Zeitbilder 5/6, Schulbuch

6. Die Vergrößerung der habsburgischen Hausmacht Bereits im Mittelalter betrieben die großen Fürstenhäu- ser Hausmachtpolitik. Darunter versteht man ihr Be- streben, den Besitz und damit die Macht ihrer Familie durch Krieg, Heirat und Kauf auszuweiten. An der Wende zur Neuzeit wurde diese Form der Poli- tik bestimmend: Riesige Länderkomplexe wechselten ihre „Besitzer“. Besonders erfolgreich waren dabei die Habsburger. Ihnen wurde das Motto zugeschrieben: „Bella gerant alii, tu felix Austria nube“ (Kriege mögen andere führen, du glückliches Österreich heirate). Übersehen wurde dabei, dass fast alle durch Heirat er- worbenen Gebiete erst durch Kriege gesichert werden mussten. Drei Heiraten schaffen ein Riesenreich Bereits mit 18 Jahren (1477) heiratete Maximilian die Erbtochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund. Er gewann damit ein wohlhabendes und wirtschaftlich blühendes Land. Zu Burgund gehörten auch Holland und Flandern. Maximilians einziger Sohn Philipp heiratete die spani- sche Prinzessin Johanna. Durch den Tod des spanischen Kronprinzen konnte Philipp die Regierung in diesem Land mit seinen kurz vorher entdeckten Gebieten in Amerika übernehmen: „Ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging.“ 1515 versprach der Kaiser Anna von Böhmen für seinen Enkel Ferdinand und Ludwig II. von Ungarn für seine Enkelin Maria feierlich die Ehe. Damit sollte eine wech- selseitige Erbfolge gesichert werden. Q Der Kaiser verspricht die Verlobung mit Donna Anna im Namen und an der Stelle seines En- kels Don Ferdinand, mit der rechtskräftigen und bindenden Versicherung, dass derselbe Ferdinand innerhalb eines Jahres vom Tag der Verlobung an persönlich oder durch einen geeigneten Vertreter dieses Versprechen seiner kaiserlichen Majestät (…) einlösen wird. Der Kaiser verpflichtet sich, sofern der vorgenannte Vertrag in der vorgenannten Zeit nicht erfüllt wird (…) zur Buße die Summe von dreihun- derttausend ungarischen Gulden zu bezahlen und als Sicherstellung für dieses Geld (…) fast seinen ge- samten Familienschmuck zu verpfänden und ihn bei den Landherren Österreichs zu hinterlegen. (Kleindel, Urkund dessen …, 1984, S. 62) Als Ludwig II. 1526 in der Schlacht von Mohács gegen die Osmanen fiel, konnte Ferdinand auf Grund der ge- schlossenen Heirats- und Erbverträge die Herrschaft in Böhmen und Ungarn antreten. Reformen und die Wahl zum römisch-deutschen König 1519 Ständige Kämpfe und Fehden der Adeligen (etwa um Ländereien oder Mautrechte) führten im Mittelalter zu einer großen Rechtsunsicherheit. Auf einem Reichstag in Worms verkündete Maximilian 1495 daher einen „ewigen Landfrieden“, der das Fehdewesen beseitigen sollte. W Die Familie Kaiser Maximilians I. (zeitge- nössisches Gemälde; Schule von Bernhard Strigel). Links hinten der Kaiser, rechts hin- ten Maria von Burgund, dazwischen Philipp der Schöne. Vorne von links nach rechts: der spätere Ferdinand I., Karl (später Karl V.) und Ludwig (später Ludwig II. von Ungarn). Spanische Linie; Österreichische Linie Friedrich III. von Habsburg 1440–1519 Maximilian I. 1493–1519 Isabella von Portugal Karl V. 1519–1556 Ferdinand I. 1556–1564 Anna von Ungarn Maximilian II. 1564–1576 Ludwig II. von Böhmen u. Ungarn 1515 Doppelhochzeit von Wien und Vereinbarung über die wechselseitige Erbfolge. 1526 Tod Ludwigs in der Schlacht bei Mohács gegen die Osmanen.  Ungarn und Böhmen an die Habsburger Maria Karl der Kühne von Burgund Philipp der Schöne (gest. 1506) Johanna die Wahsinnige von Spanien Maria 1477 1496 Ferdinand von Aragon Isabella von Kastillen Philipp II. von Spanien Maria d. Katholische von England Spanische Linie der Habsburger (bis 1700) Österreichische Linie der Habsburger 250 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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