Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Die Sklaven kämpfen für einen eigenen „Staat“ Die Behandlung der Sklaven durch ihre Herren war recht unterschiedlich: Die Haussklaven waren häufig in den Fami- lienverband eingebunden. Sie genossen unter der Herrschaft des Familienvaters dieselbe Behandlung wie Frauen und Kinder. Doch die Landsklaven nützte man aus „wie Zugtiere“. Oft mussten sie gefesselt ihre Arbeit verrichten und waren mit Halsringen und Brandzei- chen gekennzeichnet. Nur vereinzelt versuchten die Sklaven, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Denn es fehlte sowohl eine gemeinsame revolutionäre Idee als auch die Möglich- keit, sich in diesem großen römischen Herrschaftsgebiet untereinander zu verständigen. Vor allem die städtischen Sklaven hofften eher darauf, durch Freilassung oder Freikauf ihre Freiheit wiederzuerlangen als durch einen gro- ßen Aufstand. Trotzdem kam es auch zu regelrechten Sklavenkriegen: Zweimal drei Jahre lang dauerten die Kämpfe in Sizilien (135–132, 104–101 v. Chr.). Sie gin- gen von Bauern- und Hirtensklaven aus, die anfangs auch große Erfolge feierten. Doch in beiden Fällen blieben schließlich die nach Sizilien entsandten Truppen siegreich. Der für die Römer gefährlichste Auf- stand brach im Jahre 74 v. Chr. in Süditalien, in der Gladiatorenschule von Capua aus. Unter der Führung des thrakischen Sklaven Spartakus soll das Sklavenheer bald auf 100 000 Mann angewachsen sein. Es fügte einigen rö- mischen Heeren schwere Niederlagen zu. Doch Uneinigkeit im Sklavenheer und ein Aufgebot von acht kampfer- probten Legionen beendeten auch die- sen spektakulären Aufstand zu Gunsten der Herrschenden. Die Ziele der Aufständischen waren un- terschiedlich: Manche wollten einfach nur als freie Menschen in ihre Heimat zurückkehren. Andere träumten von der Gründung eines eigenen „Staates“, in dem ihre früheren Herren dann als Sklaven dienen sollten. Das antike Gesellschaftssystem sollte also nur umgekehrt, nicht beseitigt werden. Auch die Römer dachten nicht an die Abschaffung der Sklaverei. Doch die Einstellung vieler Römer den Sklaven gegenüber änderte sich allmählich: Die Sklavenhalter erkannten, dass sich ihre brutalen Behandlungsmethoden und die rücksichtslose Ausbeutung der Arbeitskraft weder wirtschaftlich noch politisch lohnten. Freilassung bedeutet noch nicht Unabhängigkeit Schon im 1. Jh. v. Chr. wurden Sklaven häufiger von ihren Besitzern freigelas- sen. Zumeist konnten sie sich um einen bestimmten Geldbetrag freikaufen oder der Sklavenhalter schenkte ihnen mit seinem Testament die Freiheit. Oft steckte eine wirtschaftliche Überlegung dahinter: Die Aussicht auf Freilassung erhöhte den Arbeitseifer der Sklaven, der Herr ersparte sich Sklavenaufse- her und erhielt auch die Summe des Freikaufs. Durch persönliche Dienste blieben sie weiterhin ihrem nunmehrigen Patron als neue Klienten verpflichtet. Umge- kehrt gab es arme Landarbeiter in den Provinzen, die sich freiwillig in die Skla- verei begaben, um wenigstens sicher versorgt zu sein. Die Rechtslage der Sklaven blieb auch in der Kaiserzeit unverändert: Sie konn- ten noch immer geschlagen, gegeißelt und bei schweren Verfehlungen getötet werden. Tacitus schildert das Todesur- teil von 400 Sklaven im Jahre 61, weil einer der Mitsklaven ihren Herrn, den Stadtpräfekten Pedanius Secundus, getötet hatte.  Das Tontäfelchen aus Korinth zeigt die harte Arbeit der Bergwerkssklaven in einer Tongrube.  Das römische Relief aus dem 1. Jahrhundert zeigt Gladiatoren im Kampf mit Bären und Löwen vor Zuschauern. 54 Politische Bildung – Kompetenztraining Läng schnitt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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