Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Die USA – von der Kolonie zur Weltmacht Um 1840 setzte in den USA der Prozess der Industria- lisierung ein. Schon gegen Ende des Jahrhunderts wa- ren die USA eine wirtschaftliche Weltmacht und produ- zierten beinahe ein Drittel der Industriegüter der Welt. Ein britischer Journalist veröffentlichte unter dem Titel „The Americanization of the World“ einen Artikel. Ihm war aufgefallen, L dass sein gesamter Alltag von amerikanischen Produkten (…) bestimmt war. Morgens rasierte er sich mit einem amerikanischen Apparat, zog seine Uhr aus Massachusetts auf, schnürte seine Stiefel aus Boston, aß Brot aus Prairiemehl, Speck aus Kansas City und zündete sich eine Zigarette aus Virginia an, während er sich in einem Kippstuhl aus Nebraska zu- rücklehnte. Materiell gesehen schienen die Vereinig- ten Staaten der übrigen Welt vorauszueilen (…). (Raeithel, Nordamerikanische Kultur, 1988, S. 248) Diese Entwicklung führte zu vielen Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Schon lange hat- ten die USA Lateinamerika und den pazifischen Raum als einen Bereich der politischen Einflussnahme ange- sehen und als Absatzmarkt für ihre industriellen und landwirtschaftlichen Produkte genutzt. Gegen Ende des Jahrhunderts verstärkte sich dieses Interesse. Un- ternehmerverbände forderten eine Ausweitung der Ex- portmöglichkeiten. Dies sollte durch eine „Politik der offenen Tür“, aber auch durch Landgewinn geschehen. Hinzu kam, dass eine imperialistische Außenpolitik von den großen Konflikten im Inneren ablenken konnte. Ein Senator drückte dies mit Blick auf China so aus: „Wir brauchen den Markt, oder wir bekommen eine Revo- lution.“ Dies ging vielfach Hand in Hand mit nationalistischen und religiösen Motiven: L Außenminister John Hay sah im Imperialismus „eine edle Manifestation des amerikanischen Geistes“. (…) In den viel gelesenen Schriften des Geistlichen Josiah Strong war von der „exclusiven- ess“ der amerikanischen Nation die Rede, von der Koppelung der Wirtschaftsinteressen an die Vorse- hung und die Auserwähltheit der Amerikaner. Mexi- ko, Mittel- und Südamerika hießen die neuen Ziele, dann die Inseln des Ozeans (…). (Raeithel, Nordamerikanische Kultur, 1988, S. 248) In den Neunzigerjahren wurde in den USA mit dem Ausbau der Flotte begonnen und um die Jahrhundert- wende landete sie siebenunddreißigmal an fremden Küsten: 1898 wurde die Pazifikinsel Hawaii annektiert. Im selben Jahr unterstützten die USA den Aufstand auf Kuba gegen die spanische Kolonialherrschaft. Kuba war für die amerikanische Zuckerindustrie von beson- derer Bedeutung. In einer von der Presse aufgeheizten Atmosphäre kam es zum Krieg, in dessen Verlauf die spanische Kolonialherrschaft in der Karibik und im pa- zifischen Raum nach ca. 400 Jahren Dauer zusammen- brach. Puerto Rico, die Pazifikinsel Guam sowie die phi- lippinischen Inseln fielen nunmehr unter amerikanische Herrschaft. Auf die neue Verfassung von Kuba nahm die Regierung in Washington großen Einfluss. Die Philippinen blieben bis 1946 amerikanische Kolo- nie. Kuba erlangte zwar die Selbstständigkeit, doch er- zwangen die USA ein Interventionsrecht auf der Insel. Dieses „Recht auf Intervention“ wurde für die gesam- te Region beansprucht und gegenüber Mexiko, Nica- ragua, Haiti und der Dominikanischen Republik auch zur Anwendung gebracht. In Panama sicherte sich die amerikanische Regierung die Kanalzone, um den stra- tegisch und wirtschaftlich so wichtigen Panamakanal fertig zu stellen (1914). Fragen und Arbeitsaufträge 1. Bildet Gruppen. Wählt jeweils eine imperialistische Macht aus und erarbeitet die Merkmale ihrer Eroberungs- politik. Stellt die Ergebnisse in der Klasse vor. Sian Lantschou Peking Tientsin Pt.Arthur 1898 Weihaiwei 1898 Kiautschou 1898 Seoul Wönsan Osaka Yokoham a Tokio Nagasaki Schanghai Ningpo Nanking Futschou Amoy Formosa (Taiwan) 1895 jap. Hongkong 1842 Macao Kwabgtschouwan 1898 Hainan Hanoi Tschengtu Tschungking Hankou Nanning Kanton Philippinen bis1898span. 1898USA Indochina Franz.- B u r m a O b e r - S i a m Mek ong L a o s A n n a m Tongking Saluen K w a n g t u n g K w a n g s i K i a n g s i F uk ie n K w e i t s c h o u J a n g t s e k i a n g S z e t s c h w a n A n h w e i H o n a n K a n s u C h i n e s i s c h e s R e i c h S c h a n s i H w a ng h o ( v o n R u s s l a n d ) K o r e a J a p a n R i u – K i u I n s e l n 1 8 7 6 j a p . Britisch Deutsch Französisch Portugiesisch Russisch Kolonialbesitz: Vertragshafen: 1842 geöffnet 1842-1914 geöffnet Taipingaufstand 1850-64 Boxeraufstand 1900-1901 politischer Einfluss USA W Der Ferne Osten und das Vordringen fremder Mächte in China in der zweiten Hälfte des 19. Jh. W Die „schwarzen Schiffe“ eines amerikanischen Ge- schwaders in der Bucht von Edo, heute Tokio. 223 Imperialismus und Erster Weltkrieg 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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