Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Grundbegriffe Absolutismus  ( lat. absolutus: los- gelöst ): Regierungsform im 17. und 18. Jahrhundert, verbreitet in ganz Euro- pa. Der absolutistische Herrscher stellt den Anspruch, der alleinige Inhaber von Macht und Recht in seinem Staat zu sein. Dies führte häufig zu Konflikten mit Stän- den und dem Adel. In einer prunkvollen Hofhaltung inszenierte sich der Herr- scher zum Mittelpunkt von Staat und Ge- sellschaft. Vorbild für viele europäische Herrscher wurde der französische König Ludwig XIV. Aufklärung  Die Aufklärung war die Weltanschauung des gebildeten Bürger- tums im 18. Jahrhundert; sie richtete sich gegen die Bevormundung durch Kirche und Absolutismus und war durch einen festen Glauben an die Macht der Vernunft gekennzeichnet. Die Aufklärer forderten: Volkssouveränität, Bildung und Wohlfahrt für die breiten Massen, religiö- se Toleranz, Abschaffung von Folter und Todesstrafe sowie freien wirtschaftlichen Wettbewerb (Physiokratismus). Biedermeier  Bezeichnung des Zeit- abschnittes von 1815 (Wiener Kongress) bis 1848 (Revolution), bezogen auf die in dieser Zeit entstandene Kultur und Kunst des Bürgertums. Der Begriff „Bie- dermeier“ geht zurück auf die fiktive Fi- gur eines Herrn Biedermeiers. Er wurde in einer Münchner Zeitschrift als Spießer und unpolitischer Kleinbürger verspottet. Biedermeier wird auch in Verbindung ge- bracht mit Hausmusik, Wohnkultur und privatem Rückzug als Reaktion auf staat- liche Kontrolle und Zensur. Code Civil (Code Napoléon) Man ver- steht darunter das französische Gesetz- buch zum Zivilrecht, das Napoleon 1804 einführte. Es garantierte allen männli- chen Bürgern wesentliche Forderungen der Aufklärung (Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Schutz des Privateigentums, Trennung von Kirche und Staat). Viele eu- ropäische Staaten übernahmen - zumin- dest teilweise - den Code Civil. Glorreiche Revolution Unblutiger Um- sturz in England 1688/1689; König Ja- kob II. ging ins französische Exil. Der neue König musste die Rechte des Parlaments in der „Bill of Rights“ anerkennen. Diese Aufteilung der Macht zwischen Parlament und König begründet die Herrschaftsform der „Parlamentarischen Monarchie“. Merkantilismus  ( lat. mercari: Handel treiben ): Erste staatlich gelenkte Wirt- schaftsform der Neuzeit. Der große Geld- bedarf der absolutistischen Herrscher führte zu wirtschaftspolitischen Maßnah- men (Erhöhung der Produktivität, Export- wirtschaft, Ausbau der Infrastruktur, Ein- fuhrverbot von Fertigwaren aus dem Aus- land, billige Rohstoffe aus den Kolonien, eine strenge Zollpolitik, Manufakturen). Revolution  ( lat. revolutio: „das Zu- rückwälzen, die Umdrehung“ ): urspr. aus der Fachsprache der Astronomie; Der Be- griff wurde seit dem 17. Jh. für „Verände- rung, plötzlicher Wandel, Neuerung“ ver- wendet. Unter dem Einfluss der Französi- schen Revolution versteht man bis heute darunter eine tiefgreifende Umgestaltung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Diese Um- gestaltung geschieht meist in einem be- stimmten geografischen Bereich in relativ kurzer Zeit und häufig unter Gewaltan- wendung. In der Geschichte kann man verschiede- ne Arten von Revolutionen unterscheiden: Politische Revolutionen (Französische Revolution, Oktoberrevolution …), Techni- sche Revolutionen (Neolithische Revoluti- on, Industrielle Revolution). die Gesellschaftsordnung des Ancien régime zerstört. Bald darauf wurde eine feierliche Erklärung der Menschenrechte abgegeben. 1791 erhielt Frankreich seine erste Verfassung • (konstitutionelle Monarchie). Die Revolution stand von nun an im Krieg gegen die absolutistischen Fürsten Europas. Unter dem Druck der Jakobiner beschloss der Nationalkon- vent die Absetzung des Königs (hingerichtet 1793) und die Ausrufung der Republik. 1793 und 1794: Die Jakobiner errichteten unter Robespierre • ihre Schreckensherrschaft, der weit über 100 000 Menschen zum Opfer fielen. Napoleon und Europa Napoleon kam 1799 durch einen Militärputsch an die Macht. • Seine Machtbefugnisse als Erster Konsul und später als Kaiser der Franzosen (1804) ließ er sich durch Volksabstim- mungen bestätigen. In seiner 15-jährigen Herrschaft führte Napoleon fast un- • unterbrochen Krieg, Russland (1804), Preußen (1805) und Österreich (1804, 1809) wurden besiegt und fast ganz Euro- pa unter seine Hegemonie gezwungen. 1806 verkündete Napoleon einen Wirtschaftskrieg • (Kontinentalsperre) gegen England. Russland nahm 1810 den Handel mit Großbritannien wieder auf. Dies führte 1812 zum Feldzug Napoleons gegen Russland. Mit seiner riesigen Armee erlitt er ein Debakel. Nun bildete sich eine große Koalition, der Preußen, Russ- • land, Österreich, England und Schweden angehörten. In der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 fiel die Entscheidung gegen Napoleon. Paris wurde eingenommen. Napoleon musste abdanken und in die Verbannung auf die Insel Elba gehen. Die „neue“ alte Ordnung Nach dem Sturz Napoleons wurde Europa auf dem Wiener • Kongress (1814/1815) neu geordnet. Die führende Persön- lichkeit war dabei der österreichische Staatskanzler Metter- nich. Während des Kongresses kehrte Napoleon nach Paris zurück • und errichtete die „Herrschaft der 100 Tage“, die mit seiner endgültigen Niederlage bei Waterloo (1815) endete. Auf dem Wiener Kongress war es England gelungen das • „Gleichgewicht der Mächte“ auf dem Kontinent durchzuset- zen. Die „Pentarchie“ bestimmte bis zum Ersten Weltkrieg die europäische Politik. Die „Heilige Allianz“ hatte die Aufgabe, die Ergebnisse des • Wiener Kongresses zu sichern und Veränderungen zu verhin- dern. Liberale und nationale Bestrebungen richteten sich gegen • diese konservative Politik. 183 5 Von Absolutismus und Aufklärung zu Revolution und Restauration Nur zu Prüfzwecken – Eigen um des Verlags öbv

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