Zeitbilder 5/6, Schulbuch
land über ihre Interessen in Persien und Afghanistan. Aus diesem Übereinkommen entwickelten sich auch militärische Absprachen. Es entstand die „Entente“ (Großbritannien, Frankreich, Russland). Wettrüsten und Friedensbemühungen Eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des Wettrüs- tens spielte die Außenpolitik des Deutschen Reiches. Ab den Neunzigerjahren des 19. Jh. trat Deutschland im Sinne seiner „Weltpolitik“ verstärkt als imperialis- tische Großmacht auf und kam damit in Gegensatz zu Großbritannien, der führenden See- und Handelsmacht. Die Verwirklichung eines gewaltigen Flottenbaupro- grammes ließ Deutschland zur zweiten Seemacht hinter Großbritannien aufsteigen. Großbritannien wertete die deutsche Aufrüstung zur See als Bedrohung und Beweis für Deutschlands Streben nach der Weltmacht. Dies ver- schärfte die Rivalität zwischen den beiden Mächten. Aufrüstung fand aber auch zu Lande statt. Hier hatte sich lange wenig geändert. Jetzt stiegen die Heeres- stärken, besonders in Deutschland und Russland, an. In Frankreich wurde die Dienstzeit der Wehrpflichtigen verlängert. Aber auch die strategischen Planungen stellten sich auf den Kriegsfall ein. Der deutsche Generalstab ging von der Annahme eines Zweifrontenkrieges aus. Er plante zunächst Frankreich zu besiegen und dann gegen Russ land vorzugehen. Auf Belgiens Neutralität wurde dabei keine Rücksicht genommen (Schlieffen-Plan). Dies war aber für Großbritannien von besonderer Bedeutung, da die britische Regierung die belgische Neutralität garan- tierte. Zur gleichen Zeit entstand auch eine pazifistische Be- wegung. Sie war in kleinen Gruppen organisiert und versuchte über Schriften und Vorträge gegen den Mi- litarismus zu wirken (vgl. dazu Methode: Denkmäler untersuchen, S. 276 f.). Auf politischer Ebene waren es die Sozialisten, die ge- gen Aufrüstung und Kriegsgefahr auftraten. Dazu ver- anstalteten sie auch internationale Friedenskongresse wie 1907 in Stuttgart und 1911 in Kopenhagen. Auch die internationale Politik setzte Schritte, um Kon- flikte durch Schiedsgerichte zu lösen. 1899 und 1907 fanden zu diesem Zweck zwei Friedenskonferenzen statt. Dazu wurde das internationale Haager Schieds- gericht ins Leben gerufen, doch letztlich wollten sich die einzelnen Regierungen durch diese Einrichtung in ihren Entscheidungen nicht einengen lassen. W „Wie sollen wir uns da die Hand geben?“ Karikatur im „Simplicissi- mus“ 1912. W In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg veranstalteten Sozialdemokraten in verschiedenen europäischen Ländern Kundgebungen für den Frieden. Am 3. September 1911 fand eine solche Massenversammlung in Berlin statt. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Stelle fest: In welche zwei Bündnissysteme schlossen sich die europäischen Groß- mächte zusammen. Ziehe dazu die Karte auf S. 226 heran. 2. Fasse zusammen, auf welche Weise man sich um die Erhaltung des Friedens bemühte. Vergleiche dazu Methode: Denkmäler unter- suchen, S. 276 f. 227 Imperialismus und Erster Weltkrieg 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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