Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Als die Europäer den amerikanischen Kontinent wieder­ entdeckten – denn schon um 1000 waren Wikinger in Nordamerika gelandet –, stand der überwiegende Teil der indigenen Völker auf der Kulturstufe der Jäger und Sammler. Im Hochland von Mexiko, auf der Halbinsel Yukatan, sowie im Andenhochland bestanden Hoch­ kulturen, die zum Teil bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurückreichten. Diese Hochkulturen zeichneten sich durch eine differenzierte Gesellschaftsordnung, Po- lytheismus, Schrift und wissenschaftliche Leistungen sowie durch Monumentalbauten und beachtliche Fer- tigkeiten im Handwerk aus. Eisen war diesen Völkern unbekannt, für Waffen und Werkzeug wurde Stein (z. B. Obsidian) verwendet. An Metallen verarbeiteten sie Gold, Silber und Kupfer, in den Anden auch Bronze. Zugtiere (Rind und Pferd) kannten die Indianer nicht, daher fehlten auch Pflug und Wagen. Sie betrieben Hackbau, pflanzten Mais und Kartoffel und bereiteten aus Baumwolle ihre Stoffe zu. Als Haustiere hielten sie Hund und Truthahn und nützten das Lama als Tragtier. Selbst ohne Töpferscheibe produzierten sie kunstvolle Keramik. Die Maya und Azteken in Mittelamerika Zwischen 300 und 900 n. Chr. siedelte das Volk der Maya im heutigen Honduras und Guatemala. Mitten im Urwald bauten sie prunkvolle religiöse und politische Zentren, d. h. größere Dörfer mit Tempel- und Palast- anlagen. Neben den architektonischen und handwerk- lichen Leistungen ragten besonders die Kenntnisse der Priester auf dem Gebiet der Mathematik und Astrono- mie hervor: Der von ihnen errechnete Kalender ist ge- nauer als der Gregorianische. Um 900 wanderten die Maya ins nördliche Yukatan aus, wo bis zum Eintreffen der Spanier ihre Kultur fortlebte. Im 14. Jh. übernahmen die kriegerischen Azteken die Herrschaft über die an- deren, schon vor der Jahrtausendwende eingewander- ten Stämme im mexikanischen Hochland. Inmitten ei- nes großen Sees entstand die auf Dämmen erreichbare Hauptstadt Tenochtitlan (über ihr liegt heute die Haupt- stadt Mexiko City). Tenochtitlan soll zur Zeit der Kolo- nisation von 200 000 bis 300 000 Menschen bewohnt gewesen sein. Von hier aus regierten die Herrscher ihre aus mehreren Vasallenfürstentümern bestehende Mili- tärmonarchie. Adel und Geistlichkeit beherrschten die in Genossenschaften zusammenlebenden, persönlich freien Menschen. Für öffentliche Dienste und schwere Arbeiten gab es Sklavinnen und Sklaven. Die Azteken errichteten riesige Tempel für ihre Götter, denen sie auf grausame Weise – durch Herausreißen des Herzens – Menschen opferten. Das Großreich der Inka in Südamerika Erst nach 1200 übernahm der Stamm der Inka die Herr- schaft entlang der Westküste Südamerikas. Dort hatte schon seit Jahrhunderten eine hoch entwickelte Kultur bestanden. Der regierende Inka galt als irdischer Sohn des obersten Sonnengottes und beherrschte mit dem 4. Blick in die vorkolumbianische Geschichte Amerikas kriegerischen Adelsstand und der Priesterschaft die Masse der Untertanen. Bis zum 15. Jh. erweiterten die Inka ihr Reich von der Stadt Cuzco (in Peru) bis nach Ekuador im Norden und Mittelchile im Süden. Das Reich verfügte über ein gut ausgebautes Straßen- und Postnetz und über zahlreiche Befestigungen. Anstelle einer Schrift verwendete man farbige Knotenschnüre, die vor allem zum Rechnen benutzt wurden. Das Land war zu je einem Drittel auf Herrscher, Priesterschaft und Dorfgemeinden aufgeteilt. Privateigentum gab es nur an Wohnung, Kleidung und Arbeitsgeräten. Die Untertanen waren auch zur Arbeit auf den Feldern der Herrschenden und zu öffentlichen Diensten (im Straßen-, Brücken-, Berg- und Bewässe- rungsanlagenbau) verpflichtet. Luxus war verboten, Nichtstun wurde bestraft. Man kannte keine Zahlungs- mittel, aber Kleidung und Nahrung wurde vom „Staat“ zur Verfügung gestellt. Auch Alte und Kranke wurden öffentlich versorgt.  Der erste Plan von Tenochtitlan. Dieser Plan, eine Illustration des 2. Briefes von Hernando Cortez an Kai- ser Karl V., wurde 1524 in Nürnberg veröffentlicht. Er war nach einer Skizze von Cortez erstellt worden. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Recherchiert in Kleingruppen mit Hilfe des Internet be- deutende Ausgrabungen bzw. kulturelle Zentren der Maya, Inka und Azteken und präsentiert die Ergebnisse in der Klasse. 122 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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