Zeitbilder 5/6, Schulbuch

1. Die römische Herrschaft in Österreich Das Königreich Norikum wird römische Provinz Große Teile des heutigen Österreich gehörten über 400 Jahre lang zum Römischen Reich. Es gibt daher viele Spuren der römischen Herrschaft in Österreich. Die „Romanisierung“ unserer Heimat erfolgte zöger- lich: Nach der Unterwerfung der Stämme in Oberitalien (um 220 v. Chr.) unterließen es die Römer lange Zeit, in den gebirgigen Norden vorzustoßen. Die alpinen Kelten versuchten jedoch zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. mehrmals, den Norden der Apenninenhalbinsel zu erobern. Die Römer reagierten darauf mit der Gründung der Kolonie Aquileia (181 v. Chr.). Sie wurde zum Ausgangspunkt für die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit den nördlichen und nordöstlichen Nachbarn. In der Mitte des 2. Jh. schlossen die Römer einen ersten Freundschaftsvertrag mit dem keltischen Königreich Norikum. Dieses umfasste das gesamte heutige Öster- reich östlich von Inn und Ziller. Seither betrachteten sie dieses Land als politisches, militärisches und wirtschaft- liches Vorfeld. Römische Kaufleute hatten es vor allem auf das wertvolle „norische Eisen“, das Tauerngold und das Salz aus dem Salzburger Raum abgesehen. Als Augustus 15 v. Chr. einen großen Angriff gegen die Alpenvölker befahl, wehrten sich die in Tirol und Vor- arlberg lebenden Räter verzweifelt. Die norischen Stäm- me leisteten offenbar keinen Widerstand. Daher belie- ßen ihnen die Römer eine gewisse Selbstverwaltung, die Gebiete westlich davon wandelten sie jedoch in die Provinz Rätien und das östlich anschließende Land in die Provinz Pannonien um. Erst unter Kaiser Claudius wurde auch Norikum zur Provinz. W Das „Heidentor“ bei Carnuntum aus dem 3. Jh. n. Chr. ist das einzige römische Bauwerk in Österreich, das über Tag erhalten blieb. Von den ursprünglich vier Pfeilern, über die sich ein Kreuzgewölbe spannte, sind nur zwei erhalten. Ein gutes Straßennetz und neue Städte Entlang der Donau richteten sich die Römer zur Vertei- digung ein. Von Italien führten sie mehrere Straßenzüge über die Alpenpässe an diese Linie heran. Nun entstan- den neben den keltischen Bergstädten (oppida) römi- sche Ansiedlungen auf den Talböden, wie Carnuntum bei der Braunsbergsiedlung und Virunum am Fuße des Magdalensberges. In den neuen Städten wohnten an- fangs nur wenige Römer, aber die zugezogenen Kelten übernahmen bald die römische Lebensweise, schließ- lich auch die lateinische Sprache. Die größte Römerstadt auf österreichischem Boden, Carnuntum, lag in Pannonien. Sie war neben einem Le- gionslager entstanden. Für den römischen Handel mit Nordosteuropa bildete sie den Ausgangspunkt. Wie die Bundeshauptstadt Wien mit dem Legionslager Vindo- bona hatten auch viele heutige Landeshauptstädte bereits Vorgänger in der Römerzeit: Lentia-Linz, Juva- vum-Salzburg, Veldidena-(Wilten) Innsbruck, Virunum- (Maria Saal) Klagenfurt. In Brigantium (Bregenz) hatten die Römer zur Zeit der Alamanneneinfälle den Stütz- punkt ihrer Bodenseeflotte. Wie die Römer die Provinz Norikum verwalteten Bis heute ist noch ungeklärt, wie die Römer die Pro- vinz genau beherrschten. Die Historikerinnen und His- toriker sind bei der wissenschaftlichen Erforschung auf archäologische Funde und Inschriften angewiesen. Bis zur Zeit der Völkerwanderung gibt es praktisch keine literarischen Quellen. Erst die Lebensbeschreibung des Hl. Severin durch Eugippius vermittelt uns ein anschau- liches Bild von Österreich in der Spätantike. Dennoch wissen wir einiges über die Verwaltung dieser römischen Provinz: Norikum wurde bis zur Zeit der ers- ten Germaneneinfälle (Markomannen, 167 n. Chr.) von einem ritterlichen Statthalter mit Sitz in Virunum ver- waltet. Er hatte den Oberbefehl über die im Land statio- nierten Hilfstruppen (Kohorten). Auch die Strafgerichts- barkeit übte er aus. Zur Zeit Kaiser Mark Aurels leg- ten die Römer auch ein Legionslager an der norischen Donaugrenze in Lauriacum (Lorch bei Enns) an. Grund dafür war die immer unsicherer werdende Nordgrenze. Neben dem Lager entwickelte sich bald eine Stadt und in der Spätantike wurde Lauriacum Bischofssitz. W Ein römischer Reisewagen, dargestellt auf einem Relief der Kirche Ma- ria Saal bei Klagenfurt. 240 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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