Vielfach Deutsch 4, Schulbuch
66 3 Parodistische Texte verfassen Zuhören/Sprechen Lesen Schreiben Grammatik/Rechtschreibung Wahrscheinlich wisst ihr noch, wie das Märchen weitergeht? Was passiert als Nächstes? Setzt zu zweit die Satzanfänge fort. 1 Gretel … 2 Hänsel … 3 Die böse Hexe … 4 Der Vater … a) Diskutiert zu zweit, ob ihr das Märchen „Hänsel und Gretel“ kleinen Kindern vorlesen würdet oder nicht. Was spricht dafür, was dagegen? Für welches Alter ist es geeignet? b) Begründet eure Entscheidungen in einer Klassendiskussion. Lies jetzt eine Parodie zum Märchen „Hänsel und Gretel“. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Die Geschichte vom bösen Hänsel, der bösen Gretel und der Hexe Es war einmal eine alte Hexe, die hatte ihr ganzes Leben lang gearbeitet, hatte gezaubert vom frühen Morgen bis zum späten Abend, hatte gehext und Zaubersprüche aufgesagt jeden Tag und war nun in das Alter gekommen, wo ihre Zauberkraft nachließ und ihre Kräfte langsam schwanden. Sie wurde aber nicht böse und giftig darüber wie manche andere Hexen, wenn sie so alt werden, sondern sagte sich: „Mit meiner Zauberkraft geht es zu Ende. Da will ich mir eine andere Beschäftigung suchen, damit ich nicht faulenzen muss und auf trübe Gedanken komme. Ich werde mein Haus zum schönsten Hexenhaus weit und breit machen!“ Das dauerte viele Wochen; jeden Tag musste die alte Frau in der Küche stehen und backen. Aber sie arbeitete un ermüdlich, und endlich war das Häuschen fertig. Da war die Hexe stolz auf ihr Haus! Eines Tages stand die Hexe gerade vor ihrem Backofen und wollte einen Lebkuchen backen, weil der Wind in der Nacht einen vom Dach geweht hatte. Da war es ihr, als knuspere draußen jemand an ihrem schönen Haus. Ängstlich rief sie: „Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“ Von draußen antwortete ein dünnes Stimmchen: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!“ „Da bin ich beruhigt“, seufzte die Hexe erleichtert. Wie sie das gerade sagte, zersprang ihre schöne Fensterscheibe, an der sie drei Wochen gearbeitet hatte, ein Mädchen griff nach den Splittern und aß sie auf! Mühsam humpelte die Hexe nach draußen, um zu sehen, wer der Störenfried sei. Vor dem Haus standen zwei Kinder, das Mädchen und außerdem ein Junge, rissen die Dachziegel herunter, um sie aufzuessen, zerbrachen die Wand und zersplitterten die weißen Zuckerfenster. Da war die Hexe traurig und wütend zugleich. „Wer seid ihr?“, fragte sie. Die Kinder antworteten, sie hießen Hänsel und Gretel und hätten aus Hunger von dem Haus gegessen. „Warum habt ihr aber gelogen und gesagt, ihr wäret der Wind?“, forschte die Alte weiter. Aber weil sie der alten Hexe trotz allem leid taten, sagte sie: „Kommt nur herein und bleibt bei mir, es geschieht euch kein Leid!“ Und sie fasste beide an der Hand und führte sie in ihr Häuschen. Da war gutes Essen aufgetragen. Hernach wurden zwei schöne Bettlein weiß gedeckt, und Hänsel und Gretel legten sich hinein und meinten, sie wären im Himmel. Als sie so friedlich schliefen, betrachtete die Hexe sie und sagte: „Vielleicht sind sie nicht ganz verderbt. Ich will sie dabehalten, ihnen zu essen geben und versuchen, sie zu bessern.“ Ü3 fördern 3 Ü4 Ü5 Buchtipp Janosch: Janosch erzählt Grimms Märchen. Beltz&Gelberg, Weinheim Basel. Hier erwartet dich nicht die gewohnte Märchenwelt, hier wird die Welt der Gebrüder Grimm auf den Kopf gestellt. Viele der Märchen erhalten dadurch eine neue, moderne Moral. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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