Zeitbilder 5/6, Schulbuch
Niederlande: Krieg um die Unabhängigkeit Auch in den spanischen Niederlanden (dem heutigen Belgien und Holland) wollte Philipp II. mit Hilfe der Armee die Rekatholisierung durchführen. Doch Adel und Volk wehrten sich gemeinsam in einem mehr als 10 Jahre dauernden Krieg erfolgreich gegen die spani- schen Besatzer. Die nördlichen Provinzen der Nieder- lande (Holland und Seeland) gründeten eine „Union“. Sie erklärten 1581 ihre Unabhängigkeit, die sie auch in den nachfolgenden Kämpfen bewahren konnten. Die südlichen Niederlande (das heutige Belgien) blieben weiterhin spanisch. England: Der König wird zum Kirchenoberhaupt Ursprünglich war der Tudor-König Heinrich VIII. (1509– 1547) ein Gegner der reformatorischen Lehren, die auch die britischen Inseln erreichten. Als aber der Papst die von Heinrich VIII. gewünschte Scheidung von seiner er- sten Ehefrau ablehnte, kam es zum Bruch mit Rom. Das Parlament erhob den König zum Oberhaupt der eng- lischen Kirche (in den Suprematsakten von 1534) und verpflichtete mit einem Gehorsamseid den gesamten Klerus auf den König. Er hob die Klöster auf und zog den Landbesitz der Kirche ein. Unter seinen Nachfol- gern bildete sich dann die englische Hochkirche aus: Sie ist in der Lehre protestantisch, hat jedoch von der katholischen Kirche die äußere Form des Gottesdien- stes und die bischöfliche Verfassung beibehalten. Für wenige Jahre versuchte die katholische Königin Ma- ria, Tochter Heinrich VIII. aus erster Ehe, in England die Gegenreformation durchzuführen. Doch schon ihre Nachfolgerin Elisabeth I. (1558–1603), Tochter Heinrichs VIII. aus zweiter Ehe, führte aus politischen Gründen die Staatskirche wieder ein, die nun auch ein eigenes Glaubensbekenntnis erhielt. In Schottland dagegen setzte sich die calvinistische Presbyterianerkirche durch, nur Irland blieb weiter ka- tholisch. Der Norden wird protestantisch Seit 1397 wurden Schweden, Norwegen und Dänemark von dänischen Königen in Personalunion regiert. Der dänische Herrscher übernahm die evangelische Religi- on für sein Land und führte sie gegen den Willen von Adel und Volk auch in Norwegen ein. Schweden wurde seit 1523 unter der Dynastie Wasa wieder ein selbststän- diges Königreich mit lutherischem Bekenntnis. Versu- che des katholischen Königs Sigismund III. die Gegen- reformation durchzuführen, scheiterten am Widerstand von Adel und Untertanen: Er musste die Krone an einen protestantischen Verwandten abgeben. Osteuropa: katholisches Polen, orthodoxes Russland Seit 1386 war das Königreich Polen mit dem Großfür- stentum Litauen vereint und bildete damals das größ- te katholische Reich in Osteuropa. Es reichte von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und von der Elbe bis zum Dnjepr. Als 1572 das Herrschergeschlecht der Ja- gellonen ausstarb, wurde ein siebenbürgischer Fürst König der polnisch-litauischen Union. Er sicherte den zahlreichen Calvinisten und Lutheranern Glaubensfrei- heit zu. Erst sein Nachfolger, der katholisch gebliebene Sigismund III. (1587–1632) aus dem schwedischen Kö- nigshaus Wasa, führte mit Unterstützung der Jesuiten die Rekatholisierung durch. Das russische Reich unter der Herrschaft des Zaren blieb weiterhin beim orthodoxen Glauben. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die Beschlüsse des Trienter Konzils zusammen und vergleiche sie mit der Lehre Luthers. 2. Vergleicht die Geschichte der folgenden europäischen Länder in der frühen Neuzeit: Frankreich, Spanien, Nieder- lande, England, Nordeuropa (Schweden, Norwegen, Däne- mark), Polen. Macht eine Tabelle, in welcher die folgenden Fragestellungen berücksichtigt sind: – Welcher Religion gehört das Herrscherhaus an? – Wo vermischen sich Religion und Politik? Wo wird aus machtpolitischen Gründen auch gegen die eigene religi- öse Überzeugung Politik gemacht? – Toleranz oder Verfolgung: Wie wird mit anderen religi- ösen Gruppierungen umgegangen? Exekution holländischer Aufständischer durch spanische Soldaten in Haarlem. Zur Abschreckung des Volkes wurden die Todesurteile gegen Ketzer öffentlich vollstreckt. 139 Die frühe Neuzeit 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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