Zeitbilder 5/6, Schulbuch

5. Blick in die afrikanische Geschichte Die Beschäftigung der europäischen Historikerinnen und Historiker sowie Archäologinnen und Archäologen mit der Geschichte des afrikanischen Kontinents be- schränkte sich lange Zeit auf die Altsteinzeit und die damit verbundene Suche nach den Ursprüngen der Menschheit. Erst in den letzten Jahrzehnten beschäf- tigten sich neben den afrikanischen auch europäische Wissenschaftler/innen intensiver mit der vielfältigen Geschichte Afrikas von der Eisenzeit bis zur Inbesitz- nahme des Kontinents durch die Europäer. Erst seit gut 2 000 Jahren gibt es südlich der Sahara ständig bewohnte Siedlungen. Ab ca. 500 n. Chr. bil- deten sich auf dem „schwarzen Kontinent“ in verschie- denen Regionen unterschiedliche Königreiche heraus. Erste Berichte von den kulturellen und wirtschaftlichen Reichtümern Afrikas stammen von arabischen Gelehr- ten. Denn die Araber hatten bereits seit dem 8. Jh. die nordafrikanische Mittelmeerküste erobert und Moslems waren bis nach Mauretanien vorgedrungen. Danach durchquerten arabische Kauf­leute, Abenteurer und Forscher mit Karawanen die Sahara und traten so in Verbindung mit schon bestehenden westafrikanischen Reichen. Die Könige von Ghana lebten beispielsweise in prunkvollen Palästen, regierten ein Riesenreich und bezogen ihren Reichtum vor allem aus Steuern auf Kup- fer-, Gold- und Salztransporte. Auch das westafrikani- sche Königreich Mali erlebte zwischen 1200 und 1500 eine beachtliche Blüte unter einheimischen, moslemi- schen Herrschern. Schon lange vor diesem Karawanenhandel mit Westafri- ka gab es einen regen Seehandel zwischen den ostafri- kanischen Handelsplätzen (z. B. Mogadischu) und asia- tischen Küstenstädten in Arabien und Indien. Von der ostafrikanischen Küste aus wurden hauptsächlich Elfen- bein und Tierfelle gehandelt. Während an den Küsten- strichen der Islam weit vorgedrungen war, herrschten in den verschiedenen Reichen Innerafrikas die Natur- religionen vor. Weil diese afrikanischen Gesellschaften keinen Unterschied zwischen staatlicher und religiöser Funktion kannten, übten ihre Herrscher beide Gewal- ten aus. Der Handel zwischen diesen Reichen war sehr begrenzt: Es fehlten Straßen, Zugtiere und damit auch Wagen. Zu Wasser verwendete man vorwiegend Kanus, sofern nicht Stromschnellen, Überschwemmungen wäh- rend der Regenzeit oder die ausgetrockneten Flusstäler in den Trockenperioden den Verkehr auf den Flüssen unmöglich machten. Das fehlende Verkehrssystem er- schwerte die Bildung großer politischer Verwaltungs- einheiten. Das häufig ungesunde Klima hemmte zu- sammen mit immer wiederkehrenden Seuchen (Mala- ria, Schlafkrankheit) die Entwicklung Afrikas und ein Ansteigen der Bevölkerung (für die Gesamtfläche von 30 Millionen km 2 werden im Jahre 1680 nur ca. 5 Millio- nen Menschen geschätzt). Insgesamt wissen wir über die Entwicklung dieser Rei- che recht wenig, da bis ins 15. Jh. nie ein Europäer den Dschungel betreten hatte und schriftliche Aufzeichnun- gen gänzlich fehlen. Grund und Boden spielten als Quelle von Macht und Reichtum auf Grund der dünnen Besiedlung des rie- sigen Kontinents kaum eine Rolle. Verschiedene Hir- searten bildeten das wichtigste Getreide. Die Afrikaner kannten keinen Pflug, sondern betrieben Hackbau, wo es der über weite Strecken unfruchtbare Boden zuließ. Großteils nomadisierende Hirten zogen mit Schafen, Ziegen und Rindern. Sie waren ein Zeichen von Wohl- stand und ersetzten oft das fehlende Geld als Währung. An Bodenschätzen war das Eisen weit verbreitet. Selte- ner war schon das Kupfer, das in Barrenform auch als Währungseinheit, vor allem aber zur Schmuckherstel- lung verwendet wurde. Schließlich lockte das Gold in Südostafrika und an der Guineaküste fremde Kaufleute an. Besonders die Portu- giesen verstärkten im 15. Jh. den Handelsaustausch an der Westküste Afrikas. Bald danach gründeten sie ei- gene Niederlassungen an der Küste und begannen von hier aus mit der Ausbeutung des schwarzen Kontinents. Bedeutend wurde besonders der Handel mit Sklavinnen und Sklaven, den die Afrikaner schon lange praktizier- ten. Nach den Portugiesen kamen auch Holländer und Engländer, die in den folgenden Jahrhunderten Mil- lionen schwarzer Afrikaner/innen als Sklavinnen und Sklaven nach Amerika verschacherten. Die Durchdrin- gung und Kolonialisierung des Kontinents setzte erst im 19. Jh. ein.  Bildnis des Mansa Musa, König des islamischen Königreichs Mali (1312–1337) mit einem Goldklumpen. Ausschnitt aus einer Portolan- karte (= mittelalterliche Seekarte für die Küsten des Mittelmeergebie- tes, auf Pergament gezeichnet) von Europa und Nordafrika. Von Mecia de Viladestes, 1413 im Atlas Karls V. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe, wie Mansa Musa auf dieser Karte darge- stellt ist. Welche Herrschaftsattribute sind erkennbar? 2. Sammelt in Kleingruppen aus unterschiedlichen Medi- en politische, wirtschaftliche und kulturelle Informationen über ausgewählte afrikanische Staaten der Gegenwart. 123 Die frühe Neuzeit 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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