Zeitbilder 5/6, Schulbuch

14. Die Politik verändert das europäische Mächtesystem Neue Bündnisse entstehen Die Kriege in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des 19. Jh. sowie die nationalen Einigungen Italiens und Deutschlands veränderten das seit 1815 in Europa be­ stehende Mächtesystem grundlegend. Vor allem mit dem Deutschen Reich war ein neuer politischer und wirtschaftlicher Machtfaktor entstanden. 1879 schlossen die beiden europäischen Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn den „Zweibund“, der später durch den Beitritt Italiens zum „Dreibund“ erweitert wurde. Italien schloss 1902 allerdings auch ein Abkommen mit Frankreich, das wechselseitige Neut- ralität im Falle eines Krieges vorsah. Ein kurzfristiger Ausgleich der Interessen auf dem Balkan zwischen Ös- terreich und Russland machte 1881 den „Dreikaiserver- trag“ zwischen Deutschland, Österreich und Russland möglich. Während der „Dreibund“ bestehen blieb, wur- de der „Dreikaiservertrag“ nicht mehr erneuert. Die Gegensätze auf dem Balkan, zwischen Österreich und Russland erwiesen sich als zu groß. Schrittweise ver- schlechterten sich aber auch die deutsch-russischen Be- ziehungen. Daraus entwickelte sich eine Annäherung Russlands an Frankreich, das dem Zarenreich das für die Industrialisierung und den Eisenbahnbau nötige Geld zur Verfügung stellte: L Diese Kapitalbewegungen waren für das Zustan- dekommen der russisch-französischen Militär- konvention von 1892 eine sehr nützliche Vorberei- tung. (…) Seitdem das Bündnis einmal bestand, wa- ren die in Frankreich aufgenommenen Anleihen des Zarenreiches der Kitt der Allianz. Mehrere dieser Anleihen dienten der Finanzierung des Baus strategischer Eisenbahnen. (…) Das ge- schah auf Drängen des französischen Generalstabes. Dieser legte größten Wert darauf, dass im Falle eines Krieges gegen Deutschland die Front der französi- schen Armee so bald wie möglich entlastet würde. (…) Dazu war der Ausbau des Eisenbahnnetzes Russ- lands nötig, um den schnellen Transport von Militär zu ermöglichen. (Born, Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert, 1977, S. 291 f.) Die imperialistische Politik der Großmächte führte zu zahlreichen Konflikten, aus denen aber auch neue Bündnisse hervorgingen. 1898 standen sich im Sudan Großbritannien und Frankreich feindlich gegenüber, doch konnte dieser Konflikt bereinigt werden. Er führte sogar zu einer britisch-französischen Annäherung, die 1904 in die „Entente Cordiale“ mündete. 1907 verständigten sich Großbritannien und Russ- Deutschland Österreich- Ungarn Frankreich S p a n i e n T ü r k e i ( O s m a n i s c h e s R e i c h ) Schweden Norwegen Groß- Britannien R u s s l a n d Schweiz I t a l i e n P o r t u g a l S e r b i e n Albanien Monte- negro Griechen- land Bulgarien Rumänien Nieder- lande Belg. P o l e n U k r a i n e Litauen Livland F i n n l a n d Galizien Irland B e s s a r a b i e n G e o r g i e n A r m e n i e n M e s o p o t a m i e n S y r i e n P e r s i e n A r a b i e n 1917 L i b y e n ( i t a l . ) Ä g y p t e n ( b r i t . ) London Paris Verdun Berlin Tannenberg Minsk Riga Stockholm Petrograd Warschau Wien Budapest Brest- Litowsk Belgrad Bukarest So a Saloniki Istanbul Rom Madrid Gibraltar (brit.) Lissa- bon Athen Aleppo Bagdad Ti is Jerusalem Odessa Kiew Kristiania 1916 1915 1915 1917 1916 10.1914 Korsika Sardinien Sizilien Malta (brit.) Kreta Zypern (brit.) Krim N o r d s e e A t l a n t i s c h e r O z e a n M i t t e l - m e e r S c h w a r z e s M e e r Frontverlauf im Westen Anfang September 1914 Ende 1914 – Frühjahr 1918 November 1918 Entente Mittelmächte neutrale Staaten Mächte, die später in den Krieg eintraten (mit dem Jahr des Kriegsantritts) Frontverlauf auf dem Balkan bis Herbst 1915 Ende 1915 – Oktober 1918 November 1918 Frontverlauf im Osten August / Oktober 1914 Frühjahr 1915 Ende 1915 – Ende 1917 Frühjahr / Sommer 1918 Frontverlauf in Vorderasien Anfang 1915 Ende 1917 Oktober 1918 Hauptangri srichtung W Europa 1914 mit den Entente-Mächten, dem Dreibund, den späteren Verbündeten und den neutralen Staaten. 226 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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