Mathematik verstehen 1, Schulbuch

10.4 MERKwürdiges: Die Geschichte der Kartografie 227 I 3 Geometrische Figuren und Körper Heute gehören Flugzeuge, Kameras, Computer und Satelliten zu den wesentlichen Hilfsmitteln der Kartografie. Die Luftbildvermessung ermöglicht es, Gebiete aus der Luft mit einer Präzision zu vermessen, die kaum noch zu übertreffen ist. Mit den heutigen Geoinformationssystemen (GIS) setzt die moderne Satellitenkartografie die aus dem Weltraum aufgenommenen Daten und Bilder der Erde per Computer in auf den Meter genaue dreidimensionale Karten um, sodass auch die letzten weißen Flecken auf der Erde eine Gestalt bekommen. Seit vorchristlicher Zeit sind Landkarten ein Teil der menschlichen Geschichte. Erste kartografische Darstellungen gab es bei den Babyloniern, im alten Ägypten und in Griechenland. „Chártes“ war bei den antiken Griechen das aus dem Blatt der Papyrusstaude hergestellte Papier. Die Römer über­ nahmen das griechische Wort und machten das lateinische „charta“ daraus. Das deutsche Wort „Karte“ tauchte erst im 15. Jahrhundert auf. Zunächst war damit nur ein steifes Blatt Papier gemeint. Erst ab dem 17. Jahrhundert setzte sich in der deutschen Sprache die Bezeichnung „Landkarte“ durch. Die Darstellung der Welt, wie man sie auf modernen Landkarten findet, geht vor allem auf CLAUDIUS PTOLEMÄUS (87‒150 n. Chr.) zurück, einen Gelehrten und Philosophen, der in Ägypten lebte. Berühmt wurde er durch sein Weltbild, das die Erde in den Mittelpunkt des Sonnensystems rückt. Er legte eine Anleitung zur Kartografie der gesamten bis dahin bekannten Erdoberfläche vor. Weltkarten kamen in Europa zum ersten Mal im Mittelalter auf. Diese wurden vor allem von Mönchen gefertigt und waren religiös geprägt; eine wirklichkeitsnahe Abbildung der Welt wurde nicht angestrebt. Mehr Wirklichkeitsnähe erlangte die Kartografie erst mit der verstärkten weltweiten Seefahrt ab 1500. Ptolemäische Weltkarte, Holzschnitt Ab dem 16. Jahrhundert setzte sich in der Kartenherstellung anstelle des vorher meist verwendeten Holzschnittes die Technik des Kupfer­ stichs durch, die genauere Darstellungen ermöglichte. Oft waren die Karten des 16. bis 18. Jahrhunderts reich verzierte Kunstwerke. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert wurden besonders in Frankreich neue Methoden zur Vermessung von Landflächen entwickelt. Gro- ßen Anteil daran hatte die Familie CASSINI, die über drei Genera­ tionen den Direktor der Pariser Sternwarte stellte und in dieser Zeit Frankreich vollständig vermaß. 1793 wurde die erste exakte Ge- samtkarte Frankreichs vorgestellt, die „Carte de Cassini“, auf der jedes Detail des Landes, wie zB Straßen, Flüsse, Kanäle, Dörfer, Abteien, Schlösser, Weinberge, Seen und Windmühlen, eingezeichnet ist. Ab dem 19. Jahrhundert wurde bei der Kartenherstellung immer mehr auf geografische Genauigkeit Wert gelegt. Weltkarte von 1606, Kupferstich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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