Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Religion im Dienste des Königs Als Heinrich IV. das hugenottenfreundliche Edikt von Nantes erließ (vgl. S. 151), schien in Frankreich das friedliche Zusammenleben der Konfessionen gesichert. Ludwig XIV. wollte allerdings auch in religiösen Ange- legenheiten Einheitlichkeit durchsetzen: Er widerrief das Edikt von Nantes. Die Hugenotten, als Angehörige der „R.P .R“ (Religion Prétendue Reformée = angeblich reformierte Religion) bezeichnet, waren nun gezwungen, ihren Gottesdienst im Geheimen zu feiern. Dies galt aber als schweres Ver- brechen, auf das die Verurteilung zum Galeerenruderer stand. L Maßnahmen gegen Angehörige der „R.P.R.“ – eine Auswahl: • Ausschließung von allen öffentlichen Ämtern, • Verbot eigenkonfessioneller Trauung, • Beerdigungen nur vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang und unter Ausschluss der Fami- lienmitglieder, • Verbot, Katholiken als Dienstboten zu beschäfti- gen, • Gottesdienst- und Versammlungsverbot, • Verbot der Auswanderung. Daneben gab es auch Lockmittel: Wer konvertierte, erhielt eine Prämie von 30 Livres ausbezahlt; er wur- de von Einquartierungen und (für eine gewisse Zeit) von Steuern befreit! (Nach: Praxis Geschichte 4, 1988, S. 21) Unterdrückungsmaßnahmen gegen Angehörige anderer Religionen gab es in der Geschichte immer wieder und gibt es auch heute noch. Nenne einige Beispiele. Welche Gründe könnten für das Auswanderungsverbot der Huge- notten ausschlaggebend gewesen sein? Als weiteres wirksames Druckmittel wurden vielen Hu- genotten-Familien Soldaten einquartiert Dabei musste für die Soldaten auch die Verpflegung bereitgestellt werden, was manche Familien in den finanziellen Ruin trieb. Der Erfolg war durchschlagend: Allein auf das Gerücht hin, dass Truppen anrückten, kam es zu mas- senhaften Glaubensübertritten. Viele Hugenotten entzogen sich den Repressionen durch die Flucht ins Ausland (in die protestantischen Fürstentümer Europas und nach Übersee), wo sie oft als Facharbeiter und Spezialisten zum Aufschwung der Wirtschaft beitrugen. Die Schätzungen reichen hier bis zu einer Million Menschen als Glaubensflüchtlinge aus Frankreich!  „Sichere und anständige“ Mittel der Wiedergewinnung von Häretikern für den katholischen Glauben. Beschreibe alle Bestandteile dieses Bildes genau. Mit welchen Konsequenzen haben Häretiker zu rechnen? Die Armee im Dienste des Königs DerMerkantilismus steigertedieEinnahmendes Staates. Dies ermöglichte Ludwig XIV. eine kriegerische Außen­ politik. Die meiste Zeit seiner langen Regierung befand sich Frankreich im Kriegszustand mit seinen Nachbarn Spanien, Holland, dem Heiligen Römischen Reich deut- scher Nation, aber auch mit England, das damals schon eine Politik des europäischen Gleichgewichts verfolgte. Geführt wurden diese Auseinandersetzungen als so ge- nannte Kabinettskriege: Sie wurden in den Arbeitszim- mern (Kabinetten) der absoluten Fürsten geplant und von dort aus geleitet. Auf den Schlachtfeldern selbst kämpften Söldnerheere. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Erstelle eine Liste, in der du folgende Bereiche der Herr- schaft Ludwigs XIV. beschreibst: Höfisches Leben in Versail- les, Etikette und Rituale, Religion, Politik und Verwaltung. 2. Diskutiert, warum Ludwig XIV. das Sonnensymbol wählte und wie er seine Herrschaft darstellen wollte (vgl. Bild und Quellen auf S. 152).  Jean-Baptist Colbert (1619-1683) war der wichtigste Berater Ludwigs XIV. Als Finanzminister förderte er alle merkantilistischen Maßnahmen. Das Bild zeigt , wie er dem König einen Plan zum Bau des Canal Du Midi präsentiert. Dieser Kanal wurde 1666-1681 gebaut und verband das Mittelmeer mit dem Fluss Garonne ( Kolorierte Lithografie nach einem Gemälde von Antoine Sergent-Marceau um 1788). 155 Absolutismus und Aufklärung 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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