Zeitbilder 5/6, Schulbuch
ser artete infolge des strengen Winters und der ständi- gen russischen Angriffe bald in eine regelrechte Flucht aus. Napoleon, der einen Umsturz in Paris befürchte- te, ließ seine Truppen im Stich und kehrte allein nach Frankreich zurück. Die Grande Armée wurde, nachdem sich die Hilfstruppen abgesetzt hatten, völlig vernich- tet. Diese Niederlage Napoleons weckte überall in Europa neue Hoffnung. Es bildete sich eine große Koalition, der Preußen, Russland, Österreich, England und Schweden angehörten. In der Völkerschlacht bei Leipzig fiel 1813 die Entschei- dung gegen Napoleon. Paris wurde eingenommen. Na- poleon musste abdanken und in die Verbannung auf die Insel Elba gehen. Mit Ludwig XVIII. zogen wieder die Bourbonen in Versailles ein. Ein allgemeiner Friedens- kongress sollte Europa neu ordnen. Der Wiener Kongress, Teil I Zur beherrschenden Persönlichkeit auf dem Wiener Kongress (1814/1815) wurde der Leiter der österreichi- schen Politik, Fürst Clemens Wenzel von Metternich. Alle europäischen Mächte nahmen teil. Neben Königen und Fürsten vertraten auch Gelehrte ihre Länder (z. B. Alexander von Humboldt für Preußen). Für die Teilnehmer veranstaltete der Wiener Hof sehr viele Festlichkeiten („Der Kongress tanzt“). Vielleicht vergaß man darüber die eigentlichen Aufgaben des Kongresses. Es wurde zwar (auch) verhandelt und um Länder geschachert, Ergebnisse wurden jedoch nicht erzielt. Intermezzo: die Herrschaft der 100 Tage In diese Feststimmung platzte im Frühjahr 1815 die Nachricht, dass Napoleon Elba verlassen habe und in Frankreich gelandet war. Nur drei Wochen benötigte er, um in Paris wieder als Kaiser einzuziehen. Die Stimmung in der französischen Hauptstadt während dieser Wochen lässt sich sehr deutlich aus den Schlag- zeilen der französischen Presse ablesen: Q Der Unhold ist seiner Verbannung entronnen. Der Tiger hat sich in Gap gezeigt. Das Ungeheuer ist nach Grenoble entkommen. Der Tyrann hat in Lyon verweilt. Französische Karika- tur (nach 1815), v.l.n.r.: Talleyrand als Beobach- ter, Castlereagh zögert, die Monarchen von Österreich, Rußland und Preußen schwanken, der König von Sachsen hält seine Krone fest und die Republik Genua springt für den König von Sardinien. Betrachte das Bild genau, berücksichtige dabei die einzel- nen Bildelemente. Welche Kritik an den mächtigen Staats- männern auf dem Wiener Kongress könnte der Künstler ausdrücken? General Frost und die Franzosen (zeitgenössische Karikatur auf die Niederlage Napoleons in Russland). 176 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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