Elemente und Moleküle, Schulbuch

112 6 LUft, WASSeR, BoDeN – UNSeRe UMWeLt 6.2 LUFtSCHADStOFFE UND IHRE BESEItIGUNG Gift • Dosis • Grenzwerte • MAK-Werte • MIK-Werte • TRK • ADI-Wert • Emissi - on – Immission • Staub • „Saurer Regen“ • Entschwefelung Stoffe wie die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) und Kohlenstoffdioxid wurden schon im Zusammenhang mit Veränderungen der Atmosphäre besprochen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie für den Menschen nicht unmittelbar gesundheitsschädlich sind und auch das Wachstum von Pflanzen nicht beeinträchtigen. Daneben werden eine Reihe von Substanzen in die Luft gebracht, die akut gesundheitsschädlich oder pflanzenschädlich sind. Diese toxischen Luftverunreinigungen stellen heute ein ernstes Problem dar. Giftige Stoffe – Dosis, Konzentration, Grenzwerte Ob ein Stoff bei einem Menschen toxische Wirkung hat, hängt von mehreren Fak- toren ab. Zwei davon lassen sich leicht quantifizieren – die aufgenommene Menge und die Körpermasse des Menschen. Aus ihnen wird die Dosis bestimmt. Sie ist die pro kg Körpermasse aufgenommene Menge der Substanz. Schon der Schweizer Arzt und Naturforscher Paracelsus (1494–1541), der auch in Österreich gelebt und gear- beitet hat, erkannte 1536, dass es für praktisch alle Stoffe eine gesundheitsschäd- liche Dosis gibt. Er formulierte: „Allein die Dosis macht, dass ein Stoff kein Gift ist!“. (Abb. 112.1) Als Gifte werden Substanzen bezeichnet, die schon bei geringer Dosis gesundheits- schädlich wirken. Als Maß für die akute Giftwirkung hat man den LD 50 -Wert defi- niert . Es ist jene Dosis, die bei 50 % der Versuchstiere zum Tod führt. Der LD 50 -Wert kann zur Beurteilung der akuten Toxizität dienen. Akute Vergiftungen verlaufen mit bestimmten Symptomen, die klar auf die Giftwirkung zurückzuführen sind. Sie führen unbehandelt rasch zu lebensbedrohlichen Zuständen, können aber häufig gut behandelt werden, wenn der Giftstoff und die aufgenommene Dosis be- kannt sind. Häufiger jedoch treten chronische Vergiftungen durch Aufnahme gerin- ger Mengen eines giftigen Stoffes über Jahre hinweg auf. Hier ist der Zusammen- hang zwischen Symptomen und aufgenommenem Stoff nur schwer nachzuweisen, die Krankheitsbilder zeigen auch keinen einheitlichen Verlauf. Eine Behandlung ist schwierig, zumal der schädigende Stoff oft gar nicht von vornherein bekannt ist. Man nimmt heute an, dass für die meisten Stoffe ein Schwellenwert existiert. Bleibt die Dosis unter diesem Schwellenwert, so tritt auch bei lang andauernder Aufnahme keine Gesundheitsschädigung auf. Wird der Schwellenwert überschritten, so ent- stehen chronische Schäden. Bei noch höherer Dosis kommt es zu akuter Vergiftung. Die Existenz eines Schwellenwertes gilt in vielen Fällen deshalb als sicher, weil es Stoffe gibt, die in geringer Dosis lebensnotwendig sind (zB Vitamin D). Fehlen sie, so treten Mangelerscheinungen auf. Bei höherer Dosis kommt es aber zu akuten Vergiftungserscheinungen (Abb. 112.3). Dieser Schwellenwert ist die Grundlage zur Bestimmung des ADI-Wertes (ADI = ac- ceptable daily intake). Er gibt an, welche Dosis täglich ohne Gesundheits-beeinträch- tigung aufgenommen werden kann. Diese ADI-Werte sind vor allem bei Lebensmit- telzusatzstoffen wie Konservierungsmitteln von Bedeutung. Für mutagene (Erbgut verändernde) und kanzerogene (Krebs erzeugende) Stoffe gibt es keinen Schwellenwert. Bei Aufnahme dieser Stoffe sinkt das Risiko zu er- kranken zwar mit sinkender Dosis, aber es verschwindet nicht. Für solche Stoffe ist die Festlegung von Grenzwerten besonders problematisch. Um den Menschen am Arbeitsplatz vor gesundheitsschädlichen Stoffen zu schützen, wurde der MAK-Wert definiert (MAK = maximale Arbeits-platzkonzentration). Er gibt an, welche Schadstoffkonzentrationen als gesundheitlich unbedenklich gelten, wenn der Arbeitnehmer ihnen am Arbeitsplatz langfristig (40-Stunden-Woche) ausgesetzt ist. Eine kurzfristige MAK-Wert-Überschreitung ist möglich. Natürlich gibt die MAK- Wert-Liste nur den momentanen Stand der toxikologischen Erkenntnis wieder. Die vom Sozialministerium veröffentlichte Liste wird daher jährlich überarbeitet. Peroral Parenteral Inhalativ Percutan Positiv Negativ Wirkung für den Organismus unterversorgt schlecht versorgt optimal chronische Vergiftung akute Vergiftung Schwellenwert Dosis Abb. 112.3: Dosis und Wirkung Abb. 112.2: Aufnahmewege für Stoffe in den Körper Abb. 112.1: Gifteinstufung nach Paracelsus Es is nit, was nit Gift ist und kein Ding ist ohn Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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