Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

48 Stoffwechselvorgänge beimMenschen Wir unterscheiden vier Blutgruppen Verliert ein Mensch mehr als einen Liter Blut, besteht Lebensgefahr. Zwei bis drei Liter Blutverlust führen zum Tod. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verstarben immer wieder Patien- ten bzw. Patientinnen, die zu viel Blut verloren und deshalb von den Ärzten Blut von anderen Menschen übertragen bekommen hatten. Im Jahr 1900 erkannte der Wiener Arzt Karl Landsteiner die Ursache dafür: Es gibt verschiedene Arten von roten Blutkörperchen. Sie un- terscheiden sich durch bestimmte Moleküle, so genannte Antigene, die auf ihrer Oberfläche vorkommen. Demnach unterscheiden wir die Blutgruppen A, B, AB und O. Blut enthält Abwehrstoffe gegen andere Blutgruppen Im Plasma der Blutgruppe A befinden sich Abwehrstoffe, so genannte Antikörper, gegen das Antigen der Blutgruppe B. Wird einem Men- schen der Blutgruppe A Blut der Blutgruppe B übertragen, kommt es deshalb zu einer Verklumpung der B-Antikörper mit den B-Antigenen des Spenderblutes (siehe Abb. 62). Umgekehrt verklumpen die im Plasma der Blutgruppe B befindlichen A-Antikörper mit den A-Antigenen der Blutgruppe A (siehe Abb. 63). Im Blutplasma der Blutgruppe AB befinden sich keine Antikörper . Das Plasma verklumpt also nicht mit dem Blut anderer Blutgruppen. Im Blutplasma der Blutgruppe O kommen sowohl A- als auch B-Anti- körper vor. Die A- und B-Antigene der Blutkörperchen aller anderen Blutgruppen würden zu einer Verklumpung führen. Auch der Rhesusfaktor ist entscheidend Durch die Entdeckung des Rhesusfaktors – ebenfalls durch Landstei- ner im Jahr 1940 – konnte das Rätsel um eine bei manchen Neugebore- nen auftretende, lebensgefährliche Krankheit gelöst werden. Der Rhesusfaktor ist ein Protein, das bei etwa 85 % der Bevölkerung ebenfalls auf der Oberfläche von roten Blutkörperchen vorkommt. Ihr Blut wird als rhesuspositiv bezeichnet. Bei den restlichen 15 % fehlt der Rhesusfaktur. Ihr Blut ist rhesusnegativ. Bei der Geburt eines Kindes gelangen meist einige rote Blutkörperchen des Kindes in das Blut der Mutter. Bekommt nun eine Frau mit rhesus- negativem Blut ein Kind, das den Rhesusfaktor vom Vater geerbt hat und deshalb rhesuspositives Blut besitzt, werden in den Monaten nach der Geburt im Blut der Mutter Antikörper gegen den Rhesusfaktor ge- bildet. Bei einer erneuten Schwangerschaft gelangen diese Antikörper über die Plazenta (siehe Seite 104) ins kindliche Blut. Besitzt dieses Kind rhesusnegatives Blut, passiert nichts. Besitzt es allerdings rhesusposi- tives Blut, werden seine roten Blutkörperchen von den Antikörpern zerstört. Heute wird Müttern mit rhesusnegativem Blut, die ein Kind mit rhesuspositivem Blut bekommen haben, kurz nach der Geburt ein Medikament gespritzt, das die Antikörperbildung verhindert. Blutgruppen Blutkörperchen der Blutgruppe A und B haben jeweils unterschiedliche Antigene (Antigen A oder Antigen B). Blutkörperchen der Blutgruppe AB haben sowohl Antigen A als auch Antigen B auf ihrer Oberfläche. Blutkörperchen der Blutgruppe 0 haben keine Antigene. Antikörper Die Antikörper gegen die A- und B- Antigene sind nicht von der Geburt an vorhanden. Sie bilden sich zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat. Zu dieser Zeit entwickelt sich die Darmflora (siehe Seite 29), Bakterien und Pilze besiedeln den Dickdarm. Bestimmte Darmbakterien besitzen die gleichen Antigene auf ihrer Oberfläche wie unsere Blutkörperchen, manche mit A-Antigenen und manche mit B-Antigenen. Babys mit der Blut- gruppe A bilden Abwehrstoffe gegen die Bakterien mit den B-Antigenen, Babys mit der Blutgruppe B Antikörper gegen Bakterien mit den A-Antigenen. Babys mit der Blutgruppe AB bilden keine Ab- wehrstoffe. Babys mit der Blutgruppe 0 bilden Abwehrstoffe sowohl gegen die Bakterien mit A-Antigenen als auch ge- gen Bakterien mit B-Antigenen. Antigen B verklumpt mit 62 Antikörper B. Antigen A verklumpt mit 63 Antikörper A. rotes Blutkörperchen mit B-Antigenen rotes Blutkörperchen mit A-Antigenen B-Antikörper A-Antikörper Nur zu Prüfzwecken – Eigent m des Verlags öbv

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