Zeitbilder 5/6, Schulbuch

ten nicht den Willen, oder nicht das Vermögen haben, gehören ohne Ausnahme in die Schule, und zwar so- bald als das 6te Lebensjahr angetreten haben. (Kleindel, Urkund dessen …, 1984, S. 174) Welcher heutigen Schule entspricht die in diesem Doku- ment angeführte? Die Schulpflicht unter Maria Theresias Herrschaft be- trug 6 Jahre (Volksschule). Schätzungen gehen aller- dings davon aus, dass noch Jahrzehnte später (um 1800) nur etwa 25% der Kinder diese erfüllten. Der aufgeklärte Absolutismus Absolutismus und Aufklärung müssen einander nicht ausschließen. Das bewies Joseph II. mit der Regierungs- form des aufgeklärten Absolutismus. Der Herrscher fühlte sich nicht mehr als Besitzer des Staates und lei- tete seine Berufung nicht mehr von Gottes Gnaden ab. Der Herrschaftsanspruch des Fürsten und die bestehen- de gesellschaftliche Ordnung durften aber keinesfalls in Zweifel gezogen werden. Der aufgeklärte Fürst recht- fertigte seine Stellung mit der „Notwendigkeit“ einer autoritären Führung. Er setzte viele wirkungsvolle Re- formen. Doch ging alles von dem Grundsatz aus: „Alles für das Volk, aber nichts durch das Volk!“ Damit blieb der Staatsbürger unmündig und empfand den Staat, den er nicht mitverantworten durfte, als lästigen Druck. Als Joseph II. nach dem Tode seiner Mutter Maria The- resia die Alleinregierung antreten konnte, begann er eine Reihe überstürzter Reformen. Er wollte in kürzes- ter Zeit einen zentralistischen Wohlfahrts- und Einheits- staat errichten. Dabei nahm er keine Rücksicht auf Tra- ditionen oder religiöse Gefühle. Joseph II. schafft die Todesstrafe ab Joseph II. setzte die Reformen seiner Mutter auf demGe- biet des Rechtswesens fort. Er legte einen einheitlichen Instanzenzug fest: Gegen das Urteil eines Landes- oder Ortsgerichtes konnte bei den Berufungsgerichten und gegen deren Urteile bei der Obersten Justizstelle Beru- fung eingelegt werden. Joseph schaffte mit Ausnahme des Verbrechens des Aufruhrs die Todesstrafe ab. Informiert euch, in welchen Ländern heute noch Todes- strafen verhängt werden. Toleranzpatent – freie Religionsausübung Als erster Fürst in Europa verkündete Joseph 1781 im Toleranzpatent die Zulassung aller christlichen Konfes- sionen. 1782 wurde es auch auf das Judentum ausge- dehnt (vgl. dazu Politische Bildung: Toleranz, S. 260 f.). Wie beurteilst du die religiöse Toleranz in unserer Zeit? W Joseph II., römisch-deutscher Kaiser (1741-1790) führt auf einer Reise durch Mähren bei dem Dorf Slavikovitz den Pflug, um seine Wertschät- zung für den Bauernstand zu bezeugen. Gemälde von Richard Assmann, wiedergegeben in einem Farbdruck. Die Reformen Maria Theresias Heerwesen: Vereinheitlichung, Offizierkorps Staatsverwaltung: Zentralbehörden Gerichtswesen: Strafgesetz, Abschaffung der Folter Finanzwesen: Aufhebung der Steuerfreiheit von Adel und Geistlichkeit Maria-Theresianischer Kataster Schulwesen: Trivialschulen (Land), Hauptschulen (Stadt) Einheitlliche Lehrpläne Staatliche Beaufsichtigung der Universitäten Wirtschaftspolitik: Einheitliches Zollgebiet (ohne Ungarn) Kolonisten Banat, Bukowina, Galizien Kirchenpolitik: Aufsichtsrecht des Staates über die Kirche Aufhebung des Jesuitenordens 258 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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