Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

136 Lebensraum tropischer Regenwald Leben im tropischen Regenwald Mehr als die Hälfte aller Pflanzen- und Tierarten der Welt lebt in tro- pischen Regenwäldern. Gründe für diese hohe Artendichte dürften ua. das relativ gleichbleibende warme und feuchte Klima (weitgehend konstante Bedingungen) und der Mangel an wichtigen Mineralstoffen sein, der eine besondere Spezialisierung der Lebewesen an die schwie- rigen Lebensbedingungen erfordert. Die Artenvielfalt der tropischen Regenwälder ist einzigartig auf der Erde. HoheBäume haben ledrigeBlätter undStütz- oderBrettwurzeln Den höchsten Bäumen des Regenwaldes steht zwar im Gegensatz zu den Pflanzen der unteren Schichten ausreichend Licht zur Verfügung, aller- dings müssen sie sich vor der intensiven Sonnenbestrahlung schützen. Deshalb sind die Laubblätter der älteren hohen Bäume kleiner, dick und ledrig. Die Blätter der jüngeren Bäume in den unteren Regionen sind zumeist größer und zart. Die Laubblätter sind häufig mit so genannten Träufelspitzen ausgestattet. An ihnen kann überschüssiges Wasser ab- fließen. Charakteristisch für die meisten Bäume im tropischen Regen- wald sind Stelz- und Brettwurzeln. Sie erhöhen die Standfestigkeit. Die Brettwurzeln umgeben den unteren Teil des Baumstammes stern- förmig. In der Erde bilden die „Bretter“ nur ein feines Wurzelgeflecht aus. Die Stelzwurzeln entspringen dem Baumstamm. Von dort wach- sen sie nach unten ins Erdreich, wo sie sich nahe der Oberfläche ver- zweigen. Eine wichtige Rolle spielen Mykorrhizapilze Um möglichst viele Mineralstoffe aus dem Boden aufnehmen zu kön- nen, sind die Wurzeln der Bäume von einem feinen Pilzgeflecht dicht überzogen. Die Pilze versorgen die Bäume optimal mit Wasser und da- rin gelösten Mineralstoffen aus dem Boden. Als Gegenleistung erhal- ten sie Nährstoffe (v.a. Zucker). Diese Symbiose wird als Mykorrhiza bezeichnet. Typisch sind Lianen und Epiphyten Charakteristisch für den tropischen Regenwald sind Lianen, die sich an hohen Bäumen empor zum Licht ranken. Ihr Stamm wurzelt im Bo- den. Eine bei uns als Zimmerpflanze bekannte Liane des Regenwaldes ist das Fensterblatt, das auch unter dem Namen Monstera bekannt ist. Auch Epiphyten sind typische Regenwaldpflanzen. Um ausreichend Licht zu bekommen, klammern sie sich (zumeist mit ihren Wurzeln) an Zweigen oder in Astgabeln in den Baumkronen der Baumschicht fest. Epiphyten sind keine Parasiten, das heißt, dass sie ihren Wirten weder Wasser noch Nährstoffe entziehen. Die Nährstoffe erzeugen sie selbst durch Fotosynthese. Wasser und Mineralstoffe nehmen sie aus der Luft und aus dem Regenwasser über die Blätter oder die Wurzeln auf. Weitere Vorteile der epiphytischen Lebensweise sind neben dem Zugang zum Sonnenlicht die Fülle an Bestäubern im Baumkronen- dach sowie die Möglichkeit der Windverbreitung der Früchte bzw. Sa- men. Die meisten Epiphyten sind Farne und farbenprächtige Blüten- pflanzen. Viele von ihnen sind uns als Zimmerpflanzen bekannt (zB Bromelien und Orchideen). Baum mit Brettwurzeln 7 Mangrove mit Stelzwurzeln 8 Stelzwurzeln sind auch typisch für Mangroven – das sind tropische immergrüne Bäume und Sträucher, die an Uferregionen (Küste, Flussmündungen), wo Wasserstands- schwankungen zwischen Ebbe und Flut auftreten, Wälder bilden (Gezeitenwäl- der) Mykorrhiza mykes (griech.) = Pilz rhiza (griech.) =Wurzel Zimmerpflanze Viele unserer Zimmerpflanzen stammen ursprünglich aus dem tropischen Regen- wald. Im Gegensatz zur Üppigkeit, mit der sie in ihrer Heimat gedeihen, wach- sen sie bei uns schlecht (Kümmerlinge). Epiphyten Aufsitzerpflanzen epi (griech.) = auf phyton (griech.) = Pflanze Wurzeln Da die Wurzeln der Epiphyten nicht in der Erde, sondern in der Luft wachsen, werden sie als Luftwurzeln bezeichnet. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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