Zeitbilder 5/6, Schulbuch

2.2 Die Araber begründen ein Weltreich Mohammed (um 570 – 632), dem Gründer des Islam, ge- lang es, die arabischen Stämme zu einen. Mohammed war zugleich religiöser und politischer Führer des ent- stehenden islamisch-arabischen Reiches. In der islami- schen Religion fanden die Araber die Quelle jener Kraft, um aus Arabien hervorzubrechen und einen großen Teil des ehemaligen römischen Imperiums neu zu formen. Die südlichen und östlichen Küsten des Mittelmeeres sind damit wieder Teile unterschiedlicher Zivilisationen geworden. Zwei mächtige Eroberungswellen Mit dem Tod des Propheten im Jahr 632 begann unter seinen Nachfolgern, den Kalifen (Stellvertreter Moham- meds), das Zeitalter der Eroberungen. Die Religion lie- ferte den zündenden Funken. Die Auslegung des Koran unterstützte nämlich eine solche Eroberungspolitik. Q Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und den Jüngsten Tag glauben und die das nicht ver- bieten, was Allah und sein Gesandter verboten ha- ben, und sich nicht zur wahren Religion bekennen so lange, bis sie ihren Tribut in Demut entrichten! Wenn ihr nicht zum Kampf auszieht, wird euch Allah mit schwerer Strafe belegen und ein anderes Volk an eure Stelle setzen. (Koran, Sure IX, 29, 39. Wilhelm Goldmann Verlag München, 1979, S. 153 und 155.) In zwei Eroberungswellen (635–644 und ca. 700–732) drangen die arabischen Heere vor. Nach Norden gegen das Oströmische Reich, nach Osten über das Perser- reich bis in das Industal und in die Berge Afghanistans. Im Westen erreichten sie über Nordafrika den Atlantik. Sie eroberten in nur acht Jahren die Iberische Halbinsel fast zur Gänze und wurden erst 732 bei Tours und Poi- tiers von den Franken zur Umkehr gezwungen. Ein be- merkenswertes Kennzeichen islamischer Eroberungs- und Verwaltungspolitik waren die oft milden Überga- bebedingungen. So befahl der siegreichen Kalif Omar (634 – 644) seinem General Abu ’Ubaida Folgendes: Q Lass das Land, welches Gott dir als Beute gewährt hat, in den Händen seiner Bewohner und erlege ihnen eine Steuer auf. Sie sollen das Land bebauen, denn sie verstehen mehr davon und sind uns darin überlegen. Keiner, weder du noch die anderen Mus- lime, dürfen sie als Beute betrachten, weil zwischen uns Frieden geschlossen wurde und du von ihnen die Steuer erhebst. Gott hat uns das im Koran klar gesagt: ‚Bekämpft diejenigen, die nicht an Gott und den Jüngsten Tag glauben und die nicht verbieten, was Gott und sein Prophet verboten haben […], bis sie die Steuer in Demut entrichten und sich unter- werfen.‘ […] Auferlege ihnen also die Steuer, aber mache sie nicht zu Sklaven, und verbiete den Musli- men, sie zu unterdrücken, ihnen Schaden zuzufügen oder ihren Besitz zu verzehren. (Nach: Lewis (Hg.), Der Islam von den Anfängen bis zur Eroberung von Konstantinopel, 1982, S. 279. Bearb.d.A.) Vergleiche die beiden Quellen oben. Welche Gründe las- sen sich darin für die erfolgreiche Eroberungspolitik der Araber unter Bezug auf den Islam finden?  Jerusalem wurde 638 von den Arabern erobert. Der Felsendom mit der goldschimmernden Kuppel wurde 691 erbaut. Er ist die älteste be- stehende islamische Moschee – die Stelle, von der aus Mohammed sei- ne Fahrt in den Himmel angetreten haben soll. Der Islam – religiöse und kulturelle Klammer In der zweiten Hälfte des 7. Jh. begann sich arabi- sches Kulturgut bei den verschiedenen unterworfenen Völkern durchzusetzen. Dies hauptsächlich durch den Islam. Die Klammer des Islam hielt zunächst die ver- schiedenen unterworfenen Völker, die Afrikaner, Per- ser, Ägypter u.a., zusammen. Mit Hilfe der Religion  Der Prophet Mohammed (mit einer großen Flamme dargestellt) und seine Nachfolger Ali, Abu-Bakr, Husain und Hasan. Nur auf sehr weni- gen Darstellungen ist Mohammeds Gesicht zu erkennen, die bildli- che Darstellung des Religionsgründers ist im Islam sehr umstritten. Persische Buchmalerei, Iran, um 1560. 64 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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