Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

119 Gentechnik ist nicht unumstritten! Neben den großen Erfolgen der Gentechnik, etwa in der Medizin oder in der Kriminalistik , darf man aber die damit verbundenen Risiken auf keinen Fall außer Acht lassen. So weisen zum Beispiel gentechnisch veränderte Pflanzen mitunter neue unerwartete, unerwünschte Eigen- schaften auf oder sind eine Gefahr für Nützlinge . Problematisch sind auch unkontrolliert stattfindende Kreuzungen zwischen gentechnisch veränderten Kulturpflanzen mit ihren „wil- den“ Verwandten. So kommt es vor, dass zB der Pollen von Raps, der resistent gegen Unkrautvernichtungsmittel gemacht wurde, auf seine Stammform, den Wild-Kohl übertragen wird. Dies führt allmählich (nach mehreren Generationen) zu einer Unkrautvernichtungsmittel- resistenz des Wild-Kohls. Der Einsatz von Gentechnik in der Tierzucht führt neben einer Steige- rung des Ertrags allerdings auch zu einer höheren Krankheitsanfällig- keit der Tiere und Tierleid . Möglicherweise gefährden gentechnisch veränderte Lebensmittel auch die Gesundheit des Menschen. So kann zB nicht ausgeschlossen wer- den, dass die Milch von Kühen, denen ein Gen zur Steigerung der Milchleistung übertragen wurde, beim Menschen das Brustkrebs- und Prostatakrebsrisiko erhöht. Gentechnik inMedizinundLandwirtschaft: gesetzlich geregelt In allen Staaten der EU und damit auch in Österreich dürfen gentech- nisch veränderte Pflanzen in der Landwirtschaft und in der Lebensmit- telproduktion nur nach Zulassung verwendet werden. Gentechnisch manipulierte Nutztiere zur Herstellung von Lebensmitteln sind von der Zulassung derzeit noch ausgeschlossen. Seit 1995 gibt es in Österreich ein eigenes Gentechnikgesetz. Es re- gelt den Einsatz der Gentechnik in Medizin und Landwirtschaft, um Mensch und Umwelt vor eventuellen negativen Auswirkungen zu schützen. Bis heute gibt es in Österreich noch keine Anbauzulassungen für gen- technisch veränderte Pflanzen (auch nicht für Pflanzen, die bereits in der EU zugelassen sind). Erlaubt ist allerdings der Import gentechnisch veränderter Produkte wie beispielsweise Sojabohnen, die hauptsächlich als Futtermittel für Nutztiere dienen. Innerhalb der EU (und damit auch in Österreich) müssen Lebensmit- tel, die aus GVO erzeugt werden, für der Konsument bzw. die Kon- sumentin erkennbar gekennzeichnet sein. Nicht gekennzeichnet sind jedoch Produkte von Tieren (Fleisch, Milch, Milchprodukte und Eier), die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden. Auch Le- bensmittelzusatzstoffe (zB Aromen), die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Bakterien produziert werden, unterliegen nicht der Kenn- zeichnungspflicht, da sie nicht als Lebensmittel gelten. Kennzeichnung von Gentechnik-frei 20 erzeugten Lebensmitteln mit grü- nen Kontrollzeichen Kriminalistik Lehre von der Verbrechensvorbeugung und -bekämpfung Durch gentechnische Methoden ist es auch noch nach Jahren möglich, die DNA aus eingetrockneten Blut- oder Sperma- resten, Haaren etc. zu untersuchen. Es reichen kleinste Spuren zB des Täters an der Kleidung des Opfers. unerwünschte Eigenschaften ZB gab es bei gegen Unkrautvernich- tungsmittel widerstandsfähig gemachten Baumwollpflanzen in Mississippi große Ernteeinbußen, da die Pflanzen vor der Ernte die Blüten abwarfen. Gefahr für Nützlinge ZB wird Mais gentechnisch so verändert, dass er einen Stoff produziert, welcher Maiszünsler-Larven, die sich von Mais­ blättern ernähren, vergiftet. Werden diese Larven nun etwa von Florfliegen gefressen, sterben auch diese durch das Gift. Florfliegen spielen in der biologi- schen Schädlingsbekämpfung eine wich- tige Rolle als Blattlausvertilger. Tierleid Schweine, denen im Versuch Wachstums- hormon-Gene eingeschleust wurden, zeigten zwar das gewünschte Wachstum, litten aber an Krankheiten wie Herz- vergrößerung, Gelenksentzündungen, Magengeschwüren und Nierenerkran- kungen. Kühe, denen Hormon-Gene übertragen wurden, die die Milchleistung steigern, leiden vermehrt an Euterentzündung. GVO g entechnisch v eränderte O rganismen Du bist dran! Recherchiere gemeinsam mit einer Klassenkollegin bzw. einem Klassenkollegen über „Gentechnik pro und contra“. Haltet ein Referat darüber und diskutiert im Anschluss daran im Klassenverband über dieses Thema. Der Mensch greift ein Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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