung zur Verfügung stellten. Be- sonders hohe Bodenerträge waren die Folge. 1. Hochkulturen Hochkultur  Felsmalereien in der Sahara beweisen, dass diese große Wüste vor der Klimaveränderung zahlreichen Tie- ren und auch Menschen Lebensraum bot. 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=