Zeitbilder 5/6, Schulbuch

15. „Dominat“ – absolutes Kaisertum der Spätantike Mit einer Teilung das Gesamtreich erhalten Mit einer umfassenden Reichsreform reagierte der aus Illyrien stammende Kaiser Diokletian (284–305) auf die Reichskrise. Er führte eine Reichsteilung durch: Dio­ kletian regierte von Nikomedia aus den Osten, sein Mitkaiser Maximinian von Mailand aus den Westen. Beide „Augusti“ nahmen sich je einen „Caesaren“ als Mitregenten, sodass schließlich vier Kaiser das Reich beherrschten (= Tetrarchie). Da Diokletian als „Ober­ kaiser“ uneingeschränkte Autorität genoss, blieb die Reichseinheit gewahrt. Er schuf kleinere Verwaltungs­ einheiten (101 Provinzen) und trennte die militärische Gewalt streng von der zivilen. Die endgültige Trennung in ein Ost- und Westreich erfolgte erst nach dem Tod des Kaisers Theodosius (395). Schon Kaiser Konstantin (306–337) verlegte den Kaiser­ sitz von Nikomedia in die alte Handelsstadt Byzantion. Die nach Konstantin benannte Stadt (= Konstantinopel) erinnerte in ihrer Gliederung, mit den Tempeln, Foren und Palästen an die nur noch formale Reichshauptstadt Rom. Betrachte das Bild und lies noch einmal aufmerksam den Autorentext oben durch. Wer könnten diese vier Figuren sein? Wer umarmt wen und wohin blicken sie? Die Heeres- und Steuerreform Der ständige Ansturm fremder Völker ins Reich erforder­ te auch eine Reform des Heerwesens. Neben einem mo­ bilen Feldherr wurde auch eine Reitertruppe geschaffen. Sie konnte den an den Grenzen stationierten, unbeweg­ lichen Legionen schnell zu Hilfe kommen. Diese wurden auf je 2 000 Mann verkleinert und auf 70 aufgestockt, die Legionäre als bäuerliche Milizsoldaten an den Gren­ zen angesiedelt. Immer mehr Nicht-Römer, hauptsäch­ lich Germanen, traten nun ins Heer ein und konnten bis zu den höchsten Kommandostellen aufsteigen. Der vergrößerte Beamtenapparat und das aufgestockte Heer zwangen Diokletian auch zu einer Neuordnung des Steuersystems. Neben der alten Kopf-(Personen-)Steuer wurde nun eine Grundsteuer eingehoben. Sie richtete sich nach dem Bodenertrag, dem Viehbestand und der Anzahl der Kinder und vorhandenen Arbeiter/innen. Die Steuerleistungen wurden genau errechnet und für meh­ rere Jahre im Voraus festgelegt. Erstmals in der antiken Geschichte wurde mit einer umfassenden Einnahmen- Ausgabenrechnung ein Staatshaushalt (= Budget) aufge­ stellt. Mit der Ausgabe neuer Münzen wollte Diokletian den Verfall der Währung verhindern. Doch mit der Wäh­ rungsreform konnte Diokletian die weitere Geldentwer­ tung im Reich nicht aufhalten. Ebenso wenig nützte der Erlass eines Höchstpreis- und Höchstlohnedikts (301), auf dessen Missachtung die Todesstrafe stand. Kaiser Konstantin I. wollte mit der Einführung einer neuen Goldmünze (dem „Solidus“, der noch im Mittel­ alter verwendet wurde) die sich ausbreitende Natural­ wirtschaft eindämmen. Mit neuen Steuern für Senatoren und Händler wollte er zusätzliche Einkommensquellen erschließen. Der Dominat – das Gottkaisertum setzt sich durch Schon im 1. Jh. n. Chr. forderten einzelne Kaiser (Ca­ ligula, Domitian, Commodus) göttliche Verehrung von ihren Untertanen. Als Soldatenkaiser Aurelianus das Reich nach langen Wirren geeint hatte, setzte er den neuen Kaiserkult endgültig durch: „Dominus et deus“ (= Herr und Gott) ließen sich die Herrscher von nun an nennen. Wer sich einem Kaiser näherte, musste sich zu­ erst anbetend vor ihm zur Erde werfen (= Proskynese). Der Herrscher umgab sich mit Eunuchen, er achtete auf ein strenges Hofzeremoniell und trug das Diadem, das sichtbare Zeichen der Königswürde. Damit waren die Formen des orientalisch-hellenisti­ schen Herrscherkultes endgültig ins Römische Reich eingedrungen. Gleichzeitig forderte mancher dieser Kaiser auch Verehrung und Opfer für die Staatsgötter (z. B. für den „unbesiegten Sonnengott“), weil diese für den Schutz des Reiches verantwortlich waren. Da die Christen, die nur einen Gott anerkannten, dagegen Wi­ derstand leisteten, wurden sie von einigen Herrschern verfolgt. Erst Kaiser Konstantin erlaubte diese Erlöser­ religion mit dem Mailänder Edikt (313). Mit der Erhe­ bung des Christentums zur Staatsreligion durch Kaiser Theodosius (391) verschwand zwar die göttliche Vereh­ rung der Kaiser, ihr Anspruch auf unbeschränkte Herr­ schaft blieb jedoch bestehen. Republikanische Formen waren längst verloren gegan­ gen: So wurde dem Senat die Ausrufung eines neuen Kaisers nur noch mitgeteilt, man verzichtete auf eine  Die Tetrarchen (vier Herrscher). Porphyrskulptur, heute in die Fassade des Markusdomes in Venedig eingemauert. 44 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=