Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Von Absolutismus und Aufklärung zu Revolution und Restauration Der Absolutismus In Frankreich wurden ab 1614 die Generalstände (Geistlich- • keit, Adel, Dritter Stand) nicht mehr einberufen, um über Steuern, Gesetze und allgemeine Angelegenheiten des Staa- tes zu beraten. Das veranlasste Kardinal Richelieu als Premi- erminister und festigte damit die absolute Macht des Königs. Unter seinem Nachfolger Kardinal Mazarin konnte die habs- • burgische Vormachtstellung weiter zurückgedrängt werden. Frankreich baute eine Hegemonie in Europa auf. Es erreich- te im Westfälischen Frieden (1648) die „natürlichen Grenzen Frankreichs“ (Rhein- und Pyrenäengrenze). Frankreich unter Ludwig XIV. Unter Ludwig XIV. (1643/1661–1715) stieg Frankreich zur • politischen und kulturellen Vormacht in Europa auf. Wichtige Merkmale moderner Staaten wurden im Absolutis- • mus grundgelegt: Bürokratisierung, Militarisierung, Zentra- lisierung, Disziplinierung der Untertanen und Eingriffe des Staates in die Wirtschaft Ludwig XIII. machte Kardinal Richelieu zum Minister. Dieser • baute die absolute Monarchie aus. Seit 1641 waren die Generalstände nicht mehr einberufen worden. Das absolute Königtum wollte ihre Mitwirkung an der Verwaltung des Staa- tes verhindern. Frankreich mischte sich auch in den Dreißigjährigen Krieg • ein. Richelieu wollte die habsburgerische Vomachtstellung durch eine französische Hegemonie ersetzen. Nach dem Tod Mazarins (1661) übernahm Ludwig XIV. (der • „Sonnenkönig“) allein die Regierung. Alle wichtigen Entschei- dungen behielt sich der König selbst vor. Er fühlte sich als das Zentrum der Verwaltung und des Staates, das hoch und erhaben über allen Mitmenschen stand („Der Staat bin ich“). Ludwig XIV. ließ sich als Zeichen seiner Machtvoll• kommenheit ein riesiges Schloss in Versailles bauen. Rund 20 000 Menschen bildeten den Hofstaat, dessen wichtigste Aufgabe es war, einen prunkvollen Rahmen für den König abzugeben. Die unter den Kardinälen Richelieu und Mazarin ausgebaute • Zentralisierung und Vereinheitlichung der Verwaltung führte Ludwig XIV. konsequent fort. Die vorherrschende Wirtschaftslehre im Zeitalter des Abso- • lutismus war der Merkantilismus (siehe Grundbegriffe). Sein Ziel war die Anhäufung von Bargeld im eigenen Land. Die strenge Zollpolitik diente der Erreichung einer aktiven Han- delsbilanz. Der Merkantilismus brachte großen wirtschaftli- chen Aufschwung. Die freie Religionsausübung der Hugenotten wurde aufgeho- • ben, blutige Verfolgungen und eine große Auswanderungs- welle waren die Folgen. England - Könige gegen das Parlament In England versuchte Karl I., die Mitbestimmungsrechte des • Parlaments zu umgehen und absolutistisch zu herrschen. Im Bürgerkrieg kämpften der hohe Adel und die Vertreter der anglikanischen Hochkirche für den König; das Parlament stützte sich auf Landadel, das Bürgertum und große Teile des Volkes. Iren und Schotten erhoben sich für die Wiedereinführung der • Monarchie. Oliver Cromwell wirft die Aufstände nieder. Be- sonders gegen die Iren geht er erbarmungslos vor. Ein wichtiges Gesetz Cromwells war die „Navigationsakte • (16541): Waren aus fremden Ländern durften nur noch auf englischen Schiffen oder Schiffen des Erzeugerlandes im- portiert werden. Damit war der Grundstein für die britische Hegemonie zur See gelegt. Die Parlamentstruppen unter Oliver Cromwell siegten. Karl • I. wurde gefangen genommen und 1649 hingerichtet. Das Parlament schaffte die Monarchie ab und erklärte England zur Republik. Nach dem Tod Cromwells kehrte England zur Monarchie • zurück. Um die Gefahr eines katholischen Herrscherhauses abzuwenden, rief das Parlament Wilhelm von Oranien zum König aus. Jakob II. floh ohne Kampf (Glorreiche Revolution, siehe Grundbegriffe). Die Amerikanische Revolution 1776 besaß Großbritannien in Nordamerika 13 Kolonien. • Durch Handel und hohe Steuern zog Großbritannien große Gewinne aus den Kolonien. Nach dem Siebenjährigen Krieg, den Großbritannien gegen • Frankreich in Amerika gewonnen hatte, wurden die Steuern nochmals erhöht – die Kolonien sollten die Kriegskosten bezahlen. Diese reagierten mit einem Boykott auf englische Waren („Nonimportation“). Da das Mutterland den Forderungen der Kolonisten nicht • nachkam, wurde der Widerstand 1773 mit der „Bostoner Tea Party“ erstmals gewalttätig. 1775 brach der acht Jahre währende amerikanische Unab- • hängigkeitskrieg aus. Oberbefehlshaber der Amerikaner war George Washington. Am 4. Juli 1776 beschlossen die Ame- rikaner die Unabhängigkeitserklärung. Im Jahr 1789 trat die amerikanische Bundesverfassung in Kraft – sie ist bis heute gültig: strenge Gewaltentrennung (Legislative, Exekutive, Judikative); gibt jedoch dem Präsidenten der USA eine große Machtfülle. Die Französische Revolution Die französische Gesellschaft vor 1789 (Ancien régime) war • in drei Stände gegliedert: Klerus, Adel und Dritter Stand. Dieser unterschied sich von den beiden ersten (privilegier- ten) Ständen vor allem dadurch, dass er keine sozialen und politischen Vorrechte besaß sowie fast allein das Steuerauf- kommen bestreiten musste. Der französische Staat war so schwer verschuldet, dass er • Ende 1788 nicht mehr zahlungsfähig war. Deshalb berief König Ludwig XVI. 1789 die Generalstände zur Beratung der Schuldenkrise nach Versailles ein. Als der Adel und die Geistlichkeit ihre Privilegien nicht auf- • geben wollten, erklärte sich der Dritte Stand schließlich mit dem „Ballhausschwur“ zur Nationalversammlung. Am 14. Juli 1789 Sturm auf die Bastille. In der „Nacht des • 4. August“ beschloss die Nationalversammlung die Abschaf- fung aller Privilegien des Klerus und des Adels. Damit war 182 Basiswissen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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