Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

117 Manche Gene fehlen auf dem Y-Chromosom X- und Y-Chromosomen bestimmen nicht nur das Geschlecht. Auf ihnen befinden sich auch andere Gene. Da das Y-Chromosom kür- zer ist, fehlen auf ihm Gene, die am X-Chromosom vorkommen. Das bedeutet, dass beim Mann nicht alle Erbanlagen doppelt vorhanden sind. Ein Beispiel dafür sind Gene, die die Information für die Produk- tion bestimmter Blutgerinnungsfaktoren enthalten. Tritt in einem sol- chen Gen eine Mutation auf, kann es beim Betroffenen zu einer Blut- gerinnungsstörung ( Bluterkrankheit ) kommen. Anlagenträgerinnen weisen eine normale Blutgerinnung auf Die mutierten „Blutgerinnungsgene“ sind rezessiv. Das heißt, dass eine Frau mit einem „Bluterallel“ gesund ist, da sie auf dem zweiten X-Chromosom ein intaktes dominantes „Blutgerinnungsallel“ hat. Die betreffende Frau ist allerdings Anlagenträgerin, das heißt, sie kann das „Bluterallel“ vererben. Männer mit einem „Blutergen“ sind Bluter Da am Y-Chromosom das „Blutgerinnungsgen“ fehlt, ist ein Mann mit einem „Bluterallel“ Bluter. Es ist kein intaktes „Blutgerinnungsallel“ vorhanden, das das „Bluterallel“ unterdrückt. Mutationen können auch positive Auswirkungen haben Durch Mutationen entstehen neue Merkmale bzw. Eigenschaften. Nicht immer sind sie ein Nachteil für das betroffene Lebewesen. Man- che Mutationen bleiben wirkungslos, manche aber haben sogar posi- tive Auswirkungen. Ohne Mutationen gäbe es keine Evolution (siehe Band 3). Modifikationen werden nicht vererbt Du weißt bereits, dass die Entwicklung unseres Körpers, seine Funk- tion und unser Wesen von den Genen bestimmt werden. Neben den Genen spielen aber auch äußere Einflüsse eine Rolle. So kannst du zum Beispiel durch gezieltes Training Muskeln aufbauen. Da diese verän- derten Körpermerkmale nicht genetisch verankert sind, werden sie auch nicht an die Nachkommen weitergegeben. Solche Veränderungen aufgrund von Umwelteinflüssen nennt man Modifikationen . Vererbung der Bluterkrankheit; 17 Mutter ist Anlagenträgerin Vererbung der Bluterkrankheit; Va- 18 ter ist Bluter Muskelaufbautraining 19 Blutgerinnungsfaktoren Stoffe, die unser Körper produziert, um bei Verletzungen der Blutgefäße, die Blu- tung zum Stillstand zu bringen Bluterkrankheit Blutungen kommen gar nicht oder nur sehr langsam zum Stillstand Modifikationen modificio (lat.) = umformen Du bist dran! 1. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:100 000 000 können auch Frauen bluterkrank werden. Erkläre, unter welchen Voraussetzungen dieser seltene Fall eintreten kann. 2. Die Rot-Grün-Farbsehschwäche und der frühzeitige Haarausfall wer- den genauso vererbt wie die Bluterkrankheit. a) Kann ein Sohn rot-grün-farbsehschwach sein, wenn sein Vater rot- grün-farbsehschwach ist und seine Mutter keine Anlagenträgerin? Zeichne dazu ein Kreuzungsschema (X f = mutiertes Gen, das zu Farbsehschwäche führt). b) Kann es sein, dass Enkelsöhne frühzeitigen Haarausfall zeigen, wenn der Großvater mütterlicherseits auch davon betroffen war? Zeichne dazu ein Kreuzungsschema (X h = mutiertes Gen, das zu frühzeitigem Haarausfall führt). Veränderung im Erbmaterial Mutter (Anlagen­ trägerin) Mutter Sohn Sohn Sohn (Bluter) Sohn Tochter Tochter (Anlagen­ trägerin) Tochter (Anlagen­ trägerin) Tochter (Anlagen­ trägerin) Vater Vater (Bluter) XY X b Y X X b XX XY XY X b Y XY XX X X b X X b X X b Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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