Zeitbilder 5/6, Schulbuch
dieselbe Menge nur noch 15 Minuten! Eisen hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst Holz und Stein als Werk- stoff abgelöst: Große Gebäude, Brücken, Schiffe und vor allem die Eisenbahn waren sichtbare Zeichen des neuen Industriezeitalters. Die Eisenbahn revolutioniert das Transportwesen 1804 baute der Waliser Bergbauingenieur Richard Tre- vithick die erste Hochdruck-Dampflokomotive. Doch erst George Stephenson, der sich vom Kuhhirten zum Ingenieur emporgearbeitet hatte, verwirklichte das erste große Eisenbahnprojekt. Er baute nicht nur eine eigene Lokomotive (die unglaubliche Mengen an Koh- le „fraß“), sondern auch die 15 Kilometer lange Eisen- bahnlinie zwischen Stockton und Darlington, die 1825 feierlich in Betrieb genommen wurde. Eine englische Zeitschrift hatte noch zuvor den Eisen- bahnverkehr für eine „unausführbare Idee“ gehalten: Q Wir (…) können nur lachen über eine so abge- schmackte, unausführbare Idee, wie die ist, eine Straße herstellen zu wollen, auf der Wagen durch Dampf befördert werden sollen und dazu noch dop- pelt so schnell, als Schnellposten laufen können. (Christmann, Technikgeschichte in der Schule, 1976, S. 91.) Welche Argumente werden heute für oder gegen techni- sche Neuerungen vorgebracht (Beispiele!)? Welche technischen Ideen bzw. Projekte werden heute für unausführbar gehalten? Der Redakteur irrte gewaltig: Bereits 1829 fand der erste Lokomotiven-Wettbewerb statt, bei der Stephenson mit seiner Dampflok „Rocket“ schon eine Geschwindigkeit von 56 km/h erzielte. Ein Jahr später ging die Strecke Manchester–Liverpool in Betrieb, für die Stephenson 63 Brücken und erstmals einen Tunnel bauen ließ. Bis zur Mitte des 19. Jh. war das britische Hauptschie- nennetz fast fertig gebaut. Etwa 250 000 Männer waren allein im Eisenbahnsektor beschäftigt. Ein Viertel aller an der Londoner Börse verkauften Aktien waren Eisen- bahnaktien – eine gewinnbringende Investition für ver- mögende Geschäftsleute. Die Eisenbahn erobert den Kontinent Die erste öffentliche Bahnlinie des Kontinents war die 1832 eröffnete Pferdeeisenbahn von Linz nach Budweis. Die erste Dampfeisenbahn wurde 1835 in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth in Betrieb genommen, im Habsburgerreich war es die „Kaiser-Ferdinand-Nord- bahn“ zwischenWien-Floridsdorf und Deutsch-Wagram (1837). Die Lokomotiven und das gesamte technische Know-how wurden aus England bezogen. Die erste gut funktionierende Gebirgslokomotive entwickelte hinge- Berechne die Zuwachsraten der einzelnen Länder in den angegebenen Zeiträumen. Die industrielle Produktion zwischen 1780 und 1860 (in Mio. brit. Pfund) 1780 Russland Österreich Deutschland Frankreich Großbritannien USA 1820 Russland Österreich Deutschland Frankreich Großbritannien USA 1860 Russland Österreich Deutschland Frankreich Großbritannien USA 10 30 50 147 177 15 20 80 85 220 290 55 155 200 310 380 577 392 W Über 17 Brücken und durch 15 Tunnels führte die Semmeringbahn, die bis 2,5 Prozent Steigung aufwies. Mit ihrer Fertigstellung war die Südbahn von Wien über Graz bis nach Laibach, wenig später bis Triest durchgehend befahrbar. W Darbys Enkel, Abraham III., produzierte im mittelenglischen Coalbrook- dale nicht nur die ersten „tramways“, sondern auch die erste Eisenbrüc- ke der Welt (1779). Diese Bogenbrücke war 90 Meter lang und spannte sich über den River Severn. Wegen ihrer Schönheit wurde sie von der Royal Society of Arts mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 200 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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