Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Neben dem billigeren Handelsverkehr zur See gab es den Fernhandel zwischen den großen europäischen Wirtschaftsräumen schon immer zu Lande – hauptsäch- lich entlang der alten Römerstraßen und entlang der großen Flüsse (z. B. Rhein und Donau). Dieser Handel aber war lange Zeit Beschränkungen ausgesetzt: Die Landesherren, aber auch die Städte wollten an den mit ihren Waren durchreisenden Kauf- leuten möglichst viel verdienen. An den vielen Zoll- und Mautstellen baten sie die Händler zur Kasse. So gab es im 15. Jh. entlang des Rheins 60, an der Donau zwischen Regensburg und Wien 16 Stellen, an denen Zoll zu zahlen war. Die deutschen Handelsstädte – die Hanse Die „Hanse“ (= Genossenschaft von Kaufleuten) ent- stand gegen Ende des 13. Jh. als Bund norddeutscher Städte unter der Führung Lübecks. Ihr schlossen sich im Laufe der Zeit auch wichtige Handelszentren des Bin- nenlandes, wie Magdeburg, Köln und Dortmund an. Auch Seestädte in Flandern, den baltischen und nordi- schen Ländern traten der Hanse bei. Die Hansestädte beherrschten im14. Jh. den gesamtenNord- undOstsee- handel zwischen London und Nowgorod. Im 15. Jh. fiel der mächtige Städtebund infolge innerer Zwistigkeiten langsam auseinander. Weitere wichtige Gründe für den Zerfall waren das Aufkommen eines heimischen Kauf- mannsstandes in Russland, England und in den nordi- schen Staaten sowie – durch die Entdeckung Amerikas bedingt – die Verlagerung des Handelsschwerpunktes von Nord- nach Westeuropa. Die Zünfte regeln das städtische Leben Im Hoch- und Spätmittelalter nahm auch das städtische Gewerbe einen raschen Aufschwung. Die Handwerker, die zunächst in der Stadt nur geringen politischen Ein- fluss hatten, schlossen sich zur Wahrung ihrer Interes- sen in Zünften zusammen. Die Zünfte griffen tief in das wirtschaftliche und persönliche Geschick des einzelnen Handwerkers ein. „Es haben alle Mitglieder dafür zu sorgen, dass nit zu viel fremde Meistersöhn und Aus- länder in die Zunft kommen“, hieß es in Zunftordnun- gen der Fleischer im bayrischen Freising. Dies charak- terisiert das Wesen des Zunfthandwerks sehr deutlich. Eine klein gehaltene Anzahl von Familien schloss sich zusammen, um kartellartig ein bestimmtes Handwerk in der Stadt auszuüben. So wollte sich die Zunft gegen Überfremdung und Überfüllung, also ungebetene Kon- kurrenz, zur Wehr setzen. Gleichzeitig konnten Preis- und Lohnabsprachen getroffen werden, die ein sicheres Einkommen garantierten. Eheliche Geburt war damals wegen vieler Heiratsbe- schränkungen keine Selbstverständlichkeit. Wer sie aber nachweisen konnte und nach der Lehrzeit auch die Gesellenjahre hinter sich brachte und auf der Wander- schaft seine beruf­lichen Kenntnisse vervollständigte, benötigte Glück oder (viel) Geld, um Meister zu wer- den: Im ersten Fall heiratete der Geselle die Tochter oder auch die oft wesentlich ältere Witwe des Meisters, die zur Fortführung des Betriebes unbedingt einen ge- lernten Handwerker benötigte. Ansonsten musste er ein sehr kostspieliges Meisterstück produzieren, was sich kaum ein Geselle leisten konnte. Über die Regelung des Gewerbes hinaus erfüllten die  Die wichtigsten europäischen Han- delsstädte und Handelsverbindungen im 14. und 15. Jahrhundert. S C H W E D E N 100 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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