Zeitbilder 5/6, Schulbuch
le ihrer Rechte verzichten. Ungarn wurde damit – wie Böhmen 1620 – habsburgische Erbmonarchie. Schließ- lich besiegte 1697 der neu ernannte Oberbefehlshaber Prinz Eugen von Savoyen ein osmanisches Heer bei Zenta. Fünfzehn Jahre später trat Österreich an der Sei- te Venedigs erneut in einen Kampf gegen die Osmanen ein. Wieder war es Prinz Eugen, der siegreich vorrückte und die Festung Belgrad einnahm. Durch den Frieden von Passarowitz (1718) erreichte Ös- terreich seine größte territoriale Ausdehnung. Der Spanische Erbfolgekrieg 1700 starb der letzte spanische Habsburger Karl II. Sein Testament bestimmte Philipp von Anjou, einen Enkel Ludwigs XIV., zum Nachfolger. Leopold I. focht dieses Testament an. Da die spanische und österreichische Linie der Habsburger ihre politischen und verwandt- schaftlichen Beziehungen immer wieder erneuert hat- ten, erschien der Anspruch Leopolds I. gerechtfertigt. Die Seemächte – England und Holland – wollten we- der die Vormachtstellung Frankreichs stärken, noch eine habsburgische Vorrangstellung in Europa fördern. Unter der Bedingung, dass die spanischen Länder von Karl, dem jüngeren Sohn des Kaisers, regiert würden, traten die Seemächte auf die Seite des Kaisers. Es entbrannte ein europäischer Krieg (Spanischer Erb folgekrieg, 1701–1714). Es ging dabei um reines Be- sitz- und Machtstreben (Beginn der Kabinettskriege). Gegen die aggressive Vormachtpolitik Frankreichs bil- dete sich eine große europäische Koalition. Im ständi- gen Zusammenwirken mit dem englischen Feldherrn Marlborough schlug Prinz Eugen die Franzosen in vie- len Schlachten. Teilung des spanischen Erbes 1709 war Ludwig XIV. finanziell und militärisch am Ende. Da trat ein unerwarteter Umschwung ein. In Ös- terreich war nach dem Tode Leopolds I. dessen ältester Sohn Joseph I. zur Regierung gelangt. Als dieser über- raschend starb, wurde Karl Vl. zum Kaiser gewählt und übernahm die Herrschaft in den Erblanden. Es drohte nun eine Vorherrschaft der Habsburger. Die Seemächte schlossen daher mit Frankreich 1713 den Frieden von Utrecht. Die spanische Monarchie wurde geteilt: Philipp von Anjou erhielt Spanien und die Kolonien. Bedingung war, dass die spanische Krone nie mit der französischen vereinigt werden dürfe. Die spanischen Niederlande (Belgien), Mailand, Neapel und Sardinien fielen an Karl VI. England gewann außer Gibraltar französische Be sitzungen in Nordamerika. Karl VI. musste ein Jahr spä- ter diesem Frieden beitreten. Kein europäischer Staat soll zu mächtig werden Seit Beginn der Neuzeit wurde die europäische Ge- schichte vom Streben einzelner Staaten nach Vor- macht bestimmt. Im 17. Jh. war es Frankreich unter der Regierung Ludwigs XIV. gelungen, die spani- sche Vormachtstellung durch die eigene zu ersetzen. Mit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges trat an die Stelle dieser Tendenzen das System des euro- päischen Gleichgewichtes. Vier Großmächte (Frank- reich, Russland, England, Österreich) standen gleich mächtig nebeneinander. Dieser Grundsatz blieb für die folgenden Jahrhunderte bestimmend für die Poli- tik Englands. Außerhalb Europas erweiterte England seinen Machtbereich aber ständig. Im Laufe des 18. Jh. trat Preußen als fünfte Großmacht hinzu. Jede Ver- änderung in der politischen Stellung eines dieser Länder zog fast automatisch auch eine Veränderung bei den anderen Großmächten nach sich. Die Erhaltung dieses Gleichgewichtes wurde durch diplomatische Konferen- zen, durch Wechsel der Koalitionen und immer wieder durch Kriege angestrebt. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe in Stichworten, wie es zur „Zweiten Türken- belagerung“ Wiens 1683 kam und welche Folgen sie vor allem für Ungarn hatte. 2. Recherchiere über das militärische Wirken Prinz Eugens, berücksichtige dabei den Text, das Prinz Eugen – Gemälde und Informationen aus dem Internet. 3. Erkläre den Begriff „System des europäischen Gleich- gewichtes“. W Prinz Eugen von Savoyen. Er diente unter drei Kaisern. Über sein Ver- hältnis zu den Habsburgern soll der Prinz einmal erklärt haben: „Kai- ser Leopold I. war mein Vater, Joseph I. mein Bruder und Karl VI. mein Herr.“ Beschreibt Kleidung und Ausstattung von Prinz Eugen sowie sein Pferd. Was fällt euch an der Haltung des Rei- ters auf, wie wollte der Maler den Prinzen offensichtlich darstellen? 254 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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