Zeitbilder 5/6, Schulbuch

18. Ende und vielfältige Folgen des Krieges Hunger breitet sich aus Schon bald nach Kriegsbeginn wurden in den Städten der Mittelmächte die Lebensmittel knapp. Die Seeblo- ckade, sinkende landwirtschaftliche Produktion und die Bevorzugung des Heeres zeichneten dafür verantwort- lich. Die allgemeine Auszehrung ließ die Sterberate gegenüber der Zeit vor dem Krieg drastisch ansteigen. Hinsichtlich der Versorgung besaß die ländliche Bevöl- kerung gegenüber den Städtern Vorteile, obgleich sie unter den Requirierungen für die Armee litt. Da die Bau- ern aber auch vielfach Lebensmittel zurückhielten, kam es zu großen Spannungen zwischen Stadt und Land. In den Städten wiederum vertiefte sich der Gegensatz zwischen den armen und den wohlhabenden Schichten. Wer dazu in der Lage war, unternahm Hamsterfahrten auf das Land und kaufte Lebensmittel zu Schwarz- marktpreisen oder tauschte sie gegen Kleidung ein. Die offiziell verteilten Rationen lagen weit unter dem notwendigen Kalorienbedarf. 1916 kam es auch zu den ersten großen Unruhen und Hungerstreiks, wobei vor allem auch Frauen und Kinder auf die Straße gin- gen und höhere Rationen forderten. Die Verbitterung der Not leidenden Bevölkerung war umso größer, als es auch „Kriegsgewinnler“ gab. Sie gelangten durch Produktion und Lieferung von Kriegsgütern zu großem Reichtum. Kriegsende im Osten In Russland brachen mit Fortdauer des Krieges jene gesellschaftlichen Spannungen neuerlich auf, die zu Kriegsbeginn noch einmal überdeckt worden waren. 1917 fanden zwei Revolutionen statt, die zu einer völ- ligen Umwandlung des Staates und der Gesellschaft führten. Die neue Sowjetmacht forderte zu einem all- gemeinen Waffenstillstand auf. Es kam allerdings nur zu einem Sonderfrieden mit den Mittelmächten, der im März 1918 in Brest Litowsk abgeschlossen wurde. Hierin wurden Sowjet-Russland harte Bedingungen auferlegt. Polen, die Ukraine, das Baltikum und Finnland mussten abgetreten bzw. geräumt werden. Neue selbstständige Staaten sollten hier entstehen, für die Deutschland als Schutzmacht fungierte. Der Krieg im Osten war damit beendet. Militärische Niederlage der Mittelmächte und Waffenstillstand Trotz des Kriegsendes im Osten trat im Laufe des Som- mers 1918 die Überlegenheit der Alliierten immer mehr zu Tage. Im August erklärte die deutsche Heeresleitung in einer Geheimbesprechung den Krieg bereits für ver- loren. Allerdings dauerte es noch einige Wochen, bis die Mittelmächte den Waffenstillstand anboten. Großbritannien und Nordirland F r a n k r e i c h Belgien Nieder- lande Lux. P o l e n Litauen L e t t l a n d Tschecho- slowakei Öster- reich Schw. U n g a r n R u m ä n i e n Bulgarien S o w j e t u n i o n Griechen land Albanien S y r i e n S p a n i e n Dänemark Est- land P e r s i e n I r a k Armenien Irischer Freistaat R u s s i s c h e s R e i c h Großbritannien und Irland Korsika Sardinien Sizilien Malta Kreta Dodekanes ital. Zypern O s m a n i s c h e s R e i c h T ü r k e i R u m ä n i e n Ö s t e r r e i c h - U n g a r n S e r b i e n J u g o s l a w i e n S . H . S I t a l i e n D e u t s c h e s R e i c h N o r w e g e n S c h w e d e n F i n n l a n d P o r t u g a l B a l e a r e n S c h w a r z e s M e e r N o r d - s e e O s t s e e K a s p i s c h e s M e e r A t l a n t i s c h e r O z e a n Montenegro Dnjepr Po Loire Wolga Rhône Donau Tajo Rhein Elbe Oder W e i c h s e l Ebro Donau Madrid Lissabon London Dublin Brüssel Paris Athen Ankara Bukarest So a DenHaag Berlin Kopenhagen Riga Kowno (Kaunas) Reval (Tallin) Warschau Prag Moskau Wien Budapest Belgrad Rom Kristiania (Oslo) Helsingfors (Helsinki) St.Petersburg (Leningrad) Konstantinopel (Istanbul) Stockholm Danzig Staaten von 1914 in Flächenfarben Staatsgrenzen von 1921 W Die europäische Staatenwelt vor und nach dem Ersten Weltkrieg. 234 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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