Zeitbilder 5/6, Schulbuch
Wie verbreitet die nationalen Emotionen waren, wurde in der Krise um Schleswig-Holstein deutlich. Als Däne- mark 1864 Schleswig seinem Territorium eingliedern wollte, führte dies zu heftigen Protesten. Bismarck be- harrte auf der Wiederherstellung des alten Zustandes. Schließlich erzwangen Preußen und Österreich in einem gemeinsamen Feldzug gegen Dänemark die Abtretung Schleswigs. Die Krise um Schleswig-Holstein führte aber auch zum endgültigen Bruch zwischen Preußen und Österreich. Seit 1849 hatte sich der Gegensatz zwischen diesen bei- den Mächten um die Vorherrschaft im Deutschen Bund ständig verschärft und führte schließlich zum Krieg. Preußen hatte sich auf diese Konfrontation außenpo- litisch gut vorbereitet und war mit Italien ein Bündnis eingegangen. Die militärische Entscheidung fiel im Juli 1866 bei Königgrätz, wo das preußische Heer siegte. In der Folge wurde der Deutsche Bund aufgelöst. Un- ter der Führung Preußens entstand der Norddeutsche Bund, mit dem die noch unabhängigen süddeutschen Staaten militärische Schutzbündnisse schlossen. Die Vereinigung der deutschen Staaten zu einem Reich war aber nicht nur von innerdeutscher, sondern auch von großer internationaler Bedeutung. Besonders in Frankreich bestand vielfach Ablehnung gegenüber ei- ner an Bevölkerung und Wirtschaftskraft überlegenen Großmacht an seiner Ostgrenze. Im Sommer 1870 kam es nach einer kalkulierten Provokation Bismarcks zum Krieg, in dessen Verlauf die nationalen Emotionen auf beiden Seiten in hohem Maße mobilisiert wurden. Im Verlauf des Krieges schlossen sich die süddeut- schen Staaten dem Norddeutschen Bund an. In Frank- reich brach das Kaiserreich Napoleons III. zusammen. Noch vor Ende des Krieges wurde im Jänner 1871 in Versailles das „Deutsche Kaiserreich“ proklamiert. Im folgenden Friedensvertrag musste Frankreich Elsass- Lothringen abtreten. Damit wurde 1871 „von oben“ mit Mitteln der Machtpo- litik vollzogen, was der deutschen Nationalbewegung seit Beginn des Jahrhunderts nicht gelungen war. An der Spitze des neuen Reiches stand der Kaiser, der die Regierung ernannte und entließ. Damit wurde das libe- rale Ziel, wonach die Regierung dem Parlament verant- wortlich sein sollte, nicht verwirklicht. Dennoch fand diese Lösung die Zustimmung großer Teile des Bürger- tums. Es erwartete sich von einer starken Staatsmacht Schutz und Absicherung seiner wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung vor allem gegenüber der Arbeiterschaft. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Vergleiche die Entstehung des italienischen und deut- schen Nationalstaates. Welche Rolle spielte dabei jeweils die Habsburger- monarchie? 2. Recherchiere Symbole des Nationalismus in bildender Kunst und Literatur – z.B. Denkmäler, Bilder, Gedichte, Romane u.a. Analysiere ihre besonderen Merkmale – z.B. Verwendung der Farben, Motive, Begriffe. Budapest Kaschau Temesvár Fünfkirchen Pressburg Belgrad Agram Fiume Graz Wien Klagenfurt Triest Laibach Venedig Salzburg Linz Brünn Bozen Trient Innsbruck München Mailand Turin Bern Bregenz Nürnberg Stuttgart Straßburg Frankfurt Köln Kassel Leipzig Dresden Hannover Berlin Breslau Posen Budapest Bremen Hamburg Bremer- haven Lübeck Cuxhaven Kiel Schleswig Kopenhagen Amsterdam Brüssel Danzig Königsberg Warschau Krakau Prag O s t - P r e u ß e n W e s t - P r e u ß e n P o s e n B r a n d e n b u r g S a c h s e n P r o v. H a n n o v e r Hessen- W e s t f a l e n Nassau Pfalz P o m m e r n S c h l e s i e n S c h le s w i g – H o l s t e i n R h e i n p r o v i n z Fsm. Lippe- Detmold Fsm. Schaumbg.- Lippe Hzm. Braunschw. Hzm. Anhalt Fsm. Waldeck Ghzm. Oldenbg. Ghzm. Mecklenburg- Schwerin Ghzm. Meckl. Strelitz Kgr. Schweden Kgr. Sachsen Thüring. Staaten Kgr. Württemberg Fsm. Hohenzollern B a y e r n K g r . Vor- arlberg G f t . T i r o l H z m. S a l z b u r g Hzm. Kärnten Hzm. Krain Ehzm.- Ober- Ehzm.- Nieder- Ö s t e r r e i c h K g r. B ö h m e n M g f t. M ä h r e n Ghzm. Luxem- burg Kgr. Galizien u. Lodomerien H z m . S c h l e s i e n G h z m . H e s s e n G h z m . B a d e n R e i c h s l d . E l s a s s – L o t h r i n g e n H z m . S t e i e r m a r k K g r . K r o a ti e n K ü s t e n l a n d R h ô n e P o S a v e D on a u T h e i ß D o n a u M a i n M o s e l R h e i n W e s e r E l b e O d e r W e i c h s e l Kgr. Dänemark K g r. B e l g i e n F r a n k - S c h w e i z Kgr. Sardinien r e i c h K g r . U n g a r n K s r . R u s s l a n d K g r . P r e u ß e n K g r . N i e d e r l a n d e N o r d s e e O s t s e e L o m b a rd e i V e n e t i e n Grenze des Deutschen Bundes bis 1866 Grenze des Deutschen Reiches 1871 Freie Städte W Grenzen des Deutschen Bundes bis 1866 und des Deutschen Reiches von 1871. 218 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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