Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

114 Genetik Die Mendel‘schen Gesetze der Vererbung Was wir heute über den Bau der Gene und ihre Vererbung wissen, ist das Ergebnis von mehr als hundert Jahren Forschung Die Grundlagen dafür lieferte der Augustinermönch und Hobbygärtner Johann Gre- gor Mendel (1822–1884), der in den Klostergärten Kreuzungsversuche mit Erbsenpflanzen durchführte Die dabei gewonnenen Erkenntnisse fasste er in den drei Gesetzen der Vererbung zusammen, die heute als die drei Mendel’schen Regeln bekannt sind Als Mendel seine Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit präsentierte, stieß er auf Unverständnis Niemand interessierte sich dafür Im Zent- rum der wissenschaftlichen Diskussionen stand damals gerade Charles Darwin, der 1858 erstmals seine Theorie zur Evolution veröffentlicht hatte Erst 17 Jahre nach Mendels Tod wurde die Bedeutung seiner Forschun- gen erkannt Heute gilt der Mönch als „Begründer der Vererbungslehre“ 1. Mendelregel: Uniformitätsregel und Entdeckung der Dominanz Mendel kreuzte rotblühende mit weißblühenden Erbsenpflanzen Die Nachkommen (Mischlinge der beiden Ausgangsformen) waren rot Der Mönch zog daraus den Schluss, dass bei Erbsenpflanzen die rote Blütenfarbe über die weiße Blütenfarbe dominiert Das Merkmal „Weiß“ wird also unterdrückt, es ist rezessiv In seinen Experimenten beobachtete Mendel, dass immer ein Merkmal dominierte Zum Beispiel waren glatte gegenüber runzeligen Samen dominant und gelbe waren dominant gegenüber grünen Mendel formulierte die Ergebnisse seiner Versuche in der Uniformi- tätsregel Johann Gregor Mendel 8 Du bist dran! 1. Überlege. Warum ist in Abb. 9 das Buchstabensymbol für das Allel für die rote Blütenfarbe groß, das für die weiße Blütenfarbe klein ge- schrieben? 2. Die Wunderblume (siehe Abb. 13) kommt unter anderem in rot- und in weißblühenden Sorten vor. Im Unterschied zu den Erbsenpflanzen dominiert hier Rot nicht über Weiß. Der Erbgang ist intermediär. Er- stelle ein Kreuzungsschema mit Blütenzeichnungen wie in Abb. 9 (r = Allel für rote Blütenfarbe, w = Allel für weiße Blütenfarbe). Johann Gregor Mendel wurde in Österreichisch-Schlesien (heute Teil von Tschechien) geboren. 1843 trat er ins Augustinerkloster St. Martin in Altbrünn ein, wo er vier Jahre später zum Priester geweiht und 1868 zum Abt er- nannt wurde. Kreuzungsversuche Bei Erbsenpflanzenblüten erfolgt Selbst- bestäubung. Um dies zu verhindern ent- fernte Mendel die Staubgefäße der unrei- fen Blüten. Dann bestäubte er die Narben mit Pollen der gewünschten Pflanzen. Uniformitätsregel uniformis (lat.) = einförmig, gleichförmig Kreuzungsschema zur 1. Mendel- 9 regel P = Elterngeneration F 1 = 1. Tochtergeneration R = dominantes Allel für rote Blü- tenfarbe w = rezessives Allel für weiße Blü- tenfarbe Erste Mendelregel: Uniformitätsregel 10 Kreuzt man zwei Individuen einer Art, die sich in einem Merkmal vonei- nander unterscheiden und in Bezug auf dieses Merkmal reinerbig sind, sind alle Nachkommen in diesem Merkmal untereinander gleich. Nachkommen F 1 reinerbig Körperzellen Keimzellen RR Rw Rw Rw Rw ww Nachkommen Erscheinungs- bild Alle Nachkommen sind mischerbig und blühen rot Eltern P R R w w Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verl gs öbv

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